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Tränen aus Feenstaub

Tränen aus Feenstaub

Titel: Tränen aus Feenstaub
Autoren: Natascha Artmann
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dann schmückte er die Geschichte mit allen Einzelheiten aus.
    Man konnte über Tobi sagen, was man wollte, aber an Details konnte er sich wirklich gut erinnern. Und er war der irrigen Annahme, alle würden sich genauso brennend dafür interessieren wie er. Da blieb Pina nur noch eine Möglichkeit, dieser Schilderung zu entgehen. Sie musste den Jungen mit etwas ablenken, das er mochte. Also fand sie sich kurz darauf im Bett sitzend wieder und spielte mit Tobi Karten.
    Wider Erwarten verging mit dem Spiel die Zeit wie im Flug und Tobi trottete danach auch zufrieden zurück in sein Zimmer. Nicht jedoch, bevor er sie daran erinnerte, dass er der Sache mit dem abgetrennten Bein auf den Grund gehen wollte.
    Tobis Besuch blieb für diesen Vormittag das einzige Großereignis. Denn Pinas Mutter musste zu einer Veranstaltung im Kindergarten und ihre Schulklasse unternahm einen Ausflug ins Heimatmuseum.
    Nach dem Mittagessen machte Pina ein Nickerchen, bei dem sie von der Anwesenheit des unfreundlichen Bikers verschont blieb. Was sicher daran lag, dass sie nicht versuchte, in ihren Sommer-Meer-Traum einzusteigen. Allerdings hatte das zur Folge, dass sie von Ärzten und Krankenschwestern träumte, was keinen Erholungseffekt hatte.
    Am Nachmittag kam dann ihre Mutter mit Bea und Rike. Pinas kleine Schwestern waren bunt gekleidet, geschminkt und hatten Tiermasken aufgesetzt, die sie im Kindergarten gebastelt hatten. Ihre Verkleidung führte dazu, dass sie sich noch ein wenig ausgelassener benahmen als sonst.
    „Pina kommst du zu unserem Kindergartenfasching?“, wollte Rike, der schüchterne Teil der Zwillingsmädchen wissen. Sie hatte sich zu ihrer großen Schwestern ins Bett gelegt und sich an ihre Seite gedrückt.
    „Dafür bin ich schon viel zu groß“, gab sich Pina Mühe, ihre Ablehnung gut zu begründen. „Aber weißt du was, ihr könntet in euren Kostümen danach doch hierher kommen und den frechen Jungen erschrecken, der immer die Schwestern ärgert!“
    Den frechen Jungen kannten die Zwillinge schon. Aber vorsichtshalber fragte Rike noch einmal nach. „Tobi? Der immer ihr Babys zu uns sagt?“
    Das mochten sie gar nicht. Schließlich gingen sie schon das zweite Jahr in den Kindergarten.
    „Genau! Tobi, der Schwester Theolinde mit dem Rollstuhl über den Fuß gefahren ist!“
    Das war in den Augen der Zwillinge ein ganz furchtbares Verbrechen. Denn Schwester Theolinde mochten sie ganz besonders gerne. Darum blickten sich die beiden Kleinen ernst an und nickten sich verschwörerisch zu. Sie wollten Rache nehmen für die Krankenschwester.
    Damit hatte Pina erreicht, was sie wollte. Rike und Bea waren genügend abgelenkt und würden nicht weiter auf ihre Teilnahme beim Kindergartenfasching bestehen.

4

    An diesem schönen warmen Sommertag trug Pina ein T-Shirt mit einer großen roten Erdbeere darauf und dazu eine abgeschnittene Jeans. Sie lief barfuß durch den Sand und vergrub dabei ihre Zehen tief in dem weichen Untergrund. Sie umrundete eine Düne und dann sah sie ihn auch schon.
    Er wirkte ziemlich fehl am Platz in seiner Bikerkluft. Die schwarzen Lederklamotten passten nicht richtig in die Dünenlandschaft. Der ganze Kerl passte nicht recht in die Dünenlandschaft! Und warum war er eigentlich schon wieder hier? Sollte sich ein Typ wie er nicht eher damit beschäftigen, an seinem Motorrad herumzuschrauben? Oder vielleicht einem Mädchen mit geringem IQ nachlaufen? Was wollte er nur  immer da, wo sie auch war?
    Aber wenn Pina es sich so überlegte, dann hatte er ihr auf diese Frage schon eine Antwort gegeben. Ihr Traum, ihre Entscheidung, wer mitspielte!
    „Okay, was ist jetzt wieder?“, begann dieses Mal Pina das Gespräch. „Haben wir nicht schon festgestellt, dass wir nichts miteinander zu tun haben?“
    „Irrtum! Du bist dafür verantwortlich, dass ich hier bin, schon vergessen?“, hatte er eine andere Meinung zu diesem Thema. „Das ist dein Traum, also unternimm was!“
    Pina wusste wirklich nicht, was sie tun sollte. Wenn er sich in einen Traum drängte, der nicht sein eigener war, wie sollte sie da etwas unternehmen?
    „Also, hör mal! Ich kann nicht für deine Anwesenheit hier verantwortlich sein. Ich kenne dich doch gar nicht!“
    Dieses Argument ließ er nicht zu. „Du musst mich schon irgendwo gesehen haben. Und mein Name ist Finn, na klingelt es da bei dir?“
    Es klingelte nicht! „Ich kenne nur einen Finn, der wohnt in meiner Straße und ist gerade einmal ein Jahr alt. Und ich denke nicht,
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