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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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näherte, bis er dicht hinter ihr stand. Zudringlich legte er den Arm um ihre schmale Taille, und ehe sie sich zur Wehr setzen konnte, hatte er ihr einen leichten Kuß hinters Ohr, genau oberhalb der Halskrause, gedrückt.
    »Elise… duftende Blume der Nacht…«, hörte sie eine tiefe Stimme schmachten. »Meine Seele sehnt sich nach Eurer Gunst, süße Maid. Seid einem Darbenden gefällig, und laßt mich von Euren Lippen den Nektar kosten.«
    Da riß Elise der Geduldsfaden. Sie war nicht der Mensch, der sich Aufmerksamkeiten dieser Art gefallen ließ, und sie gedachte, diesen Kerl gehörig in die Schranken zu weisen. Mit erhobener Hand fuhr sie herum, bereit, diesem Tölpel, der sie so töricht umwarb, eine Ohrfeige zu geben. Sie hatte Devlin Huxford, Relands eingebildeten Vetter, hinter sich vermutet, der sie schon den ganzen Abend beäugte. Doch als sie den Mann dann ansah, blickte sie in ein gebräuntes Gesicht und tiefbraune Augen, in denen Lachpünktchen tanzten.
    »Quentin!« stieß sie erleichtert hervor. »Was treibst du denn hier?«
    Lächelnd führte er ihre schlanken Finger an seine Lippen. »Bezaubernd siehst du heute aus, Kusine. Daß du vor den Nachstellungen der Radbornes fliehen musstest, hat dir nicht geschadet.« Um seine Mundwinkel spielte ein amüsiertes Lächeln. »Meine Mutter wird es meinen Brüdern nie verzeihen, daß sie dich entwischen ließen.«
    »Wie kannst du über dein eigen Fleisch und Blut in diesem Ton sprechen?« fragte Elise erstaunt. »Obwohl es stimmt – man wollte mir übel mitspielen. Es grenzt an ein Wunder, daß ich entkommen konnte.«
    »Der arme Forsworth leidet noch an dem Hieb, den er von dir über den Kopf bekam. Er schwor, du hättest ihn mit einer Keule geschlagen. Natürlich hat Mutter ihn tüchtig gescholten, weil er dir den Rücken zukehrte.« Quentin seufzte theatralisch und schüttelte den Kopf. »Der arme Junge wird nie wieder der alte sein. Du hast seinen Verstand verwirrt.«
    »Lord Forsworth, wie er sich selbst nennt, war schon wirr im Kopf, ehe ich auf ihn einschlug«, höhnte Elise. »Ehrlich gesagt kann ich mich nur wundern, daß du derselben Familie entstammst. Es ist nicht zu übersehen, daß du, was Verstand und Wissen betrifft, deinen Brüdern weit voraus bist, ganz zu schweigen von den guten Manieren.«
    Die Hand auf das feine Tuch seines Wamses gepresst, nahm Quentin ihr Kompliment mit einer leichten Verbeugung zur Kenntnis. »Meinen ergebenen Dank, holde Dame. Wenn man der Älteste ist, bringt das gewisse Vorteile mit sich. Wie du weißt, hinterließ mir mein Vater den Landsitz der Familie und sein Vermögen, das von dem meiner Mutter getrennt war. Tröstungen dieser Art erlauben mir, mich den Rivalitäten und Intrigen meiner Familie zu entziehen.«
    Elise hob ihr Näschen, nicht gewillt, Entschuldigungen für die Vergehen seiner Familie zu suchen. Die Witwe und die jüngeren Söhne Bardolf Radbornes bildeten eine überhebliche Clique von Edelleuten, die von ihrer Macht so kühn Gebrauch machten wie von einem Schwert, mit dem sie jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, für immer unschädlich machten. »Onkel Bardolf zeigte sich Cassandra gegenüber ebenso großzügig. Ihr Vermögen hätte für sie und deine Brüder geraume Zeit ausgereicht. Wenn ihre Reserven jetzt dahinschmelzen, dann ist es die Folge ihrer eigenen Torheit. Sie will nun das an sich reißen, was mein Vater mir zudachte, und behauptet, es gehöre ihren Söhnen als Bestandteil des Radborne-Erbes. Die Räude komme über sie und deine drei Brüder! Du weißt, daß mein Vater sich als zweiter Sohn sein Vermögen selbst erwerben mußte, daher gehört nichts davon deiner Familie. Wäre da nicht die Tatsache, daß sie mich gefangennahmen und mich zwingen wollten, das Versteck des Geldes zu verraten, so wäre ich fast geneigt anzunehmen, daß sie bei der Entführung meines Vaters ihre Hand im Spiel hatten!«
    Quentin runzelte nachdenklich die Stirn, während er die Hände im Rücken verschränkte. »Du hast recht. Es ist unwahrscheinlich, daß man dir das Geheimnis mit Gewalt entreißen wollte, wenn man Onkel Ramsey in der Gewalt gehabt hätte.« Er seufzte tief. »Mich bekümmern die Spiele, die meine Mutter und Brüder ersinnen, um Reichtümer zu ergattern.«
    »Es sind nicht nur Spiele«, berichtigte Elise ihn in eisigem Ton. »Cassandra und ihre hohlköpfigen Söhne hatten Schlimmes mit mir vor.« Sie hielt inne, da sie ihn nicht wieder verletzen wollte. »Quentin, verzeih mir. Ich
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