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Touchdown

Titel: Touchdown
Autoren: John Grisham
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auch andere herüber, mit feindseligen Blicken. Er wollte gehen, aber das Vicodin sagte Nein, ruh dich erst mal ein bisschen aus. Er bestellte noch eine Portion Pommes und versuchte, seine Eltern anzurufen. Entweder waren sie nicht zu Hause oder sie gingen nicht ans Telefon. Dann rief er bei einem College-Freund in Boca an, um sicherzustellen, dass er für ein paar Tage irgendwo unterkam.
    Die Trucker lachten über irgendwas. Er versuchte sie zu ignorieren.
    Schließlich begann er Zahlen auf eine weiße Papierserviette zu kritzeln. Die Browns schuldeten ihm fünfzigtausend Dollar für die Playoffs (die würden sie ihm doch sicherlich zahlen). Ungefähr vierzigtausend Dollar hatte er auf der Bank in Davenport. Wegen seiner nomadisch verlaufenen Karriere hatte er keine Immobilie gekauft. Der Geländewagen war geleast - für siebenhundert Dollar im Monat. Andere Vermögenswerte gab es nicht.
    Nach gründlichem Studium der Zahlen kam er zu dem Ergebnis, dass er im günstigsten Fall mit achtzigtausend Dollar aus der Sache rauskommen konnte.
    Die Karriere mit drei Gehirnerschütterungen und achtzigtausend Dollar zu beschließen war nicht so übel, wie es sich anhörte. Der durchschnittliche Runningback in der NFL hielt drei Jahre durch, bevor er sich mit allen möglichen Beinverletzungen und Schulden von fünfhunderttausend Dollar zurückzog.
    Ricks finanzielle Probleme gingen auf verheerend fehlgeschlagene Investitionen zurück. Zusammen mit einem Mannschaftskameraden aus Iowa hatte er versucht, den Markt an Autowaschanlagen in Des Moines zu monopolisieren. Es hatte Klagen und Prozesse gegeben, und noch immer liefen diverse Bankkredite auf seinen Namen. Ihm gehörte ein Drittel eines mexikanischen Restaurants in Fort Worth, und die anderen beiden Besitzer, ehemalige Freunde, schrien nach Kapitalspritzen. Als er das letzte Mal dort gegessen hatte, war ihm von den Burritos schlecht geworden.
    Mit Arnies Hilfe hatte er es geschafft, dem Bankrott zu entgehen - die Schlagzeilen wären brutal gewesen -, aber die Schulden häuften sich trotzdem.
    Ein ziemlich großer Trucker mit einem staunenswerten Bierbauch näherte sich, blieb stehen und grinste Rick spöttisch an. Er war wie aus dem Bilderbuch geschnitten - dicke Koteletten, Fernfahrermütze, Zahnstocher im Mundwinkel. »Du bist doch Dockery, nicht?«
    Für einen Sekundenbruchteil erwog Rick, es abzustreiten, beschloss dann aber, den Mann einfach nicht zu beachten.
    »Du bist scheiße, weißt du das?«, sagte der Trucker laut, sodass alle gut mithören konnten. »Du warst in Iowa scheiße und du bist immer noch scheiße.« Im Hintergrund erhob sich ein wildes Gelächter.
    Ein schneller Schlag in den Bierbauch, und der Typ würde sich am Boden krümmen, aber allein die Tatsache, dass er diesen Gedanken überhaupt fasste, machte Rick bereits traurig. Die Zeitungen - warum machte er sich eigentlich ständig Gedanken wegen der Zeitungen? - würden sich überschlagen. »Dockery prügelt sich mit Truckern«. Und natürlich würden alle Leser aufseiten der Trucker sein. Ein Festtag für Charley Cray.
    Rick lächelte seine Serviette an und biss sich auf die Zunge.
    »Warum ziehste nicht nach Denver? Da lieben sie dich bestimmt.« Noch mehr Gelächter.
    Rick fügte seinen Berechnungen ein paar sinnlose Zahlen hinzu und tat so, als ob er nichts hörte. Schließlich machte sich der Trucker, der inzwischen ziemlich schwankte, wieder davon. Man erhält nicht jeden Tag die Gelegenheit, einen NFL-Quarterback zu beschimpfen.
    *
    Er fuhr die 1-71 südwärts nach Columbus, der Heimat der Buckeyes. Dort hatte er, vor noch gar nicht mal sooo vielen Jahren, an einem herrlichen Herbstnachmittag vor hunderttausend Zuschauern vier Touchdown-Pässe geworfen und die gegnerische Defense auseinandergenommen wie ein sadistischer Chirurg. Spieler der Woche in der »Big Ten«-College-Conference. Weitere Ehrungen würden zweifellos folgen. Die Zukunft hatte so hell gestrahlt, dass er eine Sonnenbrille tragen musste.
    Drei Stunden später hielt er an, um zu tanken, und sah gleich nebenan ein nagelneues Motel. Für heute war er genug gefahren. Er fiel aufs Bett und war gerade mit sich übereingekommen, erst mal ein paar Tage zu schlafen, als sein Handy klingelte. Arnie sagte: »Wo bist du jetzt?«
    »Ich weiß nicht. London?«
    »Was? Wo?«
    »London in Kentucky, Arnie.«
    »Lass uns über Parma reden«, sagte Arnie knapp, in geschäftsmäßigem Ton. Irgendwas lag an.
    »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt,
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