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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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gestreut haben, dass ich mal beim Fernsehen in Köln gearbeitet hatte. Danuta hatte ihre eigenen Schlüsse daraus gezogen und verkündet, ich sei bestimmt nur aus Neugier hier, um Material zu sammeln – von wegen, ich müsse hier arbeiten! Das hätte ich bei meinem Lebenslauf doch gar nicht nötig. Man wüsste doch genau, wie viel die Fernsehfuzzis so verdienen. Ihrer Meinung nach könnte ich mich zur Tarnung in noch so billige Jeans aus unserem Outlet-Shop quetschen, sie würde sich davon nicht an der Nase herumführen lassen. Ich hätte ihr seinerzeit gerne noch weiter zugehört, aber ein paar Kollegen, die mich gesehen hatten, hatten ihr ein Zeichen gegeben. Nicht, dass sie verschämt verstummt wäre, nein, sie hatte sich herumgedreht, mir zugewinkt und gezischt: »Schön, mal richtig arbeiten zu müssen, ne?«
    Nun, hatte ich gedacht, ich hab zwar eine Schreibblockade, ein vermurkstes Drehbuchschreiberleben und ich befinde mich garantiert nicht an dem Ort, an dem ich sein will, aber wenn mir eine gut gezirkelte Bananenflanke entgegensegelt, dann versenke ich die Kirsche im Netz.
    »Schade, ich hatte grad drüber nachgedacht, was für dich bei
Big Brother
klarzumachen«, hatte ich gesagt und dann hinzugefügt: »Aber leider ist die Zicke schon besetzt, und für das Muttchen vom Dienst taugst du nicht. Wir suchen nur noch die Jungfrau. Und da kann man nicht mogeln, der Produzent vergewissert sich persönlich über den einwandfreien Zustand der Dame, und da dürftest du wohl durchfallen.«
    In Danutas Gesicht waren sämtliche Gesichtszüge entgleist, sie war sich nicht sicher, ob ich mir mit ihr einen Scherz erlaubte oder nicht, wagte es aber nicht, noch mal nachzufragen, und entschied sich für: »Da würde ich doch nicht mitmachen. Ich bin doch nicht blöd.« Sie hatte sich Beifall heischend umgesehen, und ihre Clique hatte brav genickt. Das Schäfchen, wie immer auf der Leitung stehend, trompete voller Enthusiasmus: »Aber blond ... und wie ...«
    Ich wurde Zeuge, wie unter den tödlichen Sehstrahlen von Danuta Piontek das Schäfchen zu einem Häufchen grüner Asche verdampfte. Drei Tage lang war sie von den Zigarettenpausen der Clique ausgeschlossen und saß in der hinterletzten Ecke, ganz weit weg von allem, was sie für erstrebenswert hielt. Wer noch irgendwelche Fragen zum Rudelverhalten gehabt hätte – hier wurden sie alle auf einen Schlag beantwortet.
    »Frau Abendroth, was machen Sie da?«, wurde ich plötzlich angeherrscht. Vor meinem Cube stand der Teamleiter Herr Möhl, ein speckiger, kleiner Mann mit Halbglatze und teigigem, grauem Teint. Er stützte sich auf der Trennwand ab und starrte mich an.
    Nun ja, die Frage war nicht unberechtigt, und ich hätte sie mir grad gerne selbst beantwortet. Ich muss wohl völlig geistesabwesend von der Toilette wieder zurückgekommen sein. Meine Kopfhörer hatte ich auf den Ohren, so viel konnte ich feststellen.
    »Was meinen Sie denn, nach was es aussieht?«, fragte ich beinahe ehrlich interessiert.
    »Nichts jedenfalls, wofür Sie hier bezahlt werden!«
    »Aha?«
    »Sie sollen zum Monitoring kommen. Der Kollege versucht Sie seit einer Viertelstunde zu erreichen.«
    Ich betrachtete die Schwitzflecken auf seinem Hemd, wünschte mir eine Nasenklammer herbei und sagte: »Wir haben eine Warteschleife, ich hab sein Anklopfen im Telefon wohl nicht gehört, Herr Möhl. Aber, wenn Sie wollen, logge ich mich kurz aus.«
    »Sie brauchen sich nicht auszuloggen! Sie sind nämlich gar nicht eingeloggt! Im Übrigen riechen Sie nach Zigarette, ich kann mich nicht erinnern, Sie in die Pause geschickt zu haben!«, wetterte er und hüpfte dabei auf und ab.
    Tja, schlimm, wenn man als Teamleiter seine Privilegien einklagen muss. Ich hatte schon zwei Anpfiffe bekommen, weil ich nicht bereit war, wie ein Erstklässler aufzuzeigen, um mir eine Pinkelgenehmigung von ihm erteilen zu lassen.
    »Und wenn Sie schon hier sitzen, warum loggen Sie sich nicht wieder ein?«, setzte Möhl nach.
    Ich guckte auf mein Telefon und stellte fest, dass er recht hatte. Wie konnte mir nicht auffallen, dass ich keine Anrufe bekam, während um mich herum der Hühnerstall auf Hochtouren lief und die Anzeige immer noch 460 Anrufer in Warteposition signalisierte?
    »Tja, dann geh ich am besten gleich mal los, was?«, sagte ich und legte mein Headset auf den Tisch. »Falls es um Überstunden geht: Meine Schicht geht bis zweiundzwanzig Uhr. Ich kann heute nicht länger bleiben.«
    Möhl guckte umständlich auf
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