Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Maschinengewehre losratterten, rannten die Männer aus dem Conti und mußten hilflos mit ansehen, wie ein Flugboot nach dem anderen getroffen wurde und in Flammen aufging.
    Olivias erster Gedanke war es, sich flach auf den Boden zu werfen und sich die Hände über die Ohren zu pressen, damit sie die Schreie der Frauen und Kinder in den sinkenden, brennenden Booten nicht hören mußte.
    Die
Zeros
wendeten zu einem weiteren Angriff, und ihre Leuchtspurgeschosse schlugen in andere Boote und Flugzeuge ein, die der ersten Attacke entgangen waren.
    Plötzlich kam Leben in die Anwesenden, die sehen mußten, wie sich schwarze Rauchwolken über das klare Wasser der Bucht wälzten.
    »John!« schrie Olivia auf und begann, auf der Suche nach ihm und Ahmed den langen Kai entlangzurennen.
    Der Kapitän des Leichters legte ab, und seine Mannschaft begann in verzweifelter Aufregung, Überlebende aus dem Wasser zu fischen. Manche Frauen und Kinder, die nicht im Bauch der Flugboote eingeschlossen gewesen waren, waren ins Wasser gesprungen, nur wenige konnten schwimmen. Über den Lärm und die Schüsse hinweg ertönte auf einmal ein Schrei: »Haie!«
    Ungeachtet der Gefahr machten sich auch andere kleine Boote auf in die brennende See und suchten nach Überlebenden. Alle Flugboote sanken innerhalb von Minuten.
    Tyndall und Ahmed hatten sich ein Dinghi geschnappt, das am Ufer lag, und sich in die Rauchwolken gestürzt. Ahmed ruderte aus Leibeskräften, Tyndall schrie ihm Anweisungen zu. Sie zogen zwei Frauen und ein junges Mädchen ins Boot. Dann wurde eine weitere Frau über Bord gehievt, die von Husten geschüttelt wurde und ihr ertrunkenes Baby an sich geklammert hielt. Ein schwerverwundeter Mann war der nächste.
    »Da ist noch ein Kopf im Wasser, Ahmed.«
    »Geht nich mehr, Tuan. Wir sinken. Wir kommen zurück.«
    Eifrige Hände halfen, die Überlebenden aus dem Boot zu ziehen, und Ahmed und Tyndall kehrten in die Flammenhölle zurück.
    Verzweifelt hörten sie, wie die
Zeros
erneut zum Angriff ansetzten. Sie zielten nur auf die Flugboote und ignorierten die Retter, die Menschenmenge auf dem Kai und die Stadt. Doch die Geschosse flogen in alle Richtungen. Ahmed legte sich in die Riemen und ruderte, was das hielt. Er spürte Tyndalls Blick auf sich ruhen, der Kapitän warf ihm ein kurzes, ermutigendes Lächeln zu.
    »Soll ich übernehmen, Ahmed?«
    Ahmed schüttelte den Kopf und erwiderte das Lächeln, dann sackte er plötzlich mit einem Schrei in sich zusammen.
    »Mein Gott, Ahmed! Du bist verletzt!« Tyndall packte ihn, er sah, daß das Blut schon durch sein weißes Hemd quoll. Er legte ihn auf den Boden und übernahm die Ruder, wendete und ruderte mit seiner ganzen Kraft zum Ufer zurück. Er wollte nicht zulassen, daß sein treuer Gefährte sterben mußte, und wandte den Blick nicht von Ahmeds Gesicht. »Halt durch, alter Freund, wir sind gleich da. Es kann doch nicht so enden, verdammt noch mal. Das geht einfach nicht.«
    Ein Ruder schlug auf den schlammigen Boden auf, Tyndall sprang über Bord und hob Ahmed in seine Arme.
     
    Olivia rannte in panischer Angst am Ufer entlang und versuchte, mit ihren Augen den Rauch und den Dunst zu durchdringen, die die Sonne verdunkelten. Die Schüsse, das Krachen der zerberstenden, brennenden Schiffe, die Entsetzensschreie brannten sich in ihre Seele ein. »John … Ahmed …«, rief sie. Eine Ewigkeit schien vergangen, seit sie in der Sonne am Kai gestanden hatte, in Wirklichkeit waren es nur fünfzehn Minuten.
    Wie eine wunderbare Erscheinung entdeckte sie schließlich durch die dahintreibenden Rauchschwaden die hochgewachsene Gestalt ihres geliebten Tyndall, der mit Ahmed in den Armen aus der Bucht watete.
    Olivia versetzte es einen Stich ins Herz. »O Gott, Ahmed …« Im nächsten Augenblick drehte sich alles um sie, und wie in Zeitlupe sah sie, wie Tyndalls Kopf mit einem Ruck zurückgeworfen wurde. Er brach in die Knie und sank in den Schlamm. Sein Körper machte noch eine Anstrengung, aufzustehen und Ahmed hochzuheben, doch dann schlug er auf den Boden auf. Beide lagen am Saum des Wassers im Schlick.
    Als Olivia sie erreicht hatte, waren sie schon tot.
    Olivia saß im Schlamm, Tyndalls Kopf auf dem Schoß, strich mit einer Hand über seine Haare, hielt mit der anderen Ahmeds Schulter und nahm nichts mehr von dem Chaos um sie herum wahr.
     
    Von der Bucht schwenkten die
Zeros
zum Flughafen hinüber und zerstörten alles, was noch an Flugzeugen übrig war. Die Abwehr des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher