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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: Brenda Novak
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befände.
    “Und was haben Sie dabei in Erfahrung gebracht?”
    Sehr wenig. Des Rätsels Lösung lag außerhalb ihrer bescheidenen kriminalistischen Fähigkeiten, leider auch jenseits derer der örtlichen Polizeibehörde. Mr. Solozano hatte ganz recht. Im Grunde hätte sie schon längst einen unbefangenen Privatermittler einschalten müssen. “Nicht genug.”
    “Wer hätte denn am meisten von seinem Tod profitiert?”
    “So simpel ist die Sache nicht. Meine Stiefmutter hat die Farm geerbt. Aber sie könnte keiner Fliege etwas zuleide tun.”
    “Wer käme da sonst noch infrage?”
    “Jed Fowler, ein älterer Herr, der an dem Abend, als mein Vater verschwand, gerade unseren Schlepper reparierte. Der kommt einem zuweilen schon mal ein wenig … na ja, sonderbar vor. Und ein jüngerer Mann. Mike Metzger. Sitzt wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ich kann aber nicht beurteilen, ob einer von denen etwas mit der Sache zutun hat. Das sollen Sie ja herausfinden.”
    “Klingt mir verdächtig nach Mordfall. Wenden Sie sich an die Mordkommission.”
    Was für eine Dickfelligkeit! Sie hätte glatt aus der Haut fahren können. Dabei lag doch auf der Hand, dass sie bei einem Zeitraum von zwanzig Jahren die Polizei längst eingeschaltet hatte! Ihm war das offensichtlich mehr als egal; er wollte lediglich mit der Angelegenheit nichts zu schaffen haben. Mochte ja sein, dass dieser Hunter Solozano einen fähigen Privatdetektiv abgab, aber gleichzeitig auch das abgebrühteste Ekel, das ihr je untergekommen war.
    “Okay, dann eben nicht. Entschuldigen Sie die späte Störung.” Ihr brach die Stimme. “Jetzt können Sie sich weiter mit ihrer Ex streiten. Hoffentlich gewinnt sie!” Wortlos beendete sie das Gespräch.
    Antoinette hatte bereits gewonnen. Hunter warf sein Handy auf den Beistelltisch. Geschah ihm ganz recht, dass diese Madeline Barker sauer auf ihn war. Er hatte es regelrecht darauf angelegt, hatte sie ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit provoziert. Nach dem Gespräch mit seiner Exfrau und anschließend einem zweiten mit seiner Tochter – mein Gott, was die ihm an den Kopf geworfen hatte! – konnte ihm nichts Besseres passieren, als sein Mütchen an jemandem zu kühlen, der gar nichts mit der Sache zu tun hatte.
    Wohler fühlte er sich allerdings immer noch nicht. Eher im Gegenteil.
    Der flimmernde, auf stumm geschaltete Fernseher war die einzige Lichtquelle im Zimmer. Im Allgemeinen wirkte Dunkelheit beruhigend auf Hunter, doch an diesem Abend war es anders. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, stand ziellos auf und setzte sich gleich wieder.
    Vergiss das mit Maria. Sie wusste nicht, was sie sagte. Ihre Mutter hat ihr das eingeredet. Wie üblich.
    Aber er konnte es nicht vergessen. Der Schmerz war zu konkret, als klaffe eine offene Wunde in seiner Brust. So als habe seine Tochter hineingegriffen, sein Herz in ihre kleine Hand genommen und vollkommen unbekümmert zugedrückt.
    In dieser scheußlichen Verfassung grenzte es an ein Wunder, dass die Verzweiflung in der Stimme dieser Barker-Dame überhaupt zu ihm durchgedrungen war.
    “Diese Frau ist nun wirklich nicht mein Problem!”, sagte er laut. Das Problem war vielmehr seine Tochter. Genauer gesagt, die Tatsache, dass seine Ex-Frau die Kleine gegen ihn aufhetzte. Obwohl er exorbitante Summen an Unterhalt zahlte – gerade erst diesen Monat hatte er Antoinette zweitausend Dollar außer der Reihe überwiesen –, gab sich seine Ex nie zufrieden. Er bezweifelte sogar, dass das überwiesene Geld seiner Tochter wirklich zugute kam. Bei der letzten Begegnung mit Antoinette war ihm aufgefallen, dass sie eine neue Nase im Gesicht trug, und ihre Brüste nach einer Vergrößerung dermaßen üppig ausgefallen waren, dass sie wie eine Porno-Queen auf ihn wirkte. Auch wenn er nicht mehr mit ihr verheiratet war: Wie sie das Geld mit vollen Händen ausgab, sich in der Schickeria-Szene von Los Angeles tummelte und versuchte, mit den Reichen und Schönen mitzuhalten, das war einfach nur peinlich. Die gemeinsame Tochter empfand solche Allüren vermutlich als doppelt unangenehm. Wahrscheinlich gab es im Schulelternrat nicht allzu viele engagierte Mütter, die mit melonengroßen Möpsen erschienen.
    Komischerweise hatte sich Antoinettes Hang zu Schönheitsoperationen, Designerklamotten und Prominenten erst nach der Scheidung entwickelt.
    Die Gewissensbisse, der eigentliche Grund für seine Lebenskrise, nagten immer stärker an ihm. Wie konnte es sein, dass
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