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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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Kupferkabel blitzten mir aus dem Schlund entgegen.
Eine Welle der Wut stieg in mir hoch und ich presste die Lippen zusammen. Metin,
dieser Vollpfosten, wusste, dass ich nach meiner Heimkehr als Erstes nach dem Wagen
sehen würde. Und offenbar wollte er auf Nummer sicher gehen, dass ich ihm so bald
wie möglich unter die Augen trat. Stoisch starrte ich auf das Lenkrad, aus dessen
Mitte die französische Raute ragte. So oder so hatte ich mit Metin noch ein Hühnchen
zu rupfen. Es gab Papierkram zu erledigen fürs Arbeitsamt. Ich hatte Habseligkeiten
in der Detektei liegen gelassen. Und es war augenscheinlich immer noch ein Ersatzschlüssel
für meinen Twingo in Umlauf, welchen ich unbedingt einsacken musste, damit dieser
Spuk ein Ende fand. Ich hätte den Türken aufgesucht, früher oder später. Doch nun
stand ich unter Zugzwang. Ich brauchte mein Auto, war aber zu blöde, es kurzzuschließen.
Für einen Werkstattbesuch fehlte mir das nötige Kleingeld. Und der, der mir am besten
helfen konnte, war der Letzte, den ich anrufen wollte.
    Ich mochte
diese Machtspiele nicht – genauso wenig wie die Vorstellung, dass Metin sich ins
Fäustchen lachte, würde ich zu Kreuze kriechen.
    Ich drückte
meinen Schädel gegen die Kopfstütze.
    Ein letztes
Mal, dachte ich. Ein letztes Mal wirst du antanzen. Dann ist es vorbei.
    Ich stieg
aus dem Twingo, drehte den Schlüssel im Türschloss und trat den Fußweg zur nächsten
Haltestelle der Straßenbahnlinie 306 in Richtung Wattenscheid an.
     
    Die Detektei Tozduman Securities
war in einem Ladenlokal auf der Voedestraße in Wattenscheid-Mitte untergebracht.
Die Schaufenster waren bodentief und beanspruchten den Großteil der Gebäudefront.
Die Glastür war von Aluminium umrahmt, die Türschlösser verkratzt, die Scheiben
mit privaten Vermisstenanzeigen zugeklebt. Rechts von der Detektei stand ein froschgrünes
Wohnhaus mit vier Klingelschildern, sechs Briefkästen und einer dreistufigen Steintreppe,
die erst einmal bewältigt werden musste, wollte man durch die von Termiten zerfressene
Holztür schreiten. Zur Linken wartete ein Ladenlokal auf einen neuen Pächter. Vor
meiner Abreise hat es dort noch Zeitschriften und Tabakwaren gegeben.
    Meine Augen
pappten an den Lettern auf dem Schaufenster. ›Tozduman Securities – Private Ermittlungen‹.
Die Klebefolie war über die Jahre faserig geworden, die blutrote Farbe einem seichten
Rosa gewichen. Die Lamellenvorhänge hingen wie Kiemen hinter der Scheibe und ließen
ein paar Einblicke zu, wenn man sich ganz nah ans Fenster stellte. Der Nieselregen
hatte mittlerweile aufgehört, doch die graue undurchdringliche Wolkendecke gab Grund
zur Annahme, dass es heute noch einmal ordentlich plästern würde. Ich schielte durch
die Lamellen in das Büro; es schien niemand dort zu sein. Es war Freitag. Corinna
hatte um diese Uhrzeit bereits frei und Sven war höchstwahrscheinlich im Außendienst
unterwegs. Metins Mercedes parkte akkurat auf dem Seitenstreifen, doch von dem Türken
war weit und breit nichts zu sehen.
    Ich drückte
die Tür auf. Ihre Borsten schubberten mühsam über den Boden. Die Luft im Raum war
warm und verbraucht, die Heizkörper schnurrten Wasser durch ihre Rohre. Um unnötigen
Lärm zu vermeiden, drückte ich die Klinke hinunter und die Tür zurück in den Rahmen.
Kaum hatte ich mich umgedreht, stampfte auch schon Metin direkt auf mich zu. Ich
rechnete mit einem wundgetobten Türken. Zu meiner Irritation grinste er jedoch.
    »Rollo!«
Feierlich breitete er die Arme aus und ließ seine Finger zappeln.
    Aus dem
Bauch heraus tat ich einen Schritt zurück und spürte die kalte Glastür im Rücken.
Metin ließ sich davon nicht beirren, sondern näherte sich mir bis auf eine Fußlänge.
Dann legte er seine Handflächen auf meine Wangen und drückte zu, sodass meine Lippen
wie die eines Karpfens auseinanderklafften.
    »Endlich
bist du da! Komm her. Wie war der Urlaub?« Er legte einen Arm um meine Schulter,
was sich als äußerst schwierig erwies, da er 20 Zentimeter kleiner war als ich.
Ich beugte mich vor, Metin stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte einfach
nicht von mir ablassen. Er führte mich zu seinem Heiligtum, einem durchgesessenen,
glanzlosen weißen Ledersessel, und bot ihn mir an. Doch ich zog es vor, auf der
anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen. Dort, wo ich immer saß, wenn es etwas
zu bereden gab.
    »Gut. Warm.
Immer noch«, antwortete ich knapp und sah zu, wie er sich mit hin und her
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