Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
sogar die verhältnismäßig minderwertigen.” Er lehnte sich mit einer Handbewegung über ihren gemeinsamen Zaun. “Ich habe Judy jetzt seit drei Jahren. In dieser Zeit ist mir nicht ein einziges Mal eine ähnlich gute Percheron-Stute über den Weg gelaufen. Als ich sie kaufte, mußte ich extra bis nach Kanada fliegen, und ich habe sie persönlich hergefahren, damit sie mir unterwegs nicht gestohlen wurde …”
    Rick unterbrach ihn: “Aber wenn Sie zwei Pferde haben und ich keins, so verstößt das doch gegen sämtliche theologischen und moralischen Grundsätze des Mercerismus.”
    “Sie haben Ihr Schaf. Sie können doch den Aufstieg in Ihrem privaten Leben vollziehen, und wenn Sie die beiden Hebel des psychologischen Einfühlungsvermögens in die Hand bekommen, können Sie ehrenhaft weiterkommen. Sicher, wenn ich zwei Tiere hätte und Sie gar keins, würde ich dazu beitragen, Sie der wahren Einswerdung mit Mercer zu berauben. Aber jede Familie in diesem Haus - warten Sie mal, jedes dritte Apartment ist bewohnt, also müssen es fünfzig sein - jede Familie besitzt irgendein Tier. Graveson gehört das Huhn da drüben.” Er deutete nach Norden. “Oakes und seine Frau haben den großen, roten Hund, der nachts immer bellt.” Er überlegte. “Ich glaube, Smith hält unten in seiner Wohnung eine Katze. Jedenfalls behauptet er es, gesehen hat sie noch niemand. Möglich, daß er nur damit angibt.”
    Rick ging hinüber zu seinem Schaf, bückte sich und tastete in der dicken weißen Wolle nach dem versteckten Kontrollmechanismus. Vor Barbous Augen klappte er den Deckel auf und enthüllte das Schaltbrett.
    “Sehen Sie?” sagte er zu Barbour. “Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich das Fohlen so dringend haben möchte.”
    Nach einer langen Pause sagte Barbour: “Armer Kerl. War es schon immer so?” “Nein.” Rick klappte den Deckel an seinem elektrischen Schaf zu, richtete sich auf und sah seinen Nachbarn an. “Zuerst hatte ich ein richtiges Schaf. Mein Schwiegervater hat es uns geschenkt, als er auswanderte. Dann, vor ungefähr einem Jahr, kam das Unglück. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie ich es zum Tierarzt brachte. Sie waren doch an dem Morgen hier oben, als ich es auf der Seite liegend vorfand.”
    “Sie haben es auf die Beine gestellt”, erinnerte sich Barbour und nickte. “Ja, Sie haben es noch einmal hochgebracht, aber nach ein paar Schritten ist es wieder umgefallen.”
    Rick sagte: “Schafe bekommen die seltsamsten Krankheiten. Sie können nicht mehr aufstehen, und man kann nie feststellen, wie ernst die Sache ist, ob es sich nur um ein verstauchtes Bein oder um Tetanus handelt. Daran ist mein Schaf eingegangen: an Tetanus.” “Hier oben?” fragte Barbour. “Hier auf dem Dach?”
    “Das Heu war schuld”, erklärte Rick. “Einmal habe ich nicht den ganzen Draht von dem Ballen abbekommen. Ein Stückchen Draht blieb dran, und Groucho wurde am Bein geritzt und zog sich Tetanus zu. Ich brachte Groucho zum Tierarzt. Dort ging er ein. Ich überlegte eine Weile, dann rief ich eine der Firmen an, die künstliche Tiere herstellen, zeigte den Leuten ein Foto von Groucho, und sie haben mir das hier geliefert.” Er deutete auf das im Gras liegende Ersatztier, das ihn immer noch aufmerksam beobachtete, ob er nicht vielleicht doch Kornflocken in der Tasche hatte.
    “Eine ausgezeichnete Arbeit. Ich beschäftige mich genauso viel und so gründlich damit, wie mit einem echten Tier. Aber …” Er zuckte die Achseln. “Es ist eben nicht dasselbe”, beendete Barbour den angefangenen Satz. “Aber fast. Es ist nicht viel anders als bei einem echten Tier, man muß es immer im Auge behalten. Manchmal gehen diese Dinger kaputt, und dann weiß jeder im ganzen Haus Bescheid. Ich habe es schon sechsmal in der Reparatur gehabt.” Er fügte hinzu: “Auf dem Wagen der Reparaturfirma steht natürlich >Tierklinik Sowieso<, und der Fahrer trägt einen weißen Kittel wie ein richtiger Tierarzt.” Plötzlich warf er einen Blick auf seine Uhr und merkte, wie spät es geworden war. “Ich muß zur Arbeit”, sagte er. “Bis heute abend.” Als er auf seinen Wagen zuging, rief ihm Barbour eilig nach: “Ich werde natürlich zu keinem hier im Haus etwas sagen.”
    Rick hielt inne und wollte sich bedanken, aber dann überkam ihn etwas von der Verzweiflung, über die Iran gesprochen hatte, und er murmelte: “Ich weiß nicht recht, vielleicht ist es ganz gleichgültig.”
    “Aber man wird Sie über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher