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Tränen aus Feenstaub

Tränen aus Feenstaub

Titel: Tränen aus Feenstaub
Autoren: Natascha Artmann
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Vokabeln waren erst einmal nicht mehr von Bedeutung. Auch wenn ihre Mutter das Heft aufschlug und abfragte, während Pina ihre ersten Entwürfe auf Papier brachte.
    Zwei Dinge auf einmal zu machen, forderte Pina so stark, dass der Gedanke an Krankheit keinen Raum mehr fand. Aber lange hielt sich dieser Zustand leider nicht, da Pina schnell ermüdete. Und auch das Eintreffen der Schwester, die zur täglichen Blutabnahme erschien, holte sie bald wieder zurück in die Wirklichkeit. Denn mit der Abnahme von Blut war es leider nicht getan. Pina bekam auch noch eine Infusion angelegt und damit wurde ihre Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt.
    Als Pinas Mutter am späten Vormittag das Krankenzimmer verließ, dauerte es nur wenige Augenblicke, bis Pina eingeschlafen war.

2

    Die Sonne brannte heißer, jetzt am Nachmittag und Pina trug zum Schutz einen kleinen zierlichen Sonnenschirm. Sie schlenderte an den Docks entlang, wo verschiedene Schiffe vor Anker lagen.
    Es herrschte ein reges, doch beschauliches Treiben. Jeder schien zu wissen, wo er hin musste und was für eine Tätigkeit er auszuführen hatte. Von Hektik fehlte jede Spur. Alle hatten etwas zu tun, wirklich zu tun. Sie transportierten Waren, reinigten Decks, flickten Fischernetze und Segel oder erledigten eine andere Aufgabe in den hohen Masten.
    Überhaupt waren die Segelschiffe in den verschiedenen Größen und Ausführungen ein wirklich beeindruckender Anblick. Pina konnte sich nicht erinnern, schon jemals ein Segelschiff aus der Nähe gesehen zu haben. Um so erstaunlicher war es, dass hier im Hafen so viele davon vor Anker lagen. Vielleicht fand ja eine Segelregatter oder ein Schaulaufen von Segelschiffen statt. Bestimmt war hier so etwas in dieser Richtung im Gange und Pina hatte diese Information nur nicht erhalten. Um so schöner war es, dass sie der Zufall hierher geführt hatte und sie dabei sein konnte.
    „Du stehst im Weg!“, schnauzte jemand Pina plötzlich von hinten an.
    Sie wollte sich schon entschuldigen und zur Seite treten, als sie bemerkte, dass links und rechts neben ihr der ganze Weg frei war. Somit stand sie niemandem im Weg.
    „Geh zur Seite!“, wurde sie erneut angefahren.
    Warum man an so einem schönen Tag so schlecht gelaunt sein konnte, verstand Pina nicht. Und sie hatte auch keine Lust, für irgend jemanden den Prügelknaben zu spielen. Darum drehte sie sich um und gab dem Typen Kontra.
    „Geh doch selbst zur Seite, der Weg ist breit genug!“
    Der junge Mann in seinen Bikerklamotten hatte mit Widerspruch nicht gerechnet. Er stemmte die Hände in die Hüften und funkelte das Mädchen böse an, das es wagte, sich ihm entgegenzustellen.
    „Mach dich vom Acker, Püppchen!“, forderte er sie erneut auf. „Ich bin nicht gerade bester Laune, also reiz mich nicht!“
    Eigentlich wollte sich Pina nicht mit einem Typen anlegen, der aussah wie ein Rocker. Aber sie mochte sich diesen schönen Tag auch nicht verderben lassen.
    „Ein bisschen Höflichkeit wäre angebracht und damit würdest du auch viel mehr erreichen!“
    Diese Anmerkung stimmte ihn nicht gerade milder. „Ich hatte einen voll beschissenen Tag und keine Lust auf Höflichkeit!“
    „Na und? Kann doch ich nichts dafür, wenn du einen schlechten Tag hattest“, wehrte sich Pina.
    „Keinen schlechten Tag, einen beschissenen Tag!“, korrigierte er Pinas Aussage. „Mein Bike ist Schrott und dabei hatte ich es erst eine Woche!“
    Pina wusste darauf nichts zu sagen. Oder sollte sie vielleicht ihr Beileid ausdrücken? Aber so wie der sich benahm, hatte er sein Fahrzeug sicher ganz alleine geschrottet. Und wenn er so blöd war, dann geschah es ihm ganz recht. Also wieso sollte sie einen Kerl bedauern, der sich benahm, wie die Axt im Walde und sein Spielzeug selbst zerlegte?
    „Okay, alles klar! Schönen Tag noch!“, damit drehte sich Pina von den jungen Mann weg und setzte ihren Spaziergang an den Docks fort.
    „Hey, Moment mal!“, versuchte er sie aufzuhalten. „Du könntest mir wenigstens sagen, wo ich hier bin“, forderte er sie auf.
    Pina kam nicht mehr dazu sich eine Antwort auf diese Frage auszudenken. Sie erwachte davon, dass sich jemand zu ihr auf die Bettkante setzte.
    * * *
    „Hey, ausgeschlafen?“
    Severin, ihr bester männlicher Freund aus der Schule, lümmelte sich so auf ihr Bett, dass sie die Beine anziehen musste, damit er sie nicht einklemmte.
    „Wir kämpfen uns den halben Vormittag durch Dr. Schröders Lateinunterricht und du pennst!
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