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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
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und Fronja würden an Land gehen.
    »Bin ich nicht ein Verzweifelter?« fragte er Robbin so leise, daß niemand sonst es hören konnte. »Wenn du recht hast, werden wir auf Sargoz finden, wonach wir suchen.«
    »Nicht alle kamen zurück. Nimm Krieger mit, die euch beschützen.«
    »Nein!« Mythors Entscheidung war endgültig. Er ließ sich auf der Ruderbank nieder, während Fronja im Bug des Bootes Platz nahm.
    Plötzlich zuckte die Tochter des Kometen zusammen. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Sie hatte Glair bemerkt, die eilenden Schrittes näher kam.
    »Was ist?« fragte Mythor.
    Fronja deutete auf die Wetterhexe.
    »Sieht ganz so aus, als würde sie ebenfalls Carlumen verlassen wollen.«
    »Ich glaube nicht…«
    »Wartet!« rief Glair. »Nehmt mich mit.«
    Mythor zögerte.
    »Ist das der Beweis deiner Liebe?« drängte Fronja. Aber es war bereits zu spät. Glairs Hände umklammerten den Rand des Bootes. Sie wirkte aufgeregt, ihr Atem ging hastig vom schnellen Lauf.
    »Auf Sargoz…«, schnaufte sie. »Mythor, für dich…«
    Fronja preßte die Lippen aufeinander. Ihr Blick forderte den Sohn des Kometen auf, abzulegen, »… ein weiterer Baustein des DRAGOMAE. Ich sah ihn im Spiegel der schweren Luft, aber ich weiß noch nicht, wo er liegt. Die Entfernung ist zu weit…«
    Es war Mythor anzusehen, daß er mit sich rang. Fronja bedeutete ihm sehr viel, andererseits durfte er ein Bruchstück des Zauberbuchs der Weißen Magie nicht einfach verschenken. Er ahnte, daß er den Kristall ohne die Fähigkeiten der Hexe wohl nicht auffinden würde.
    Glair schien sein Zögern richtig zu deuten. Rasch zog sie ihre Hände vom Drachenboot zurück.
    »Ihr geht, um den Bann des Liebeszaubers zu brechen«, sagte sie und sah Fronja unverwandt an. »Ich biete dir meine Unterstützung an, Tochter des Kometen. Zugleich kann ich nach dem Baustein suchen.«
    Glair benutzte jegliche Spiegelflächen, um mit deren Hilfe Vergangenes oder auch Zukünftiges zu schauen. Als See- und Wetterhexe leisteten ihr vornehmlich ruhige Wasserflächen große Dienste. Selbst die Spiegelungen schwerer Luft behinderten ihre Fähigkeit nicht. Allerdings waren es keine klaren Bilder, die Glair sah. Deshalb konnte sie die Umgebung des DRAGOMAE-Kristalls nicht näher beschreiben.
    »Wer weiß, wie lange Carlumen auf Kurs bleibt«, überlegte Mythor.
    »Also nehmt ihr mich mit?«
    Fronja nickte zögernd, woraufhin Glair sich mit geschmeidiger Bewegung ins Heck des Bootes schwang. Gerrek stieß den »Fisch« ab, der rasch davontrieb.
    Mythor legte sich kräftig in die Riemen. Die ganze Zeit über ließ Glair ihn nicht aus den Augen, wenngleich die Hexe so tat, als döse sie vor sich hin. Wieder spürte er die Einsamkeit. Um ihn her schien alles im Meer der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Er zog die Ruder hastiger durch, aber er nahm nicht wahr, daß er es tat. In diesem Augenblick bedauerte er, Crytons Angebot ausgeschlagen zu haben. War er ein Fremder in dieser Welt, lag sein Platz doch an jenem Ort, wo Halbgötter unter ihresgleichen waren?
    »Mythor!«
    Wie aus weiter Ferne drang der Ruf an sein Ohr. Es dauerte lange, ehe er begriff, daß Fronja zu ihm sprach.
    Der Sohn des Kometen schreckte zusammen. Er hatte sich entschieden und würde seinen Entschluß nicht rückgängig machen. Sollten die Götter warten – für ihn war diese Welt Heimat. Hier besaß er Freunde, die er nicht im Stich lassen durfte. Und hier wurde der wirkliche Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen, ein Kampf, der Blut kostete und Menschenleben, und der unwägbares Leid über viele Völker brachte.
    Das Drachenboot schwamm auf eine Ansammlung schroffer Klippen zu. Tief tauchte Mythor die Riemen in die schwere Luft ein, zog das Boot herum, das seinen Ruderschlägen nur noch schwerfällig gehorchte.
    »Träumst du?« fragte Fronja, als sie kaum zwei Schritte von einer messerscharfen Bruchkante entfernt die Klippen umrundeten.
    »Von dir«, erwiderte er, bereute die vorschnelle Antwort jedoch sofort, denn Fronja schwieg daraufhin.
    Was war los mit ihm? Er fühlte sich so unbehaglich wie lange nicht mehr. Er schwitzte, und der Schweiß perlte von seiner Stirn und brannte in seinen Augen.
    Glair musterte ihn noch immer. Sie lächelte, als sie bemerkte, daß er sie ansah.
    »Wir brauchen einen Platz zum Anlegen.« Mythor wandte sich zu Fronja um, aber die ehemalige Erste Frau Vangas hatte sich im Bug herumgedreht und blickte suchend in Fahrtrichtung. Ihr schien seine kurze
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