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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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Hilfe, ich kriege meine Hochzeit nicht gestemmt, weil Madame Abendroth den Schuh macht. Ich dachte, du wärst drüber weg.«
    »Falsch gedacht. Ich werde drüber weg sein, wenn der Kerl sich atomisiert, vaporisiert und zum Mond appariert hat. Und ja, ich bin bestimmt ersetzbar. Engagier dir doch Froooonck, den Weddingplanner – damit es auch richtig in die Hose geht und der Knipser was abzulichten hat, wenn deine Gäste vorm ausgebuchten Hotel stehen. Ruf doch Sarah Connor an, die weiß, wie man sich dann fühlt.«
    Winnie lehnte sich im Sessel zurück und sagte zur Verkäuferin: »Es ist alles in Ordnung – hier wird nur gleich kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Was halten Sie davon, noch eine Flasche Prosecco aufzumachen? Oder haben Sie was Stärkeres da?«
    »Raus hier. Sie alle drei. Auf der Stelle verlassen Sie meinen Laden.« Um ihrer Aufforderung Nachdruck zu verleihen, zeigte sie mit ausgestrecktem Arm auf die Tür.
    Ich nahm meine große Umhängetasche. »Bin schon weg.«
    »Was ist denn jetzt, Maggie?«
    »Was soll sein? Mach deinen Scheiß alleine. Und ein Geschenk kriegst du von mir auch nicht.«
    »Wäre sowieso von Quality-TV gewesen. Wahrscheinlich ein Set Tupperdosen aus dem Angebot«, giftete sie aus der Kabine.
    Ich drehte mich um. »Und wenn schon! Die wären wenigstens von Herzen gekommen. Tschüss Winnie. Man sieht sich.«
    Hinter mir fiel die Tür des Brautmodengeschäfts zu, und ich zündete mir eine Zigarette an. Aus dem Laden hörte ich Wilma nach mir rufen, und ich gebe zu, dass ich mit Freude registrierte, dass sie etwas kleinlaut klang. »Lässt du mir wenigstens die Planungsmappe da?«
    »Aber selbstverständlich, Frau Korff!« Ich holte das dicke Heft mit Adressen, Ideen und Zeichnungen aus meiner Umhängetasche, nahm einen Tiefen Zug aus der Zigarette und riss die Kladde in Stücke. »Da hast du deinen Double-Trouble.«
    Auf der anderen Seite der Glastür stand Wilma und bekam große Augen. Ja, die passen zum Anzug, Wilma, dachte ich. Ich ließ die Schnipsel auf den Boden rieseln und ging.
    Nach ein paar Metern machte ich die nächste Zigarette an der noch glimmenden an und piekste meiner inneren Stimme mit spitzem Finger in die Brust. Dann sag mal was Schlaues dazu. Hat man noch Worte? Meine beste Freundin verrät mich für einen Fummel von Yves Saint Laurent! Judas!
    Darf ich auch mal was sagen?, flüsterte meine innere Stimme.
    Aber bitte sehr, wenn es hilft.
    Mir ist zum Heulen, wisperte sie.
    »Halt die Klappe. Dafür haben wir jetzt keine Zeit!«, rief ich laut, und die Passanten, die mir entgegenkamen, wichen erschrocken aus. Ich war schon losgerannt, um den nächsten Bus zu kriegen, der mich direkt zum Callcenter bringen würde, in dem ich seit Monaten arbeitete.
    Als die Türen sich hinter mir mit lautem Zisch schlossen, hatte ich die brennende Zigarette immer noch zwischen den Lippen. Alle im Bus starrten mich an. Durch die Lautsprecheranlage tönte die Stimme des Fahrers: »Die Zigarette oder Sie!«
    Die Türen öffneten sich wieder. Zu spät, um auf den nächsten Bus zu warten - ich schnippte sie hinaus. Dann trollte ich mich in die hinterste Ecke des Busses und wischte mir die Tränen mit dem Mantelärmel aus dem Gesicht. Plötzlich erschien ein Papiertaschentuch vor meiner Nase.
    »Allergie«, krächzte ich und nahm das Taschentuch.
    »Ja, ja, die Allergie kenne ich«, sagte eine Männerstimme.
    »Oh, du bist es, Hassan. Wenn du auch nur ein Wort darüber verlierst, mache ich dich kalt.«
    Normalerweise freute ich mich, meinen Kollegen Hassan im Bus zu treffen. Da war der Gang in die Legebatterie wenigstens nicht ganz so schrecklich. Ich guckte mich um.
    »Keine Gefahr. Keiner hier von der Vollpfostenfraktion«, sagte Hassan. »Und warum sollte ich über so was Langweiliges wie eine Allergie reden. Es verhielte sich natürlich anders, wenn hinter deinen Tränen eine tatsächlich dramatische Geschichte stecken würde. Aber das tut es ja nicht, oder?«
    »Nein, tut es nicht«, sagte ich. Wo kein Wille ist, da kann auch kein Drama sein.
    Hört, hört, sagte meine innere Stimme und verzog sich in die Schmollecke, um sich ihrem mentalen Schluckauf zu widmen.

Kapitel 2
    Kurz vor Weihnachten war in der Bestellannahme von Quality-TV keine Zeit für Sentimentalitäten. Ich warf einen Blick auf die Anzeigetafel: 350 Kunden in der Warteschleife, und ich hatte heute Doppelschicht. Gute Aussichten, am Ende des Tages noch nicht einmal mehr zu wissen, wie man seinen eigenen Namen
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