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Traummoerder

Titel: Traummoerder
Autoren: Shane Briant
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unzertrennlich.
    Nach dem Studienabschluss machte sich Nick als Kunstsachverständiger selbstständig, um die reichsten Geschäftsleute von L.A. zu beraten, Kunstportfolios verschiedener Firmen zu verwalten und im Auftrag seiner Klienten bei Auktionen mitzubieten. Giselle wurde in der Literaturagentur Bloom & Associates angestellt und überredete ihre neue Chefin Esther Bloom, Dermot unter ihre Fittiche zu nehmen. Zu der Zeit, in der Dermot die amerikanische Staatsbürgerschaft bekam, begann er mit seinem ersten Roman Beneath the Level, der mit Thomas Manns Tod in Venedig verglichen wurde, aber im verschneiten Montana spielte; dieses Erstlingswerk brachte ihm Nominierungen für den Whiting Writers’ Award und den Hemingway Foundation/PEN Award ein. Im selben Jahr wurde Neela Junior-Kuratorin des Los Angeles County Museum of Art. Alles lief bestens. Zumindest für eine Weile …
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Die Cops alarmieren?«, fauchte Dermot seine Frau an, während er sein Arbeitszimmer ansteuerte.
    Neela gab keine Antwort.
    Sobald er seinen Schreibtisch erreichte, griff er nach dem Brieföffner und schlitzte das dicke Kuvert auf. Er hatte richtig geraten. Es war tatsächlich ein Manuskript, allerdings war es nicht getippt, sondern in kindlicher Handschrift geschrieben. Dermot verlor augenblicklich das Interesse und ließ es auf den Schreibtisch fallen. Es gab genügend andere Dinge, um die er sich sorgen musste, beispielsweise um Neelas Stimmung. Ihr aggressiver Ton verriet ihm, dass dies wieder einer der emotional unterkühlten, angespannten, feindseligen, unversöhnlichen Tage war. Als sie nach ihm ins Zimmer trat, bekam er die Bestätigung.
    »Esther hat vorhin angerufen. Du hast dein Handy zu Hause liegen lassen, deshalb konnte sie dich nicht erreichen. Sie …«
    « … möchte die ersten Kapitel haben. Ja, ich weiß«, fiel ihr Dermot ins Wort. »Sie wird warten müssen.«
    »Hey, ich richte dir nur was aus. Mich brauchst du nicht für die Nachricht zu strafen.« Ja, die Gereiztheit war da wie immer und aus denselben Gründen wie immer. Neela war in den Dreißigern und bereit, Kinder zu bekommen; Dermot war das nicht. Zwar wünschte er sich eine Familie, wollte aber mit der Gründung warten, bis er finanziell wieder auf sicheren Füßen stand. Wenn Dermots Schriftstellerkarriere auch in Zukunft so düster blieb, wie sie gegenwärtig war, konnte Neela davon ausgehen, dass dieser Tag nie kommen würde. Dies war einer von vielen Gründen ihres Zerwürfnisses.
    »Sie scheint zu glauben, dass du bald mit etwas aufwarten kannst. Wir wollen’s hoffen.«
    Dermot schwieg.
    »Du wirst Esther ein paar Seiten geben müssen, auch wenn es nur eine Zusammenfassung ist. Dan hat den Vorschuss schon vor Monaten überwiesen.«
    »Stimmt. Was schlägst du vor? Soll ich Wasserman den Scheck zurückgeben?« Dermot deutete zur frisch renovierten Küche. »Das Geld ist längst weg, wie du weißt.«
    »Schrei mich nicht so an, Dermot. Das ist Nick gegenüber nicht fair – er ist unser Gast.«
    »Ich bin ein Freund «, rief Nick aus dem Wohnzimmer.
    Dermot brachte ein Lächeln zustande. »Tut mir leid, Nick, und bei dir entschuldige ich mich auch, Liebes. Es ist nur …«
    »Und? Was war in dem Umschlag?«, unterbrach ihn Neela.
    »Der übliche unaufgeforderte Quatsch. Die Leute mühen sich nicht mehr jahrelang mit Verlagen und Absagen ab, sondern legen ihre Manuskripte gleich auf Dermot Nolans Türschwelle. Er managt das dann schon – der arme Teufel hat ja sonst nichts zu tun. Seit einem ganzen Jahr fehlen ihm die zündenden Ideen.«
    Nick kam ins Arbeitszimmer und hielt beschwichtigend die Hand hoch. »Hey, wenn ihr Geld braucht, ich leih euch was. Im umgekehrten Fall würdet ihr mir auch aus der Patsche helfen.«
    Weder Dermot noch Neela reagierten, doch ihren Gesichtern war anzusehen, dass beide Nicks Angebot ernsthaft in Betracht zogen.
    »Hör zu, wenn es euch lieber ist, kann ich auch Zinsen auf das Darlehen berechnen, rückzahlbar, sobald Dermot den nächsten literarischen Preis gewinnt. Sagen wir jährlich zwei Prozent, bis du den Pulitzer einheimst?«
    »Klar«, brummte Dermot mürrisch.
    Neela ging auf Nick zu und umarmte ihn. »Du bist der Beste. Vielleicht später? Wenn es wirklich hart auf hart kommt.«
    Dermot lachte unfroh. »Sie spricht von morgen früh.«
    Neela war fest entschlossen, sich die Laune nicht noch mehr verderben zu lassen.
    »Nun, das Angebot steht. Es geht nur um Geld – also nicht
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