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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Bundesrepublik mit ihr zusammen leben. Warum wollten sie das nicht? Warum waren die Händler so wichtig?
    Ich glaube, das Gefühl, die Frau gekauft zu haben, war für die Männer besonders wichtig. Denn nur so entstand ein Besitzverhältnis. Es klärte, wer der Herr im Haus war.
    Einige planten unter Umständen sogar, sich später großzügig zu zeigen, die Frau nicht einzusperren, nicht zu schlagen, ja sogar, sie liebevoll zu behandeln. Trotzdem war der Akt des Kaufens wichtig für sie, denn von diesem Punkt an ist alles, was sie der Frau zugestehen, eine Gunst, die sie gewähren. Jede liebevolle Geste eine Gnade und kann jederzeit entzogen werden.
    Die Männer wollten sich sogar als großzügige, freundliche Ritter in der Not fühlen, als eine Art Entwicklungshelfer, denn sie wussten: Sie kommt aus einem armen Land in ein reiches Land. Die Männer glaubten, die Frau „von der Hölle ins Paradies” geholt zu haben.
    Ihr Aufenthaltsrecht in diesem Paradies war an die Ehe gebunden. Im Fall einer Trennung musste die Frau das Paradies verlassen. Ohne diese wichtige Unterstützung der bundesdeutschen Justiz hätte der Sklavenhandel nicht richtig funktioniert.
    Um die Frau gleich hier ans Haus zu binden, waren einige Männer geradezu versessen darauf, „ihr sofort ein Kind zu machen”. Damit wurden die Fesseln für die Frau fast unlösbar. Das Kind, meist die einzig ernsthafte Bezugsperson, wird für die Frau zum ganzen Lebensinhalt. Wagt sie es, sich von ihrem Käufer zu trennen, muss sie allein in ihr Herkunftsland zurück, denn bundesdeutsche Gerichte gehen davon aus, „dass eine solche Frau ihre Kinder nicht nach hiesigen Wertmaßstäben erziehen könne”.
    Das Kind bleibt also beim Mann, somit hat er ein weiteres Druckmittel, um die Frau gefügig zu halten.
    Jeder meiner Kunden war sich bewusst, dass er der Frau gegenüber alle Trümpfe auf seiner Seite hatte.
    Es war sein Geld.
    Es war seine Wohnung.
    Es war seine Sprache.
    Es war sein Land.
    Die Gerichte sprachen sein Recht.
    Würde die Frau, einmal hier angekommen, den Kampf gegen ihn aufnehmen, es wäre der Versuch, mit einer Wasserpistole auf einen hochmodernen Panzer zu schießen.
    Das Bildungsniveau der meisten meiner Kunden schätze ich als recht niedrig ein. Es gab aber immer wieder Ausnahmen. Es kamen auch Akademiker.
    Ein Zahnarzt suchte eine Buddhistin. Auf meiner Frage hin, ob er etwa auch Buddhist sei, lachte er und erklärte mir dann gleich bereitwillig: „Die Buddhisten glauben, dass das Leben der Menschen aus einer Kette von verschiedenen Leben besteht. Wenn es einem in diesem Leben schlecht geht, liegt es daran, dass man im vorherigen Leben Schuld auf sich geladen hat. Und dass man zu wenig Verdienste erworben hat.” Wieder lachte er. „Auch, ob einer als Mann oder Frau geboren wird, entscheidet das vorherige Leben. Sagen Sie bloß, das wissen Sie nicht?”
    „Nein, das wusste ich nicht. Aber was haben Sie davon, wenn Sie selbst kein Buddhist sind?”
    „Nun, die richtigen Buddhistinnen fühlen sich von vornherein schuldig. Sie wissen, dass sie in ihrem vorherigen Leben nicht gut waren und jetzt dafür leiden müssen. Sie unterwerfen sich gerne, in der Hoffnung, im nächsten Leben besser davonzukommen. Diese Buddhistinnen sind das Gegenteil von unseren Emanzen.” Er lachte erneut und versuchte dann in mein Schweigen hinein einen Scherz: „Als kritischer Verbraucher sollte man sich eben vorher informieren.”
    Im Laufe der Recherche sprach ich mit 120 Männern. Viele traf ich. Einer hat mich besonders erschreckt und mir wurde eine zusätzliche Dimension des Frauenhandels klar. Ich traf ihn in einem Chinarestaurant und zeigte ihm Fotos.
    Er war mir sympathischer als die anderen Kunden in den letzten Tagen. Er wollte auch nicht gleich intime Informationen über die sexuellen Qualitäten seiner Zukünftigen, sondern betonte, dass er auch gerne eine geschiedene Frau mit Kind nehmen würde. Sie dürfe das Kind auch mitbringen.
    Der Mann begann mich zu interessieren, denn meine bisherigen Kunden hatten geschiedene Frauen höchstens in die zweite oder dritte Wahl genommen, und wenn sie Kinder hatten, schon gar nicht. Wenn überhaupt, so gab es für die Kinder folgende „Kompromissformel”: Die Frau kommt, das Kind bleibt dort.
    Dieser Mann nun betonte, gerne eine Frau mit Kind zu nehmen. Wir sprachen etwa eine halbe Stunde miteinander. Das Gespräch plätscherte dahin. Da setzte sich ein Verdacht in mir fest. Warum hatte mir dieser Mann noch
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