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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman
Autoren: Tamara McKinley
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tat noch immer so, als schliefe er.
    Malangi zog sich das Kängurufell über die Schultern, funkelte mit grimmiger Miene zu Djanay hinüber, dann über die kreisrunde Feuerstelle hinaus.
    Garnday hielt die Luft an.
    Djanay bewegte sich, schlug das Wombatfell beiseite, stützte sich auf einen Ellenbogen, bereit, aufzustehen und dem Mädchen zu folgen.
    Malangi spannte sich an, durch die Bewegung alarmiert.
    Garnday wollte aufschreien, Djanay warnen, doch sein Schicksal lag nicht mehr in ihren Händen.
    Malangis harter Blick hatte sich auf seinen Bruder gerichtet, und als wäre er sich dessen bewusst, erstarrte Djanay.
    Endlos verharrte er auf dem Ellenbogen. Dann veränderte er die Lage, als versuche er, eine bequemere Stelle zu finden, und rollte sich wieder unter das Wombatfell.
    Garnday stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, doch das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Mund war trocken. Das war knapp gewesen. Leise entfernte sie sich von ihrem Beobachtungsposten. Sie musste das Mädchen finden und ihm zu verstehen geben, wie gefährlich es jetzt war, nachdem Malangi Verdacht geschöpft hatte.
    Unheimlich zeichneten sich die großen Rundungen der Schlangeneier vor dem Nachthimmel ab. Deren schiere Größe und Majestät raubten ihr beinahe den Mut, als sie über die uralten, von Sternen erhellten Pfade schlich. Ihr Puls raste, und als eine Eidechse vor ihren Füßen davonhuschte, musste sie einen Aufschrei unterdrücken.
    Ein dumpfer Laut, der nicht zu den nächtlichen Geräuschen passte, ließ sie innehalten. Sie blieb stehen und lauschte, doch er kam nicht wieder. Sie schüttelte den Kopf, redete sich selbst gut zu weiterzugehen; doch ihre Anspannung war so stark, dass sie bei jedem Seufzer des Windes zusammenfuhr.
    Sie umrundete die sinnliche Wölbung eines riesigen Eis und erstarrte.
    »Geh fort!«, zischte die alte Frau. »Das sollst du nicht mit ansehen.«
    Garnday taumelte um den heiligen Felsen herum und näherte sich der auf dem Boden zusammengesunkenen Gestalt. »Was hast du getan?«, flüsterte sie.
    Die Alte wog den schweren Stein in ihrer Hand und schaute auf Djuwe hinunter. In Anbetracht des klaffenden Lochs im Schädel des Mädchens war überraschend wenig Blut ausgetreten. »Sie hat das Gesetz gebrochen«, sagte sie. »Sie musste bestraft werden.«
    Garnday betrachtete die Leiche, fasziniert und entsetzt zugleich. Ihr Magen rebellierte, und die Galle kam ihr hoch, doch es gelang ihr, sich zu beherrschen. »Es ist die Aufgabe des Mannes, sie zu bestrafen«, hauchte sie.
    Die Alte steckte den Stein in die Tasche aus Wallabyfellen an ihrer Taille. »Hilf mir, sie loszuwerden.«
    Garnday trat einen Schritt zurück. Das Töten eines Stammesangehörigen war gegen das Gesetz. So etwas auf geheiligtem Grund zu tun, verärgerte die Geister und würde ihren Zorn über sie alle bringen. Es war die Tat einer Wahnsinnigen, und sie wollte nichts damit zu tun haben.
    Die Hand der Frau legte sich wie eine Klaue fest um Garndays Arm. Die Alte stank aus dem Mund, als sie sich zu ihr beugte. »Mit deinem Sohn hat sie das Gesetz gebrochen. Sie hat Schande über meinen Sohn und über unsere Familie gebracht. Sie verschwindet am besten, bevor die Ältesten davon erfahren. Und für dich wäre es besser zu tun, was ich dir sage.«
    Die Drohung war nicht zu überhören, doch Garnday hatte noch größere Angst vor den Geistern. »Aber was du gemacht hast, ist noch schlimmer«, zischte sie zurück. Sie versuchte, sich aus dem Klammergriff zu befreien, doch die Alte war erstaunlich stark. »Warum hast du sie nicht Malangi überlassen? Er wusste bereits, dass zwischen den beiden etwas vor sich ging. Er hat sie den ganzen Abend beobachtet und sucht wahrscheinlich schon nach ihr.«
    »Dann müssen wir uns sputen.« Endlich lockerte die Alte ihren Griff. »Wir sind beide Mütter von Söhnen«, raunte sie. »Es ist unsere Pflicht, ihre Ehre zu verteidigen – egal, was sie machen.« Sie hob den Kopf, das runzlige Gesicht und die blassen Augen glichen einer Totenmaske. »Dein Sohn soll bald verheiratet werden, und du hast weitere Söhne, die ihm folgen sollen. Ich habe nur den einen, und ihm ist es bestimmt, Anführer des Stammes zu werden. Dieses Mädchen hätte das alles zerstört. Hilfst du mir jetzt?«
    Das war keine Bitte. Es gab keinen Ausweg. »Aber wo sollen wir sie verstecken?«
    »Ich kenne eine Stelle. Komm schnell.«
    Garnday packte die Füße des Mädchens, während die ältere Frau die Arme nahm und
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