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Trapez

Trapez

Titel: Trapez
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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beigebracht habe, Matt, hoffe ich, dass ich dir das beigebracht habe. Es hat nichts damit zu tun, wie mutig du bist, figlio. Glaubst du, du mu ss t irgendwas davon mir beweisen? Mir, fanciullo? Nach all dem, was wir zusammen mit dem Dreifachen durchgemacht haben?« Direkt dort in der Hauptmanege, als Mason alle aufforderte die Bühne freizumachen, zog Angelo Mario an sich und rieb seine Wange mit einem rauen Ku ss .
    »Andiamo!« sagte er und schob ihn zur Leiter. »Mach, dass du da raufkommst und zeig uns den besten gottverdammten Dreifachen, den wir je gesehen haben. Das ist dein Job, figlio. Und es gibt niemanden sonst, der es kann. Du mu ss t es schaffen.«
    Verblüfft ging Tommy auf sein Ende des Trapezes zu.
    Was, zum Teufel, hatte Fortunati überhaupt zu Angelo gesagt? Als er das Seil hinaufkletterte wu ss te Tommy, dass er es nie erfahren würde.
    Wird es klappen? Wird er da raufgehen und sich umbringen? Und versuchen zu beweisen, dass er immer noch das Unmögliche schaffen kann? In seinem Zustand …
    Aber dann sah er zur Strickleiter zurück, wo Mario auf die Plattform stieg und dem Publikum ausladend und übertrieben zuwinkte. Unten auf den Plätzen schrie und applaudierte das Publikum aus kostümierten Komparsen.
    Mario schwang sich hinaus, mit dem ersten der riesigen Aufwärmschwünge, mit denen er immer seinen Tag begann. Tommy saß aufrecht auf seinem Trapez, beobachtete ihn, wie er sich um die Stange herumdrehte, wieder hinausschwang mit der Präzision der Bewegung. Perfekte fliegende Anmut.
    Es klappt, es klappt … Mensch und Trapez schienen zu verschmelzen und ein einziges, glückliches Ganzes zu bilden. Mario bewegte sich wie ein Kind darauf, das in reiner Freude auf einer Schaukel saß . Als er auf die Plattform absprang und sich geschmeidig für Stella zur Seite bewegte, sah Tommy für einen Moment ihren lächelnden Blickaustausch. Bart hatte es einmal gesagt. Wenn ich es nicht besser wü ss te, hätte ich geschworen, dass ihr ein Liebespaar seid. Kein Wunder, dass Johnny eifersüchtig war.
    Aber Johnny brauchte nicht eifersüchtig zu sein. Nicht auf der Ebene. Überhaupt nicht.
    Stella gibt ihm alles, was er von einer Frau je bekommen kann. Alles, was er braucht, alles, was er von einer Frau will.
    Mario gab Tommy das Signal für den Dreifachen.
    Tommy ließ sich zurückfallen, ohne auch nur darüber nachzudenken und hing an seinen Knien. Er hielt die Stange zwischen seinen Beinen und wand seine Beine fest und präzise um die gepolsterten Stützen. Mario war vom Brett abgesprungen und schwang sich hinaus, immer höher, und Tommy beschleunigte seinen eigenen Schwung, um sich genau Marios Rhythmus anzugleichen. Hinaus und zurück, und wieder hinaus… Präzise, zusammen, vereint, eingeschlossen in einem doppelten Rhythmus. Wie beim Vorspiel, wenn man sich zu gegenseitiger Erregung steigerte, fieberhaft, Spannung baute sich zwischen ihnen auf.
    Noch nicht, noch nicht ganz, noch einen Schwung … Zufällige Gedanken, Gedanken, an die er sich später nie erinnern würde, huschten durch seinen Kopf. Was wir zusammen sind, am Trapez – als wenn wir uns liebten – mitten in der Öffentlichkeit – es ist dieselbe Stelle in dei nem Bauch. Salto Mortale. Die perfekte, vorher bestimmte Form des Schicksals …
    Er konnte Mario nicht genau sehen, er spürte ihn, das andere Trapez, darauf eingestellt, wie verzahnt, ein einziger Herzschlag. Mario t rieb seinen letzten Schwung hö her, als ob sein angespannter Körper ausbrechen und nach oben wegfliegen wollte. Frei von Schwerkraft. Als wollte er niemals zurückkehren… und zurück, über die Halterungen hinaus. Er berührte fast die Sicherheitsseile.
    Tommy streckte seine Hände beim Rückschwung aus, noch bevor Mario von der Stange wie ein Kanonenschu ss wegschnellte, sich drehte, unglaublich viel höher bei der zweiten Drehung – ihre Hände verschränkten sich mit einem Ruck durch das Gewicht, bevor das Jetzt! in Tommys Kopf bewu ss t wurde. Erst als sie an Händen und Handgelenken verschränkt zusammen in der Luft schwangen, bemerkte Tommy, dass er schon befürchtet hatte, Mario wie Papa Tony fallen zu sehen. Marios Augen unter ihm waren erfüllt mit dem Zauber und der Erregung von einst.
    »Okay, Lucky? Okay«, flüsterte er.
    Und er war wieder weg, scho ss auf die Plattform zu, sprang neben Stella ab, gab ihr die Stange in die Hände, warf sorglos zur Stütze einen Arm um sie, hob seine Hand in einer übertriebenen, ausladenden Geste.
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