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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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habe dich ungewollt gekränkt. Du unterscheidest dich so stark von deiner Familie, daß ich zuweilen vergesse, meine Zunge im Zaum zu halten. Ich begreife gar nicht, warum du den Zorn deiner Mutter riskiert hast, indem du mich mitnahmst.«
    Er lachte auf. »Ich fürchte, meine edle Tat war ziemlich kurzsichtig. Ich hätte mein Haus gegen ihr Eindringen sichern sollen. Dann hättest du nicht ein zweites Mal fliehen müssen.«
    »Deine Brüder kamen, als du fort warst, und schlichen sich in dein Haus wie Diebe in der Nacht, um mich zurück nach London zu bringen. Es war nicht deine Schuld, Quentin.«
    Seine dunklen Augen sahen sie prüfend an. »Ich habe mich schon gefragt…«, sprach er zögernd, »…ob ich will oder nicht, Elise, ich muß es fragen. Was hat meine Familie dir angetan?«
    Elise zog die schmalen Schultern unmerklich hoch, nicht gewillt, sich an die Grausamkeiten von Tante und Vettern zu erinnern. Die Misshandlungen waren über verbale Beleidigungen weit hinausgegangen. Man war handgreiflich geworden, und als sich dies als nutzlos erwies, hatte man ihr Nahrung und primitivsten Komfort verweigert, so daß ihr Schlafzimmer zu einer wahren Folterkammer wurde. Auch jetzt, wieder in Freiheit, spürte sie, daß sie um ihres inneren Friedens und ihres Wohlbefindens willen die Erinnerung an jene schrecklichen Wochen verdrängen mußte. »Alles in allem haben sie mir keinen bleibenden Schaden zugefügt.«
    Trotz dieser gemäßigten Worte ließ der Alptraum ihrer Gefangenschaft Elise noch immer erbeben. Mit gezwungenem Lächeln sah sie zu ihrem Vetter auf. »Du hast mir noch nicht gesagt, warum du da bist. Ich dachte, du könntest Onkel Edward nicht ausstehen.«
    »Das kann ich nicht leugnen«, lachte er leise, »doch würde ich auch das Nest des Raubvogels angreifen, um einen Blick auf das schönste Juwel zu tun.«
    »Da bist du zu spät gekommen, Quentin«, meinte Elise nun in unbeschwertem Ton. »Die Ehegelübde wurden gesprochen, Arabella ist nun mit diesem Earl vermählt.«
    »Liebe Elise, ich kam nicht Arabellas wegen«, erklärte er mit Nachdruck. »Du bist es, die ich sehen wollte.«
    »Und du, lieber Vetter, beliebst zu scherzen«, entgegnete sie ungläubig. »Wenn du gesagt hättest, du wolltest Onkel Edward besuchen, dann würde ich dir eher glauben. Arabella ist unbestreitbar eine Schönheit. Sicher kam heute manch abgewiesener Freier, um ihr zärtlich Lebewohl zu sagen.«
    Quentin beugte sich zu ihr und raunte leidenschaftlich: »Süße Elise, hat je ein galanter Troubadour deine Schönheit gepriesen? Oder hat deine Vollkommenheit ihn verstummen lassen?« Elises zweifelnder Blick veranlaßte ihn zu einem übertriebenen Seufzer. »Holde Maid, es ist die Wahrheit! Eure Augen sind wie Edelsteine, wie die kostbarsten Saphire funkeln sie aus ihrer dunklen Umrahmung. Deine Brauen sind gleich Vogelschwingen, dein Haar ist wie die warme Farbe des Kirschholzes und duftet schwindelerregend. Deine Haut schimmert sanft wie Perlmutt… und verspricht köstlichen Geschmack.«
    Ungerührt von seinen glühenden Beteuerungen, hielt Elise den Blick amüsiert und ungläubig auf ihn gerichtet. »Wenn du der Meinung bist, ich würde diesen Unsinn glauben, dann hat der Wein deinen Verstand getrübt.«
    »Ich habe keinen Tropfen getrunken!« widersprach er leidenschaftlich.
    Ohne seinen Einwand zu beachten, fuhr sie fort: »Quentin, man hört von dir so manches, und ich wage zu behaupten, dein Mundwerk leidet unter Abnutzung. Wie viele weibliche Wesen haben sich diese Lobpreisungen schon angehört?«
    »Wo denkt Ihr hin, schönes Kind!« Quentin legte pathetisch die Hand auf die Brust. »Ihr tut mir sehr unrecht.«
    »Und Ihr, Sir, könnt Euch diese Geste sparen. Wir beide wissen, daß ich recht habe«, forderte sie ihn spöttisch heraus. »Ihr seid ein Frauenheld von Rang. Vor zwei Wochen erst hörte ich Euch ähnlich poetische Worte an Arabella richten…«
    »Wie, du bist eifersüchtig, schöne Elise?« fragte Quentin frohlockend.
    Ungerührt fuhr sie fort: »Sicher hatte Arabella als Relands Braut soviel Verstand, dich abzuweisen. Als deine Kusine werde ich dich nicht verraten.«
    »Ach, meine Holde«, klagte er dramatisch. »Du führst die Zunge mit dem Geschick und Eifer einer bissigen Xanthippe. Dies erstickt jegliche Glut in mir.«
    »Das bezweifle ich sehr.« Elise unterdrückte ein Lachen. Ihr weiblicher Instinkt sagte ihr, daß Quentin Radborne dank seines guten Aussehens und seines Charmes die Herzen vieler
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