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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: T Weaver
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mehr, und schließlich brachte er auch Andrew auf seine Seite. Sie unterzogen Alex dem üblichen Programm, was niemals hätte passieren dürfen. Sie taten es, weil sie der Ansicht waren, er dürfe keine Sonderbehandlung genießen. Dabei war er mein Sohn, verdammt noch mal! Natürlich verdiente er eine Sonderbehandlung! Als er dann nicht so reagierte, wie sie es sich vorgestellt hatten, als er anfing, sich zu wehren, hängten sie ihn an das verdammte Kreuz! Nach allem, was ich für sie getan hatte, nach all dem Geld, das ich in die Farm gesteckt hatte, war das ihr Dank!«
    Er schwieg nachdenklich. Seine Blicke huschten hin und her.
    »Andrew rief mich an, wenn Mary nicht im Haus war. Ich hörte seine Berichte über Alex und was sie mit ihm machten, und mir war klar, dass es schiefgehen musste . Ihn ins Programm zu stecken, nur weil er ihnen im falschen Tonfall antwortete? Das war eine gewaltige Fehlentscheidung. Doch ich hatte nicht die Macht, einzugreifen. Ich wusste, dass Alex sich gegen die Medikamente und auch gegen das Einsperren wehren würde. Alex war ein Kämpfer.«
    Er schaute mich an und bemerkte etwas in meinem Blick.
    »Mir ist scheißegal, was Sie denken«, erklärte er.
    »Sie beschützten Ihren Sohn, indem Sie ihn an einen Ort
schickten, wo man ihn zwingen wollte, Sie zu vergessen. So wie Sie selbst sich einredeten, ihn zu vergessen. Dabei ging es nicht um seinen Schutz. Sie schickten ihn dorthin, um sich selbst zu schützen. Die ganze Zeit ging es nur um Sie.«
    Ich schwieg. Ich dachte, ich hätte ihn in die Ecke gedrängt.
    Aber ich hatte mich getäuscht.
    Ein winziges Lächeln schlich sich in Malcolms Gesicht. Dann plötzlich spürte ich – ganz sanft – die Mündung einer Waffe in meinem Nacken. Ich drehte den Kopf wenige Zentimeter nach links. Im Fenster entdeckte ich ein Spiegelbild. Michael. Um den Oberschenkel, dort, wo ich ihn angeschossen hatte, trug er einen Verband. Direkt neben ihm stand Mary. Ihre Finger umklammerten seinen Arm, und er hatte eine Hand auf ihren Mund gelegt. Deshalb also hatte ich nichts mehr von ihr gehört.
    »Ich habe Sie gewarnt, die Finger von der Sache zu lassen«, sagte Michael. »Ich habe versucht, Ihnen zu helfen. Ich will nichts anderes, als wieder an die Arbeit gehen und denjenigen helfen zu können, die Hilfe nötig haben.«
    »Sie haben sich mit den falschen Leuten angelegt, David«, sagte Malcolm und kam um das Sofa herum. »In dem Moment, als ich herausfand, dass Mary Sie aufgesucht hatte, war mir klar, dass alles mit Blutvergießen enden würde.«
    Ich schaute mich schnell um. Nichts, nach dem ich hätte greifen können. Keine Waffen.
    »Geheimnisse, die es wert sind, geschützt zu werden, gibt man nicht preis«, sagte er und trat so dicht vor mich, dass sich unsere Gesichter beinahe berührten. »Jedenfalls nicht kampflos. Sie haben unsere Leute verletzt, getötet, und die Polizei auf den Plan gerufen – doch am Ende wird das Gute immer über das Böse triumphieren.«
    Ich spuckte ihm ins Gesicht.

    Er trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Handrücken übers Kinn.
    »Diese Sache wird mir Spaß machen«, sagte er.
    Hinter mir versuchte Mary zu schreien, so als sähe sie kommen, was jetzt passieren würde – und ich spürte, wie sich die Waffe an meinem Nacken leicht bewegte, als Michael versuchte, sie in Schach zu halten.
    Ich duckte mich unter dem Lauf der Pistole weg, zog die Schulter herunter und machte einen Satz Richtung Küche. Michael schoss. Rechts von mir zischte eine Kugel vorbei, ehe sie in eine der Wände eindrang. Der Knall war ohrenbetäubend und verfolgte mich noch, als ich schon auf dem Weg in den Keller war. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah, wie Michael Mary zur Seite stieß. Sie nutzte den Augenblick und kroch über den Teppich, um hinter dem Sofa in Deckung zu gehen.
    Malcolm und Michael rannten los, um mir zu folgen.
    Ich nahm die Stufen der Kellertreppe so schnell, dass ich beinahe gestürzt wäre. Das Licht war aus. Ich rannte zu der Stelle, wo Mary und ich eben noch gesessen hatten, und tauchte in die Dunkelheit ein.
    Alles ringsum war schwarz.
    Über mir hörte ich Bewegungen. Nicht laut, nur ein gelegentliches Knarzen von Dielen. Kurzes Geflüster. Ich versuchte, mich so schnell wie möglich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Doch genauso gut hätte ich versuchen können, etwas zu hören, was nicht da war. Nur ganz langsam verwandelte sich die Dunkelheit in Umrisse. Und die Umrisse halfen mir,
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