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Trapez

Trapez

Titel: Trapez
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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oder kopfüber hängen würde, dass er keine dummen Fehler beim Zählen machen würde. Betsy konnte heute wieder laufen, aber ihr Fuß war immer noch fest bandagiert. Zum ersten Mal fragte er sich, wie alt sie war. Sie war bei der Show, solange er denken konnte. Es schien komisch, dass jemand in ihrem Alter immer noch diese einfache Nummer machte.
    »Deine Perücke ist ein bi ss chen schief.« Sie rückte sie mit einem freundschaftlichen Lächeln gerade.
    »Was macht dein Fuß , Betsy?«
    »Ein bi ss chen besser«, sagte sie, »aber der Doktor sagte mir, ich solle ihn schonen. Und Margot sagt, dass du alles in allem deine Sache sehr gut machst. So kriegst du Erfahrung. Das schadet dir nichts.«
    Margot kicherte. »Du bist wie ein alter Feuerwehrgaul, Betsy, immer auf dem Sprung.«
    »Und ich bin stolz drauf«, stimmte Betsy zu. »Was sollte ich denn sonst machen? Eine Wurfbude auf dem Rummelplatz vielleicht?«
    »Da ist eure Musik«, sagte Margot scharf. »Ihr seid dran, Mädchen!«
    Tommy war heute sicher genug, um einen schnellen Blick vom Seil auf das Publikum zu werfen und nach Jeff und Nancy auf ihren Plätzen zu suchen. Er hatte sich mit ihnen nach der Show verabredet, um in die Stadt zu gehen. Als er sich umzog, war er ruhig und erleichtert und ein bi ss chen stolz auf sich. Wenn er heute Fehler gemacht hatte, waren sie nicht groß genug gewesen, um Margot aufzufallen. Er war ein bi ss chen eingebildet, als er auf Jeff und Nancy zuging, die noch im Eingang standen.
    »Tut mir leid, dass ihr warten mu ss tet«, begrüßte er sie.
    Jeff lachte, und es war kein angenehmes Lachen. »Hey, Tommy«, sagte er, »du bist ja ein richtig süßes Mädchen.«
    Nancy kicherte schrill. »Wo sind denn die niedlichen blonden Locken, Tommy? Oder vielleicht sollten wir dich Tammy nennen?«
    »Ach, und die rosa Rüschenröcke«, gurrte Jeff.
    »Hört doch auf«, sagte Tommy verlegen. Es machte ihm nichts aus, aufgezogen zu werden, aber ihm war so, als zielten sie unter die Gürtellinie. »Kommt, la ss t uns was trinken. Wo gehen wir hin? Zu Walsh?«
    Nancy fragte: »Bist du immer als Mädchen beim Zirkus aufgetreten, Tommy?«
    »Nein – nein, natürlich nicht!« Tommy wunderte sich, warum sie so ein Theater machten. » Bloß weil sich eins der Mädchen den Fuß verletzt hat, haben sie mich heute einspringen lassen.«
    »Lassen?! Dazu könnten sie mich nie bringen«, sagte Jeff. »Nicht für Geld würde ich in diesen Rüschenröcken und diesen blonden Locken vor all die Leute gehen!«
    »Oh«, sagte Nancy mit einem hohen Kichern, »ich finde er ist entzückend als Mädchen. Hey Jeff, glaubst du, dass sie Tommy in diesem Winter in die Mädchenturnklasse stecken werden?«
    Tommy erkannte zu spät, dass sie nicht bloß auf einem guten Witz herumritten, sie verhöhnten ihn. »La ss das«, sagte er ärgerlich. »Jemand muss in der Nummer arbeiten, während Betsy verletzt ist. Wenn ihr glaubt, dass es so verdammt komisch ist, möchte ich sehen, wie ihr es macht!«
    »Oh«, sagte Jeff mit Falsettstimme. »Ich fand, du warst echt süß ! Hey Nancy, wir müssen alle anderen heute Abend herholen. Das müssen die sehen. Die ›Zirkusprinzessin‹ – so nennt man das doch? He – Zirkusprinzessin«.
    Er stellte sich dicht neben Tommy und flüsterte anzüglich: »Hallo, Süße ! Hast du heute Abend schon was vor?
    Willst du mit mir ausgehen?«
    Tommy fühlte, wie eine blinde Wut in ihm aufstieg, die jede Vernunft wegwischte. Er scho ss auf Jeff zu und schlug auf ihn ein.
    Das nächste, was er wu ss te, war, dass Pick Leighty sie alle auseinanderzerrte. Tommy hatte einen langen Kratzer unter seinem linken Auge, und sein Mund schwoll von einem Schlag an, aber Jeffs Nase hatte angefangen zu bluten und ein Auge war zugeschwollen. Er hatte das letzte Wort und spottete: »He, du kämpfst echt gut für ein Mädchen.«
    »Los jetzt! Ihr Stadtkinder macht, dass ihr vom Platz kommt!« Pick schubste Jeff ärgerlich und sah Nancy böse an. Er bückte sich, hob ihr Haarband auf und warf es nach ihr. »Schöne Manieren für eine junge Dame als Gast auf dem Platz«, sagte er spöttisch und stieß Jeff auf das Tor zu. Aber als sie weggingen, wandte sich sein Zorn gegen Tommy.
    »Ich schäme mich für dich, Tom. Erst fragst du, als ob du deine Freunde mit auf den Platz bringen kannst, dann fangt ihr hier eine Schlägerei an! Sogar noch mit einem Mädchen! Wenn ich dein Vater wäre, würde ich dich so versohlen, dass du noch drei Spielzeiten dran
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