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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: Brenda Novak
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gemeinsames Glück. Sie wollte Kinder; er lehnte Nachwuchs kategorisch ab. Er wollte Stillwater verlassen und die Welt kennenlernen, sie hingegen in der Nähe ihrer Angehörigen bleiben und sowohl ihr Haus behalten, als auch ihren Beruf weiter ausüben. Da war es ratsam gewesen, rechtzeitig Schluss zu machen und nach vorn zu schauen. Besser für sie beide.
    Gut möglich, dass sie mit dieser Entscheidung richtiglag. Nur war das Leben ohne Kirk für Madeline derweil verdammt einsam, zumal sie heute nicht in die Redaktion gefahren war. Sie hatte zwar keine fest angestellten Mitarbeiter – gerade mal drei Zusteller, die sich einmal pro Woche mit dem Austragen der Zeitungen etwas dazuverdienten –, aber die kleinen gepachteten Redaktionsräume des
Stillwater Independent
lagen direkt an der High Street, und deshalb schauten stets jede Menge Besucher bei ihr vorbei. Im Allgemeinen hatte sie gern Leute um sich; als Journalistin musste man schließlich den Finger am Puls der Stadt behalten. Heute hingegen stand ihr weder nach Fragen noch nach Mitgefühl der Sinn. Vor allem aber hatte sie keine Lust, sich mit möglichen Reaktionen auf den Fund des Autowracks auseinanderzusetzen.
    Mit schlechtem Gewissen, weil sie in dieser Situation einfach kniff, nahm sie ihre Katze Sophie auf den Arm und fuhr mit dem Kinn über das weiche Fell. Wäre der Vermisste nicht ihr Vater gewesen, hätte sie über das Geschehen am Baggersee längst einen Artikel verfasst und ihn ganz oben auf der Titelseite platziert, fette Schlagzeile inklusive – “Cadillac des Reverend aus Baggersee geborgen”. Aber sie fühlte sich eben befangen und angesichts der Hektik nach dem tödlichen Unfall der kleinen Rachel Simmons – der Suche, der Bestattung, der Woge des Mitgefühls für die Hinterbliebenen – irgendwie auch seelisch angeschlagen.
    Nach dem strapaziösen Morgen konnte sie sich zum Schreiben nicht aufraffen. Jedenfalls noch nicht. Sie hatte an diesem Tag ohnehin nicht viel zustande gebracht. Außer in der Wohnung hin- und herzutigern oder im Internet herumzusurfen, immer auf der Suche nach jemandem, der ihr vielleicht helfen konnte.
    Sie setzte die Katze wieder ab, schnappte sich den alten Quilt ihrer Mutter von der Couch, und trat, die Decke um die Schultern geschlungen, ans Fenster. Es war schon recht spät geworden. Und es regnete immer noch.
    Gott, wie sie es satthatte, dieses ständige Nieseln, die Kälte! Das permanente Getrommel der Regentropfen auf dem Dach zerrte an ihren Nerven. Und alles um sie herum war feucht und klamm und roch irgendwie schimmelig.
    Sie warf einen Blick auf ihre Autoschlüssel, die auf dem antiken Sekretär neben der Haustür lagen. Vielleicht, ermunterte sie sich selbst, solltest du mal raus aus der Bude, deine Verwandten besuchen? Der sanfte Stundenschlag der Dielenuhr verriet ihr jedoch, dass es dafür schon viel zu spät war. Den langen Weg zu der Farm, auf der Clay und Allie wohnten, wollte sie sich sowieso nicht machen. Dort war sie aufgewachsen, und eine Stippvisite hätte doch nur weitere Erinnerungen an ihren Vater ausgelöst.
    Bilder des angeseilten, von Schlamm und Rost bedeckten Cadillacs kamen ihr wieder in den Sinn. Sie drückte sich die Handballen auf die Augen, sah aber trotzdem wieder, wie Pontiff die Kamera ihres Vaters hochhielt, hörte das metallische Kreischen, das Platschen des Wassers, das aus der aufgehebelten Wagentür schwappte … das Echo von Chief Pontiffs Ausruf: “Das war’s.”
    Sie trat vom Fenster zurück und ging in ihre altmodisch eingerichtete Küche. Dort lag auf ihrem kleinen Schreibtisch eine ausgedruckte Liste mit Namen von im Internet aufgespürten Privatermittlern. Einige von ihnen hatte sie vorhin bereits angerufen, jedoch ohne Erfolg. Entweder hatten sie zu viel zu tun oder sahen sich außerstande, nach Stillwater anzureisen und die erforderlichen Ermittlungen aufzunehmen. Oder sie hatten sich auf einschlägige Fälle spezialisiert, etwa auf verschollene Kinder oder untreue Ehemänner.
    Allerdings hatten ihr einige der Detekteien einen gewissen Hunter Solozano empfohlen. Der finde alles und jeden, so hieß es, und nehme häufig Aufträge einfach der Herausforderung wegen an. Als sie jedoch die ihr übermittelte Telefonnummer anwählte, hatte sie über die Voicemail lediglich den Hinweis erhalten, dass für neue Nachrichten kein Platz mehr sei.
    Mit einem unterdrückten Seufzer griff sie erneut nach ihrem schnurlosen Telefon und versuchte es noch einmal bei diesem Mr.
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