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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Autoren: Birgit Kluger
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Gespräch entgegen, als ich die Nummer im Display sehe. Meine Mutter.
     
    „Tamara. Warum rufst du mich nicht zurück? Ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich ganz wundervolle Vorhänge entdeckt habe. Ich bringe dir nachher ein paar Stoffmuster vorbei“, ertönt ihre Stimme, kaum dass ich „Hallo“ gemurmelt habe.
    Nachher? Wann nachher?
    Hastig versuche ich, diese Idee im Keim zu ersticken: „Du kannst heute nicht vorbeikommen!“
    „Aber warum denn nicht? Ich bin schon auf dem Weg.“
    „Du bist schon auf dem Weg?“ Ich muss mich zusammenreißen, um nicht in den Hörer zu brüllen. „Das geht nicht. Ich bin schon so gut wie weg. Ich habe den ganzen Tag Termine. Morgen kannst du kommen oder übermorgen“, oder nächste Woche , setze ich in Gedanken hinzu.
    „Das ist doch kein Problem, Schatz. Ich schaue nur schnell bei dir vorbei, um zu sehen, ob die Stoffe passen. Da musst du ja nicht dabei sein.“
    „Nein!“
    „Was ist denn heute los mit dir?“
    „Ich … Ich bin etwas im Stress. Unsere Putzfrau kommt gleich, später muss ich mit dem Caterer das Menü besprechen, und der Innenausstatter will, dass ich mir irgendwelche italienische Fliesen ansehe.“ Die Liste könnte ich endlos fortsetzen, aber so langsam geht mir der Atem aus.
    „Es ist ohnehin besser, wenn ich bei diesen Gesprächen dabei bin“, stellt meine Mutter fest.
    Verdammter Mist . Verzweifelt suche ich nach einer Erklärung, die meine Mutter davon abhält, mir bei diesen wichtigen Verhandlungen hilfreich zur Seite zu stehen. Andererseits habe ich gestern Abend beschlossen, mir nichts mehr gefallen zu lassen, also werde ich sie mit der Wahrheit konfrontieren. Sie muss sich in Zukunft aus meinem Leben heraushalten, wenn es um solche Entscheidungen und meine Hochzeit geht. Und dann wäre da noch die Leiche, die sie auf keinen Fall entdecken darf …
    „Lieber nicht. Das ist wirklich furchtbar nett von dir, aber ich habe zwischendrin einen Frisörtermin und muss danach kurz bei Nigel vorbei. Er will, dass ich bei ihm in der Galerie anfange, sobald wir aus den Flitterwochen zurück sind.“ Immerhin. Das war doch schon ein Anfang. Wenigstens habe ich NEIN gesagt … irgendwie.
    „Also gut. Wenn du meinst.“ Wie immer schafft sie es, in diesen wenigen Worten jede Menge Emotionen mitschwingen zu lassen. Ich kann sie förmlich vor mir sehen, wie sie mir mit strafendem Blick zu verstehen gibt, dass ich gerade dabei bin, einen riesigen Fehler zu begehen. Und dieses Mal hat sie sogar recht.
     Meine Mutter beendet das Gespräch wie üblich abrupt, ohne sich mit Abschiedsfloskeln aufzuhalten. Mit einem tiefen Seufzer lasse ich mich auf die Couch sinken. Noch mal Glück gehabt. Wenn sie erst einmal auf dem Weg zu mir ist, gibt es kaum etwas, was sie von ihrem Vorhaben abbringen kann. Trotzdem muss ich unbedingt die Leiche aus dem Haus schaffen, bevor meine Mutter es sich anders überlegt und doch noch vorbeikommt. Aber erst muss ich den Schlosser anrufen. Ich will neue Schlösser, und zwar heute noch.
     
    „Verdammt, verdammt, verdammt!” Das ausgiebige Fluchen ist das Einzige, was mich in dieser Situation ein wenig von meiner Anspannung befreit.
    „Wo ist das verflixte Ding?“ Mit einem verzweifelten Blick suche ich die Garage ab. Die Abdeckplane des Swimmingpools lässt sich nirgends finden. Kein Wunder, Ron hat sie irgendwo verstaut. Stunden später – so kommt es mir zumindest vor – fällt mein Blick auf ein ordentlich zusammengelegtes blaues Paket, das in der hintersten Ecke eines Regals liegt.
    Die Plane ist schon ziemlich zerschlissen, weshalb wir sie wegwerfen wollten. Jetzt habe ich die perfekte Verwendung dafür gefunden. Niemand wird sie vermissen, sondern denken, sie sei auf dem Sperrmüll gelandet, nicht ahnend, dass eine Leiche darin vermodert, während das Plastik wahrscheinlich in hundert Jahren biologisch noch nicht abgebaut sein wird.
    Egal. Ich bin heute nicht in der Stimmung, mich um Umweltverschmutzung zu sorgen. Stattdessen ziehe ich ein Paar Gartenhandschuhe an und zerre das Teil aus der Garage hervor, schleife es über die Terrasse ins Haus und zur Esstheke. Dorthin, wo der Tote noch immer auf seinem Barhocker sitzt.
    Okay. Ein tiefer Atemzug. Dann noch einer. Er ist schon tot. Ich tue ihm nicht weh. Am besten kippe ich ihn vom Hocker auf die Plane. Genau.
     
    Mit einem dumpfen Schlag fällt er auf das Plastik. Mir dreht sich der Magen um und ich übergebe mich, aber nicht auf den weißen Teppich, sondern in
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