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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und bat ihn, seine Wünsche schriftlich bei mir einzureichen. Ich bot mich an, dies dann kostenlos übersetzen zu lassen und seine Wunschliste nach Bangkok zu schicken, wo meine Freunde schon das Richtige für ihn finden würden. So hoffte ich, an seine Adresse zu kommen. Aber der Mann spürte vermutlich, dass er hereingelegt werden sollte. Jedenfalls brach er das Gespräch erneut ab und meldete sich nie wieder bei mir.
    Die anderen sechs Männer waren harmloser. Oder sie rückten nur nicht so rasch raus mit dem, was sie wirklich wollten. Sie hingen, begeistert von meinen Geschäftsmethoden, in der Leitung und drängten auf einen raschen Termin. Ich spürte sie an der Angelschnur zucken und schaltete nun um. Ich versuchte jetzt, wirklich so etwas wie Seriosität an den Tag zu legen. Plötzlich sprach ich nicht mehr von Ware, sondern von Frauen, Mädchen und Menschen und verhielt mich so, wie ich mir vorstellte, dass es vielleicht ein Sozialarbeiter tat, der ein Kind zur Adoption freigab oder nicht.
    „Ja, wenn Sie wollen, könnte ich jetzt gleich zu Ihnen in die Wohnung kommen.”
    „In meine Wohnung?”
    Für alle sechs war der Gedanke, dass ich bei ihnen zu Hause auftauchen könnte, so unwirklich, dass sie nachfragten, ob sie es auch richtig verstanden hätten.
    „Ja, natürlich in Ihre Wohnung. Ich muss doch sehen, wohin meine Mädchen kommen. Ich will doch einen Eindruck von der Wohnung haben. Hat sie bei Ihnen ein eigenes Zimmer? Wie ist das Zimmer eingerichtet? Gibt es zum Beispiel ein Bücherregal mit einheimischer Lektüre? Wenn sie das Fernsehprogramm hier schon nicht versteht, wird sie doch sicherlich zumindest etwas in ihrer Sprache lesen wollen.”
    Hier protestierte der Erste. Er wollte keine Frau, die lesen konnte. Aber jetzt blieb ich hart. Ich wollte die Wohnungen sehen und die Lohnstreifen der Männer. „Können Sie es sich überhaupt leisten, eine Frau zu ernähren und eine Familie zu gründen?”
    Dann erzählte ich von einem deutschthailändischen oder deutschphilippinischen Freundschaftskreis (den es überhaupt nicht gab). Angeblich tagte dieser Kreis wöchentlich in Altenkirchen. Ihm gehörten nach meiner Aussage zahlreiche Familien, aber auch einzelne Frauen an. Ich erfand sogar eine Mitgliedsgebühr für den Freundschaftsverein und pries ihn in den höchsten Tönen: „Es ist wichtig, dass die Frauen hier Kontakt zu Frauen in der gleichen Situation bekommen, damit sie sich nicht so einsam und allein fühlen. Wir organisieren Deutschkurse, Kochkurse, die Frauen werden über ihre Rechte in der Bundesrepublik informiert, lernen den Umgang mit Behörden. So versuchen wir, ihre erste Einsamkeit hier gar nicht aufkommen zu lassen. Sie wollen doch sicherlich auch nicht, dass ihre Ehefrau völlig isoliert ist, keine Freunde hat und zu Hause in der Wohnung versauert? Wir machen gemeinsame Ausflüge, Kaffeestunden und so weiter – wie gesagt, ich leite ein seriöses Unternehmen. Bei uns gibt es eine Nachbetreuung. Wir lassen die Frauen dann nicht einfach im Stich wie andere Unternehmen. Wir bemühen uns seit einiger Zeit darum, von der Stadt eine Sozialarbeiterin für dieses Projekt zu bekommen. Bisher wird die Nachbetreuung ehrenamtlich gemacht.”
    Mein Ansinnen empörte die Männer. Sie fühlte sich gelinkt, hereingelegt, hintergangen. Niemand, der eine Sklavin kaufen möchte, will für sie ein soziales Umfeld oder gar eine Nachbetreuung durch Sozialarbeiter.
    Zwei Kunden brüllten mich an:
    „Spinner!”
    „Ich lass mich doch nicht verarschen!”
    Dann legten sie auf. Die vier anderen versuchten verdattert, aus dem Gespräch wieder herauszukommen, versprachen, bald wieder anzurufen und versicherten, jetzt im Moment keine Zeit mehr zu haben.
    Später ergab die Überprüfung der Namen, dass alle Männer mit falschen Angaben operiert hatten. Es war mir gleich komisch vorgekommen. So viele Müllers, Meiers, Schneiders und Schmidts gab es ja dann doch nicht.
    Reichlich deprimiert fragte ich mich nach dem Ergebnis dieses Tages. Versuchte, alle Anrufe zu rekapitulieren, suchte das Gemeinsame in den Wünschen der Männer, aber auch das, was sie voneinander unterschied.
    Eine gleichberechtigte Partnerschaft schien diesen Männern unerträglich. Sie dachten in Kategorien von herrschen und beherrscht werden, von oben und unten. Sie könnten für das gleiche Geld nach Thailand oder auf die Philippinen fahren, dort eine Frau kennen lernen und ohne zwischengeschaltete Händler heiraten und in der
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