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Tränen aus Feenstaub

Tränen aus Feenstaub

Titel: Tränen aus Feenstaub
Autoren: Natascha Artmann
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brauche die Note, um im Notfall ausgleichen zu können.“
    Das konnte Pina nachvollziehen. Nur, sie liebte Geschichte und sah es nicht nur als eine Möglichkeit für einen Notenausgleich.
    „Und was machst du jetzt? Rollstuhlrallye oder ein flotter Tango mit deinem Infusionsständer?“ Das war typisch Sevi. Nur keine Ernsthaftigkeit aufkommen lassen.
    „Da fällt mir die Entscheidung schwer. Eine Rallye hört sich aufregend an. Aber so ein intimer Tanz mit dem Infusionsständer hat auch etwas total Romantisches an sich“, gab Pina ganz ernst zu. „Trotzdem werde ich wohl da weitermachen, wo ich aufgehört habe, bevor du kamst und mich so unsanft geweckt hast.“
    „Du sollst doch nicht immer von gutaussehenden Assistenzärzten träumen, Pina. Gib uns Normalsterblichen doch auch einmal eine Chance!“, flehte ihr Schulfreund.
    „Du bist wirklich doof!“, schüttelte sich das Mädchen vor Lachen. „Unser Assistenzarzt ist eine Frau!“
    Severin schaute ganz interessiert. „Warum hast du das nicht schon früher gesagt? Dann träume halt ich von der Ärztin!“ Mit diesen Worten stand Severin auf und ging zur  Tür.
    „Bis bald und sieh zu, dass ich bei meinem nächsten Besuch diese Ärztin zu sehen bekomme. Man gönnt sich ja sonst nichts!“, scherzte er. Dann tippte er sich zum Gruß an die Stirn und war auch schon verschwunden.
    Der Rest des Tages verlief relativ ereignislos. Im Stundentakt schauten die Schwestern nach Pina, wechselten die Infusion, maßen Fieber oder fühlten den Puls. Mittag bekam sie ein leichtes Essen, am Nachmittag kam die Visite mit Chefarzt, Oberarzt, Stationsärztin und Oberschwester und am Abend schaute noch ihr Papa vorbei.
    Rike und Bea, ihre beiden kleinen Schwestern, bekam sie an diesem Tag nicht zu sehen. Die hatten einen Termin beim Zahnarzt und waren somit für den Nachmittag schon verplant. Aber so war es vielleicht auch besser. Es gab für zwei Fünfjährige bestimmt schönere Orte als ein Krankenzimmer, um dort die Zeit zu verbringen. Und außerdem wurden die Kleinen auch von Mal zu Mal anstrengender wenn sie so energiegeladen durchs Zimmer hopsten.
    Somit hatte Pina genügend Zeit, um an ihrer Zeichnung zu arbeiten. Sobald sie sich für eine ihrer Skizzen entschieden hatte, konnte sie damit beginnen das Bild auf ein großes Zeichenblatt zu übertragen. Außerdem musste sie ihre Mutter noch bitten, Glitter zu besorgen und Haarspray, um diesen zu fixieren.
    Bis zu Dagmars Geburtstag blieb ihr nicht mehr allzu viel Zeit. Und das Bild musste nicht nur fertig werden, sondern sollte auch laminiert werden, damit es möglichst lange hielt.

3

    Pina hielt den Strohhut mit der Hand fest, als der Wind sich unter der breiten Krempe fing. Zwar konnte sie ihn davor bewahren, weggeweht zu werden, doch dafür hatte sie noch ein anderes Problem. Denn auch ihr Sommerkleid konnte dem starken Luftzug nichts entgegensetzten. So musste sie entscheiden, was wichtiger war, Kleid oder Hut? Sie entschied sich für ihr Kleid, ließ den Hut los und versuchte ihre Beine wieder zu bedecken. Nun packte jedoch der Wind ihren Strohhut und wehte ihn davon. Jetzt fuhr ihr der Luftzug durchs Haar und wirbelte die langen Strähnen um ihren Kopf und nahm ihr die Sicht.
    Dass es so schwierig sein würde, auf der Uferpromenade spazierenzugehen, hätte sie nicht gedacht. Aber da sie hier ganz alleine war, musste sie wenigstens nicht fürchten, mit jemanden zusammenzustoßen, solange ihre Sicht so eingeschränkt war. Womit sie aber nicht ganz richtig lag. Zwar würde sie wirklich mit niemanden zusammenstoßen, aber alleine war sie trotzdem nicht.
    Als Pina es endlich geschafft hatte, ihre Haare aus dem Gesicht zu streifen, fiel ihr Blick als Erstes auf diesen Typen. Er hatte sich lässig auf eine der Holzbänke gelümmelt, die hier am Rande des Weges standen. Er trug immer noch seine Bikerkluft und er hatte ihren Strohhut eingefangen, der jetzt in seiner Hand ein wenig lächerlich wirkte.
    Soweit Pina es beurteilen konnte, hatte sich seine Laune kein Stückchen gebessert. Er sah sie genauso schlecht gelaunt an, wie bei ihrer Begegnung auf den Docks. Aber da er ihren Hut gefangen hatte und ihn in seinen Händen hielt, konnte sie ihn auch nicht einfach ignorieren. Also rang sie sich ein freundliches Lächeln ab und grüßte ihn.
    „Hey!“
    Der Gruß wurde nicht erwidert. Dafür ließ er jedoch gleich einmal seiner Frustration freien Lauf.
    „Was sollte das?“, fuhr er sie an. „Du verschwindest einfach
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