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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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Lächelnd hebt er ihre Hand zu seinen Lippen und haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken. Macys ganzer Körper kribbelt aufgeregt. Ihr Herz hüpft auf und ab.
    »Komm schon.«
    Draußen ist es kalt geworden. Obwohl es Mitte Mai ist, hat das Wetter sich noch nicht entschieden, ob es Winter bleibt oder Frühling wird.
    Die kalte Luft lässt Macy frösteln.
    »Hier.«
    Liebevoll streift Jules ihr seine Lederjacke über die Schultern und zieht sie eng an sich.
    »Besser?«
    Macy nickt glücklich und atmet den Geruch des warmen Leders und Jules Aftershave ein.
    »Ich fand es heute wirklich sehr schön«, beginnt er, als sie die halbe Strecke zum Auto schweigend zurückgelegt haben. »Ich würde mich sehr freuen, wenn wir das wiederholen könnten.«
    Abrupt bleibt er stehen und sieht Macy hoffnungsvoll an. Sein Blick lässt Macy dahinschmelzen.
    »Sehr gerne«, erwidert sie und kann nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihre Lippen stiehlt.
    »Du siehst toll aus, wenn du lächelst.«
    Das unverhoffte Kompliment treibt Macy das Blut ins Gesicht.
    »Danke«, murmelt sie und weicht seinem Blick aus.
    Ohne ein weiteres Wort bringt er sie zum Auto und öffnet ihr erneut die Tür. Auch auf der Rückfahrt verlässt kein Wort ihre Lippen.
    Als der Motor dieses Mal erstirbt, bleibt Macy sitzen und wartet darauf, dass Jules ihr aus dem Wagen hilft. Er umfasst ihre Hand, zieht sie aus dem Auto und direkt in seine Arme.
    »Macy?«, flüstert er und fährt mit einer Hand durch ihre Haare. Der Mond steht groß und hell am Himmel, die Straßenlaternen tauchen die Szenerie in ein goldenes Licht.
    »Ja?«, murmelt sie und schließt die Augen.
    »Dürfte ich dich küssen?«
    Die Frage kommt so unerwartet, so unverhofft und doch fühlt sie sich richtig an. Als hätte alles an diesem Abend auf diese eine Frage hingedeutet.
    Statt zu antworten hebt Macy den Kopf an, legt ihre Hand in Jules warmen Nacken, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn.
    »Aufstehen!«
    Ein Klopfen. Ungeduldig, fordernd, aggressiv.
    »Sofort! Wir müssen los!«
    Hailey fährt zusammen und sofort fällt ihr Blick auf den gepackten Koffer, der sie an ihr Schicksal erinnert. Mit einer schnellen Handbewegung wischt sie sich einige Tränen aus dem Gesicht. Sie richtet sich so gerade auf, wie sie kann, drückt die Schultern zurück und hebt das Kinn leicht an, bevor sie ihre Tür öffnet.
    Zwei uniformierte Männer blicken ihr streng entgegen. Sofort erkennt Hailey das goldene Emblem auf ihrer Brust:
    Ein stahlfarbenes Auge umrandet von zwei massiven »W«s.
    Wächter. Soldaten im Auftrag der Regierung, die widerspenstige Zivilisten in Kliniken bringen, dort über sie wachen und sie vermutlich auch töten.
    »Ich würde Sie bitten, mir zu folgen.«
    »Und ich würde Sie bitten, mich erst einmal etwas anziehen zu lassen. Mir wurde nicht mitgeteilt, dass Sie so früh erscheinen würden«, entgegnet Hailey kühl und hebt beide Augenbrauen nach oben. Obwohl sie innerlich vor Angst zittert, bleibt sie äußerlich gelassen und ist sehr stolz auf ihre Antwort.
    »Ähm, natürlich«, bringt der Jüngere der beiden überrascht hervor und kassiert dafür einen bösen Blick des anderen Wächters.
    »Aber schnell«, setzt dieser hinzu, um Hailey zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Die nickt, schnappt sich aus ihrem Schrank wahllos Kleidungsstücke und stürmt damit ins Bad.
    Bedächtig putzt sie sich die Zähne und betrachtet danach die Klamotten, die sie erwischt hat. Eine ausgewaschene Jeans sowie ein schwarzes Top mit weißem Feder-Print. Keine Kombination, die sie bewusst gewählt hätte, aber glücklicherweise auch keine, die auf Geschmacksverirrung schließen lässt.
    Hailey schlüpft betont langsam in ihr neues Outfit. Ein letztes Mal wird sie über die Schwelle dieses Raumes treten. Bevor sie jedoch das Bad verlässt, wäscht sie ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser.
    Dass Eleonore nicht da ist, verwundert Hailey nicht. Sie hat nicht mit einem tränenreichen Abschied gerechnet, vor allem nicht nach dem gestrigen Streit. Und dennoch versetzt ihr das Fehlen ihrer Mutter einen heftigen Stich, als würden sämtliche schlechte Erfahrungen der letzten Jahre gemeinsam ihren Tribut fordern.
    Der emotionslose Blick aus braunen Augen, als sie sich mit fünf das Knie aufgeschlagen hatte.
    Die herablassende Stimme, wenn sie vor Bekannten über ihr Kind sprach und Hailey ihre Worte zufällig aufschnappte.
    »Aus ihr wird nie etwas werden.«
    Worte wie Gift, die ihr
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