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Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
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eleganten Bogen am Ende der Bahn. Etliche Zuschauer applaudierten spontan. »Sie ist phantastisch«, staunte Kelly.
    »Na ja, sie wurde schließlich auch eingeladen, dieses Jahr an der Nationalmeisterschaft teilzunehmen«, fügte Caroline zögernd hinzu.
    »Aha«, murmelte Kelly und sah Brian an. »Das könnte eine Geschichte für uns sein.«
    Brian zuckte mit den Achseln. »Vielleicht für die Sechs-Uhr-Nachrichten. Sicher nicht für die Spätnachrichten.« Kelly richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Eisläuferin. »Und ihr Name ist Reggis, hast du gesagt?«
    »Ja«, erwiderte Caroline. Sie hatte endlich beide Schlittschuhe ausgezogen und durchwühlte ihren Rucksack nach ihren Schuhen.
    »Ist sie vielleicht zufällig die Tochter von Dr. Kim Reggis?« fragte Kelly.
    »Ich weiß, daß ihr Vater Arzt ist«, erwiderte Caroline. »Woher weißt du das?« wollte Kelly wissen. »Weil sie auf meine Schule geht«, antwortete Caroline. »Sie ist eine Klasse über mir.«
    »Bingo!« murmelte Kelly. »Sieht aus, als hätten wir mehr Glück als Verstand.«
    »Diesen Blick kenne ich doch!« stellte Brian fest. »Du erinnerst mich an eine Katze, die kurz davor ist, sich auf ihr Opfer zu stürzen. Irgendwas hast du vor, das steht fest.«
    »Ich kann meine Schuhe nicht finden«, jammerte Caroline.
    »Ich hatte gerade einen Geistesblitz«, erklärte Kelly, während sie Carolines Schuhe von der Bank nahm und sie ihrer Tochter in den Schoß legte. »Dr. Kim Reggis wäre der perfekte Interviewpartner für diese Fusionsgeschichte. Vor der Zusammenlegung war er im Samaritan Hospital Leiter der Herzchirurgie und dann, peng, hat man ihn zu einem ganz normalen Indianer degradiert. Ich wette, er hat irgend etwas Prickelndes und Spannendes zu erzählen.«
    »Mit Sicherheit«, entgegnete Brian. »Aber glaubst du im Ernst, der redet mit dir? In deinem Beitrag über die ›armen reichen Fachärzte‹ ist er nicht gerade gut weggekommen.«
    »Ach, das ist doch Schnee von gestern«, winkte Kelly ab. »Das glaubst du vielleicht«, gab Brian zu bedenken. »Aber ich bezweifle, daß Dr. Reggis das auch so sieht.«
    »Ich habe doch nichts Neues erzählt«, entgegnete Kelly. »Das hat er sicher kapiert. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum Leute wie er nicht begreifen, daß das Gejammer über die angeblich zu niedrigen Erstattungssätze von Medicare in der Öffentlichkeit falsch ankommt, wenn sie gleichzeitig immer noch sechsstellige Jahresgehälter einstreichen. Eigentlich würde man sie für etwas schlauer halten.«
    »Ob berechtigt oder unberechtigt«, wandte Brian ein, »er war mit Sicherheit sauer. Ich glaube nicht, daß er mit dir spricht.«
    »Du vergißt, daß Chirurgen wie Kim Reggis gerne im Rampenlicht stehen«, widersprach Kelly. »Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert. Was haben wir schon zu verlieren?«
    »Zeit«, erwiderte Brian.
    »Zeit haben wir in der Tat nicht viel«, gab Kelly zu und beugte sich zu Caroline hinab. »Sag mal, Schatz, weißt du zufällig, ob Beckys Mutter auch hier ist?«
    »Klar«, erwiderte Caroline und zeigte auf eine Frau. »Da drüben, die mit dem roten Pullover.«
    »Das trifft sich ja gut«, bemerkte Kelly, richtete sich wieder auf und warf einen Blick auf die andere Seite der Eisfläche. »Ich glaube, ich habe wirklich mehr Glück als Verstand. Hör mal, Schatz, du ziehst dir jetzt schnell deine Schuhe an. Ich bin sofort zurück.« An Brian gewandt fügte sie hinzu: »Und du hältst die Stellung.«
    »Lauf nur!« ermunterte Brian sie mit einem Grinsen. Kelly umrundete die Eisbahn und steuerte auf Beckys Mutter zu. Die Frau schien in ihrem Alter zu sein. Sie machte einen attraktiven und gepflegten Eindruck, war allerdings ziemlich konservativ gekleidet. Seit ihrer Collegezeit hatte Kelly keine Frau mehr gesehen, die einen Pullover mit rundem Halsausschnitt trug, aus dem ein weißer Blusenkragen herausguckte. Beckys Mutter war in ein Buch vertieft, und es handelte sich ganz offensichtlich nicht um einen Bestseller. Sie unterstrich gerade einige Passagen mit einem gelben Filzstift. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Kelly. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht zu sehr.«
    Beckys Mutter blickte auf. Sie hatte dunkelbraunes Haar mit kastanienbraunen Strähnen. Obwohl sie leicht die Stirn runzelte, war sie freundlich und bereit, auf Kelly einzugehen. »Ist schon okay«, sagte sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Sind Sie Mrs. Reggis?« fragte Kelly. »Ja, Sie können ruhig Tracy sagen.«
    »Danke«,
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