Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
Damen gewonnen hatte, doch ebenso wußte sie, daß seine scherzenden Worte und glühenden Beteuerungen mancher Schönen zum Verhängnis geworden waren. Sosehr sie seine Gesellschaft genoß, war sie doch zu vernünftig, um zuzulassen, daß ihr Name in ungebührlichem Zusammenhang mit dem seinen genannt wurde.
    Elise hielt inne, als sie hörte, daß vom anderen Ende desSaales her ihr Name gerufen wurde. Sie wandte sich um und gewahrte, daß ihr Onkel ihr ungeduldig zuwinkte. Edwards Stirnrunzeln verriet seinen Unwillen, und sie konnte sich denken, warum er ihr grollte. Er war Quentin alles andere als gewogen. In scharfem Ton befahl er ihr nun: »Komm her, Mädchen! Und zwar schnell!«
    »Wie schade, dein Kerkermeister ruft«, bemerkte Quentin verächtlich.
    Erstaunt zog Elise die Augenbrauen hoch. »Mein Kerkermeister?«
    Quentin lächelte. »Wenn Edward könnte, wie er wollte, dann würde er dich in einen Turm sperren und den Schlüssel fortwerfen, nur damit ich nicht in deine Nähe gelange. Er fürchtet, du würdest entweder den Schatz verlieren, auf den er ein Auge geworfen hat, oder aber deine Keuschheit.«
    »Dann sind seine Befürchtungen unbegründet.« Lächelnd fuhr Elise mit der Hand über Quentins Wams. »Nicht, daß du nicht versuchen würdest, das eine wie das andere zu erringen. Aber ich bin weder gewillt, mein Vermögen zu verlieren, noch möchte ich die Liste deiner Eroberungen verlängern.«
    Quentin legte den Kopf in den Nacken und lachte lauthals, voller Bewunderung für die Offenheit dieser begehrenswerten Frau. Elise stellte für jeden Mann eine Herausforderung dar; es lohnte sich, um sie zu werben.
    Elise zuckte innerlich zusammen, da sie wußte, daß sein Gelächter den Zorn ihres Onkels erregen würde. Zwar fürchtete sie Edward nicht, da es ihr freistand, sein Haus zu verlassen, sollte er zu hart mit ihr umspringen. Dennoch ergaben sich immer wieder Situationen, in denen sie Zwistigkeiten lieber auswich, und da heute Arabellas Hochzeitstag war, erforderte der Anlass besondere Rücksichtnahme.
    In einen tiefen Knicks versinkend, entschuldigte sie sich bei Quentin: »Leider muß ich auf deine so angenehme Gesellschaft nun verzichten, lieber Vetter, aber wie du schon sagtest, ruft mein Kerkermeister nach mir.«
    Quentin grinste breit. »Diesmal seid Ihr dem bösen Wolf entkommen, holde Maid, aber seid versichert, daß er bald wiederkommt.«
    Elise bahnte sich nun den Weg durch das Gedränge zu ihrem Onkel, der voller Verachtung dem jungen Mann nachsah. Dann musterte Edward Elise streng.
    »Habe ich dir nicht aufgetragen, dich an deine Pflichten zu halten?« schalt er sie halblaut, aber nichtsdestoweniger sehr ungehalten. »Habe ich dir etwa erlaubt, mit diesem Kerl zu poussieren? Fehlt dir denn jegliches Gefühl für Anstand?«
    »Warum sollte ich mich schämen?« erwiderte Elise in gedämpftem Ton und forderte den Unwillen ihres Onkels noch mehr heraus, als sie ganz ernst fortfuhr: »Ich habe in Anwesenheit aller deiner Gäste ein paar Worte mit meinem Vetter gewechselt. Darin kann ich nichts Schlimmes sehen.«
    Edwards runder Schädel schien zwischen den fleischigen Schultern förmlich zu schrumpfen. »Ach was, ich sah euch beide lachen und tuscheln. Gewiß ging es um eine zweideutige Geschichte.«
    Elises feine Brauen wölbten sich erstaunt, als sie merkte, wie hemmungslos ihr Onkel seine Verachtung zeigte. Seine Art, wie er die Lippen höhnisch verzog, erregte ihren Widerwillen. Immer häufiger gab es Anlässe, diesen Mann gründlich zu verabscheuen, so daß sie inzwischen Erleichterung darüber empfand, daß ihre Mutter keine leibliche Verwandte Edwards war, sondern als kleines Kind in der Kapelle auf dem kleinen Anwesen von Edwards Eltern aufgefunden worden war. Diese Tatsache allein genügte, um sie jeglicher Treuepflicht zu entbinden, die im Falle von Blutsverwandtschaft angebracht gewesen wäre. Widerstreitende Gefühle dieser Art machten es ihr nicht leichter, andere wegen ihres Mangels an Respekt zu schelten.
    »Du solltest dich der Art und Weise schämen, wie du mit diesem Taugenichts umgehst«, schimpfte Edward.
    Mit ausgestrecktem Arm wies er auf Quentin, bereit, seine Nichte vollends zu verdammen, als er bemerkte, daß der hübsche junge Kavalier nun neben seiner eigenen Tochter stand. Allem Anschein nach hatte Quentin eben eine amüsante Bemerkung gemacht, da beide schallend lachten.
    Da plusterte Edward sich auf wie ein Kampfhahn und stieß zornbebend hervor: »Sieh ihn dir an!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher