Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide
Autoren: Jessica Bird
Vom Netzwerk:
und auch nicht angerufen hat …“ Cassandras Stimme zitterte. „Er muss Schreckliches durchmachen. Er und Reese waren nicht nur Segelpartner, sie waren wie Brüder. Wo ist Alex denn jetzt?“
    „Hier. Zu Hause in White Caps.“
    „Ich muss ihn unbedingt sprechen.“
    Frankie atmete tief durch. „Sie sind jederzeit herzlich willkommen, aber ich sollte Sie wohl vorwarnen. Alex ist seit dem Unfall sehr verschlossen. Vielleicht können Sie ja zu ihm durchdringen. Mit uns redet er jedenfalls nur das Nötigste, wenn überhaupt.“
    Als Gray bemerkte, dass Cassandra zitterte, legte er ihr einen Arm um die Taille, und sie lehnte sich dankbar an ihn. „Ich werde es gerne versuchen“, flüsterte sie. „Ich will auf jeden Fall wissen, was auf dem Boot geschehen ist.“
    Es dauerte eine Weile, bis Joy es schaffte, Libbys Zimmer ohne Ernest zu verlassen. Der Hund starrte sie so flehentlich an, dass es ihr schwerfiel, ihn mit dem Fuß vorsichtig zurück in den Raum zu schieben, während sie die Tür von außen schloss. Doch so unschuldig der Golden Retriever auch aussah – eine Tortellini-Katastrophe am Tag reichte.
    Als sie in die Küche zurückging, fragte sie sich, wann sie Gray wohl über den Weg laufen würde. Wahrscheinlich ließ er sich erst blicken, wenn die Feier anfing, also blieb ihr noch ungefähr eine Dreiviertelstunde, um sich innerlich darauf vorzubereiten. Nervös strich sie sich über die schwarzweiße Uniform, die Libby ihr gegeben hatte. Zum Glück saß sie perfekt, auch wenn der Rock kürzer war, als Joy ihn normalerweise getragen hätte.
    Sie stieß die Tür zur Küche auf – und blieb überrascht stehen. Neben dem Herd stand Gray Bennett, und er sah noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Das dunkle Haar war zurückgekämmt, sodass seine Gesichtszüge noch markanter wirkten. Er trug einen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug, der seine breiten Schultern betonte. Das helle Hemd brachte seine Sonnenbräune zur Geltung, die die blauen Augen strahlen ließ.
    Das Einzige, was dieses wundervolle Bild störte, war die Tatsache, dass er eine Frau im Arm hielt. Eine Frau, die er so besorgt ansah, als hätte er tiefe Gefühle für sie.
    Joys Magen verkrampfte sich. Oh nein!
    Am liebsten wäre sie zurück in Libbys Zimmer geflüchtet, aber sie zwang sich, ruhig stehen zu bleiben, um sich nicht lächerlich zu machen. Natürlich lebte ein Mann wie er nicht wie ein Mönch. Schließlich hatte sie oft genug in der Boulevardpresse gelesen, dass er in Washington eigentlich immer mit einer schönen Frau an seiner Seite gesehen wurde. Aber eben immer mit einer anderen – und immer nur in Washington.
    Nach Saranac Lake war er bisher allein gekommen, und deshalb hatte Joy ihn noch nie tatsächlich mit einer anderen gesehen. Es traf sie viel härter, als nur darüber zu lesen.
    Und natürlich war die Frau eine Schönheit. Kupferrotes, welliges Haar, zarte, durchscheinende Haut, große grüne Augen. Das cremefarbene Kleid, das sie trug, war von eleganter Schlichtheit und wirkte vor allem durch den wunderbaren Stoff und den perfekten Sitz. Bestimmt ein maßgearbeitetes Designerstück.
    Die beiden gaben ein wunderbares Paar ab.
    Als Joy wieder zu Gray schaute, zuckte sie zusammen. Sein stahlblauer Blick ruhte auf ihr – was sie normalerweise nicht gestört hätte. Doch Gray wirkte unzufrieden, geradezu ärgerlich. Bisher war er ihr immer freundlich begegnet – wieso hatte sie auf einmal das Gefühl, in seinem Haus nicht willkommen zu sein?
    „Tom, soll ich dir mit dem Filet helfen?“, fragte sie und ging rasch zu dem Jungkoch hinüber, der gerade Rindfleisch schnitt.
    „Das wäre prima.“ Er rückte ein Stück zur Seite und reichte ihr ein Messer.
    Erleichtert beugte sich Joy über das Fleisch. Sie war ziemlich durcheinander und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Gray mit einer anderen Frau zu sehen war schon schwer genug, doch daran würde sie sich im Laufe des Abends wohl gewöhnen müssen. Sein finsterer Blick jedoch setzte ihr schwer zu.
    Als sie es schließlich wieder wagte, sich über die Schulter nach ihm umzusehen, waren er und die Schönheit gegangen. Stattdessen sah sie Nate, der sich von hinten über Frankie beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Frankie wurde ein wenig rot und lächelte, als er ihr einen schnellen Kuss gab.
    „Die beiden sind echt glücklich“, bemerkte Tom.
    Natürlich waren sie das. Weil sie eine echte Beziehung hatten und nicht nur davon träumten. Joy dachte an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher