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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: T Weaver
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leben und unsere Mahlzeit aus dem Rinnstein
picken. Glauben Sie, er hätte auch nur einen Moment gezögert? Niemals. Alex hat unser Leben verändert. Einfach deshalb, weil unser Leben weitergehen konnte. Hätte er damals nicht gehandelt, dann wären wir jetzt alle tot, gestorben auf irgendeiner verdammten Müllkippe. Glauben Sie mir, David: In einer solchen Situation steht man tatsächlich vor einer Entscheidung.«
    Er setzte sich auf die Kante des Sofas.
    »Vor acht Jahren – am neunundzwanzigsten Mai – arbeitete ich in der Bank, als ein Mann auftauchte und mich um ein Darlehen bat. Als ich ihn fragte, wofür er das Geld brauchte, erklärte er mir, dass er eine Rehabilitationsklinik für Jugendliche mit Problemen aufbauen wollte. Einen sicheren Unterschlupf. Einen Ort, an dem sie neu anfangen konnten. Mir war schleierhaft, wie er das Darlehen jemals zurückzahlen wollte. Als ich fragte, auf welche Art und Weise er Einnahmen erzielen wollte, hatte er keine Antwort. Nicht den Hauch einer Idee. Er wollte das ganze Projekt auf die Beine stellen wegen irgendetwas, das in seinem Leben passiert war. Einen Plan hatte er nicht, stattdessen ein Vorstrafenregister. Natürlich musste ich ihn abweisen. Es wäre finanzieller Selbstmord gewesen, sogar wenn es sich nicht um einen verurteilten Straftäter gehandelt hätte. Ich wäre auf der Stelle entlassen worden, wenn ich ihm den Kredit bewilligt hätte.«
    »Andrew.«
    Er nickte.
    »Aber die Idee ließ mich irgendwie nicht los.«
    »Wegen Alex’ Bruder.«
    Zum ersten Mal würdigte er Mary eines Blickes. Ganz kurz nur, ehe er sich wieder auf mich konzentrierte.
    »Ich hatte jemand anderen, den ich von Herzen liebte, auf der Straße mit einer Nadel im Arm sterben sehen, also
wollte ich nicht einfach zusehen, wie andere junge Leute denselben Weg einschlugen.«
    »Der Junge auf dem Foto.« Ich dachte an das Kind mit dem Fußball auf dem Bild, das Jade mir in ihrer Todesnacht gezeigt hatte. Sie hatte über den Vater des Jungen gesprochen. Ich glaube, in gewisser Weise ist er noch schlimmer als Legion. »Er ist Ihr Sohn.«
    Malcolm nickte.
    Mary stieß nur ein ersticktes Geräusch aus. Das überraschte mich, doch ich drehte mich nicht um. Jetzt, wo er sich alles von der Seele reden konnte, was sich in ihm aufgestaut hatte, sprudelte es nur so aus Malcolm heraus.
    »Er war aber nicht Marys Sohn?«
    »Was glauben Sie wohl?«
    »Wer war seine Mutter?«
    »Eine junge Frau, mit der ich zusammengearbeitet hatte«, sagte er. »Aber sie war bloß ein Junkie und verkaufte sich, um ihre Sucht zu finanzieren. Doch der Junge war wundervoll. Ich versuchte, ihn so oft wie möglich zu sehen. Deswegen nahm ich den Job bei Al an. Sein Büro lag in Harrow. Und Robert wohnte in Wembley.« Er hielt einen Moment inne. »Dann fand Al alles heraus.«
    »Über den Jungen?«
    »Er beobachtete mich eines Tages, wie ich mich mit Robert an dessen Schule unterhielt.«
    »Und daraufhin änderte er seine Haltung Ihnen gegenüber?«
    »Als er herausfand, wer Robert war, wollte er, dass ich Mary davon erzählte. Ich weigerte mich. Daraufhin wollte er selber mit ihr sprechen. Ich drohte, ihn umzubringen, wenn er das wagen würde. Irgendwann verkündete er, er wolle alles zurückhaben, was ihm gehörte. Wahrscheinlich glaubte er mir nicht, dass ich ihn töten würde. Jedenfalls
steckten wir in einer Pattsituation. Mary hasste Al – aber unter dem Strich wollte er ihr wohl einfach helfen.«
    »Und Mary hat nie etwas erfahren.«
    »Nein. Al drohte mir zwei Monate lang, ihr alles zu verraten. Ich versuchte, alle anderen Löcher zu stopfen, zum Beispiel, indem ich Roberts Mutter dafür bezahlte, dass sie den Mund hielt. Sie benutzte das Geld allerdings dafür, um Heroin zu kaufen. Eines Tages tauchte ich bei ihr auf und entdeckte einen Einstich in Roberts Arm. Er war erst zehn Jahre alt . Hätte ich geahnt, dass so etwas passieren würde, hätte ich sie umgebracht und den Jungen zu uns geholt. Das hätte ich getan. Sie war eine Nutte. Niemand hätte sie vermisst. Ein paar Tage später rief sie mich an und erzählte mir, dass man ihn tot aus der Themse gefischt hätte, bis oben hin vollgepumpt mit ihren Drogen. Ein Zehnjähriger .«
    Ich erinnerte mich an die Zeitungssausschnitte in der Wohnung und auf der Farm. JUNGE (10) IN DER THEMSE GEFUNDEN. Dies ist der Grund, warum wir es tun.
    »Nun, wo der Junge tot war, hatte Al nichts mehr gegen mich in der Hand. Doch ich war wütend und wollte es irgendjemanden büßen
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