Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
blonden Locken sah sie genauso aus, wie man sich eine Nachrichtenreporterin vorstellte. Darüber hinaus unterstrich sie ihr berufliches Image mit modischer und geschmackvoller Kleidung und einem tadellos gepflegten Aussehen.
    Sie nahm das Mikrophon in die rechte Hand und warf einen Blick auf die Uhr. »Und was noch schlimmer ist - wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich muß meine Tochter abholen. Ihr Eiskunstlaufunterricht ist gleich zu Ende.«
    »Cool«, entgegnete Brian. Er nahm die Kamera von der Schulter und schaltete sie aus. »Ich muß meine Tochter aus der Tagesstätte abholen.«
    Kelly beugte sich hinunter und verstaute das Mikrophon in ihrer geräumigen Schultertasche. Dann half sie Brian, die Ausrüstung zusammenzupacken. Als ob sie nie etwas anderes getan hätten, wuchteten sie sich das gesamte Equipment auf die Schultern und marschierten los in Richtung Zentrum der Mall.
    »Eins ist jedenfalls klar«, stellte Kelly fest. »Es ist den Leuten scheißegal, daß AmeriCare das Samaritan Hospital mit dem University Med Center zusammengelegt hat - es sei denn, sie sind in den letzten sechs Monaten selbst einmal im Krankenhaus gewesen.«
    »Ist aber auch nicht gerade ein Thema, das die Leute vom Hocker reißen könnte«, bemerkte Brian. »Es geht nicht um Sex und Crime, und es gab keinen Skandal, in den irgendwelche Stars oder Prominente verwickelt sind.«
    »Es sollte die Leute aber interessieren«, empörte sich Kelly. »Was die Leute tun sollten und was sie tatsächlich tun, waren eben immer schon zwei verschiedene Paar Schuhe«, erklärte Brian. »Das ist dir doch wohl klar.«
    »Im Augenblick ist mir nur klar, daß es ein Fehler war, das Thema für die Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten anzubieten«, sagte Kelly. »Ich bin am Ende! Bitte sag mir, wie ich irgendeinen Zuschauer mit dieser Geschichte fesseln soll!«
    »Wenn ich das wüßte«, entgegnete Brian und lachte, »dann wäre ich der Starreporter und nicht der Kameramann.« Schließlich erreichten sie über eine der leuchtenden Passagen das großzügige Zentrum der Sterling Place Mall. In der Mitte dieses weitläufigen Bereichs wölbte sich in drei Stockwerken Höhe eine Glaskuppel über eine ovale Eisfläche, die sich im Scheinwerferlicht spiegelte.
    Auf dem Eis tummelten sich etwa ein Dutzend Kinder und einige Erwachsene, die scheinbar ziellos durcheinanderliefen. Das offenkundige Chaos rührte daher, daß der Kurs für Fortgeschrittene gerade zu Ende gegangen war und der Kurs für Anfänger gleich beginnen sollte.
    Als Kelly die knallrote Jacke ihrer Tochter erblickte, winkte sie und rief ihren Namen. Caroline Anderson winkte zurück, doch sie ließ sich Zeit. Caroline war ganz ihre Mutter: Sie war aufgeweckt, sportlich und hatte einen ausgeprägten Willen. »Beeil dich, Schatz!« drängte Kelly ihre Tochter, als sie endlich an den Rand der Eisbahn kam. »Ich muß bis Redaktionsschluß noch ein größeres Problem lösen.«
    Caroline verließ die Eisbahn, stakte auf den Kufen zur Bank und setzte sich. »Ich möchte noch zum Onion Ring und einen Burger essen. Ich sterbe vor Hunger.«
    »Da kannst du mit deinem Vater hingehen, mein Schatz«, entgegnete Kelly. »Komm jetzt, beeil dich ein bißchen!« Kelly bückte sich, holte Carolines Schuhe aus dem Rucksack und stellte sie neben ihre Tochter auf die Bank.
    »Na, die kann ja vielleicht toll laufen!« staunte Brian. Kelly richtete sich auf und hielt sich die Hand über die Augen, um das grelle Scheinwerferlicht abzuschirmen. »Wo?«
    »In der Mitte«, entgegnete Brian und zeigte mit dem Finger auf ein Mädchen. »In dem rosafarbenen Anzug.« Kelly folgte Brians Zeigefinger und wußte sofort, wen er meinte. Ein Mädchen in Carolines Alter machte gerade ein paar Aufwärmübungen, was einige Einkaufende zum Stehenbleiben und Zuschauen animiert hatte.
    »Super!« rief Kelly. »Sie ist wirklich gut. Sieht fast professionell aus.«
    »So gut ist sie nun auch wieder nicht«, widersprach Caroline, während sie mit zusammengebissenen Zähnen versuchte, sich ihren rechten Schlittschuh vom Fuß zu zerren.
    »Also, ich finde sie gut«, sagte Kelly. »Kennst du sie?«
    »Sie heißt Becky Reggis.« Caroline hatte inzwischen eingesehen, daß es leichter war, die Schuhe auszuziehen, wenn man zuvor die Schnürsenkel geöffnet hatte. »Sie war letztes Jahr unsere Juniormeisterin.«
    Als ob das Mädchen spürte, daß sie beobachtet wurde, vollführte sie im nächsten Augenblick zwei Doppelaxel in Folge und beschrieb dann einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher