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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: Brenda Novak
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sagen, Mrs. …”
    “Barker. Aber ich bin und war nie verheiratet. Madeline reicht.”
    “Also, Miss Barker, falls ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt haben sollte: Ich bin nicht interessiert. Nach ihrem Akzent zu urteilen wohnen Sie sowieso nicht gerade bei mir um die Ecke.”
    “Ich wohne in Stillwater, Mississippi. Und Sie?”
    “L.A.”
    “Ziemlich überlaufene Gegend”, stellte sie in der Hoffnung fest, sie könne so auf eine der Schattenseiten des Großstadtlebens verweisen.
    “Stimmt, aber wenn Sie mal hier gewesen wären, wüssten Sie auch, warum das so ist.”
    “Ich zahle auch ordentlich.” Stirnrunzelnd blickte sie auf ihr Ein- und Ausgabenbuch, das offen neben ihrem Ellbogen lag. Eigentlich hatte sie diese Karte gar nicht ausspielen wollen. Sie hielt ja nur mit knapper Not sich selbst und die Zeitung finanziell über Wasser. Wie sollte sie da horrende Honorare bezahlen?
    “Wenden Sie sich am besten an eine Detektei vor Ort”, schlug er vor.
    Ein Gefühl von Panik stieg in ihr auf, und ihre Finger verkrampften sich um den Hörer. “Aber ich habe Ihnen ja noch gar nicht gesagt, was ich von Ihnen will!”
    “Lassen Sie mich raten. Ich soll den Drachen erlegen, der Ihnen nächtens den Schlaf raubt.”
    Sie warf einen Blick auf die rechts von ihr hängende Küchenuhr, hundemüde und offenbar beträchtlich neben der Spur. Allem Anschein nach ließ die Erschöpfung in ihrer Stimme sie nicht gerade überzeugend wirken. “Ist das nicht meistens so bei Ihren Klienten?”
    “Heutzutage setzen die mich eher auf ihre Ehepartner an. Sie fragen sich, ob die Geld beiseiteschaffen oder fremdgehen oder so. Mit dem Wissen hoffen sie, bei einer Scheidung besser abzuschneiden. Oder sie wollen ausstehende Schulden eintreiben. Der Drache meiner Klienten ist also häufig blanke Geldgier.” Eine kurze Pause folgte. “Passen Sie in irgendeine dieser Kategorien, Miss Barker?”
    “Das nicht, nur …” Sie bemühte sich redlich, die Geduld nicht zu verlieren und seine schnoddrige Art einfach zu ignorieren. “Dann machen Sie es sich also gerne einfach? Nehmen bloß noch den leichten Kram an?”
    “Ich nehme den Kram, der mir gelegen kommt. West-Küsten-Kram. Im Übrigen bezweifele ich, dass Sie sich mein Honorar überhaupt leisten können.”
    Jetzt bückte sie sich doch und tätschelte ihre Katze, die immer noch nicht aufgegeben hatte. “Was soll das denn bitte schön heißen?”
    “Ich weiß nicht, liegt vielleicht an Ihrem Akzent.”
    Ihr blieb vor Empörung glatt die Spucke weg. “Das … das ist ja die reinste Diskriminierung!”, sagte sie atemlos.
    “Na, Sie haben doch angerufen! Es steht Ihnen jederzeit frei, das Gespräch zu beenden.”
    Madeline schob Sophie sanft beiseite und stand auf. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er könne ihr den Buckel runterrutschen. Aber was war ihre Alternative, an wen würde sie sich stattdessen wenden? Jedenfalls an keinen Besseren, nach allem, was sie bisher in Erfahrung gebracht hatte. “Ich brauche Ihre Hilfe”, flehte sie. In ihrer Not griff sie auf schlichte Ehrlichkeit zurück.
    Er fluchte, legte aber nicht auf. Also atmete sie tief durch und wagte einen erneuten Versuch. “Sind Sie noch dran?”
    “Um was geht es denn eigentlich?”, fragte er mit einem Hauch Resignation, der Madeline neue Hoffnung gab.
    “Um eine Person.”
    “Wen genau?”
    “Meinen Vater.” Dass er seit ihrem sechzehnten Lebensjahr verschollen war, verschwieg sie. Dass die Aufgabe möglicherweise schwer werden würde, wollte sie am besten nur scheibchenweise zu erkennen geben.
    “Wohin ist er Ihrer Ansicht nach denn verschwunden?”
    Trotz der vielen Jahre hatte sie sich an den Traum eines Wiedersehens geklammert – bis der Cadillac gefunden worden war. “Ich bin ziemlich sicher, dass er tot ist.”
    “Und was macht Sie so sicher …?”
    Sie hielt den Atem an und ließ ihn mit jedem Wort stoßweise entweichen. “Er hat sich lange … nicht mehr blicken lassen. Sehr lange nicht.”
    “Wie lange?”
    “Neunzehn Jahre.”
    “Fast zwei Jahrzehnte? Sind Sie da nicht ein bisschen spät dran, Miss Barker?”
    Sie war so betroffen von seinem vorwurfsvollen Ton, dass es ihr die Kehle zuschnürte. “Ich habe mein Möglichstes getan”, brachte sie mühsam hervor. Sie hatte sogar zu unzulässigen Mitteln gegriffen: Einmal brach sie in den Autosalon von Jed Fowler ein, ein andermal hatte sie Officer Hendricks benutzt, um Allie glauben zu machen, dass sie sich in akuter Gefahr
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