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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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amerikanischen Mutterschiff, die Ehre gab, mir meine Talentlosigkeit persönlich vorzuhalten. »Sie hätten der Kundin etwas anderes anbieten müssen, wenn etwas ausverkauft ist.«
    »Okay, okay. Werd’ ich mir merken«, sagte ich.
    »
Okay, okay
heißt bei uns in den Staaten:
Kiss my ass
. Ich hoffe, das meinen Sie nicht.«
    »Wir sind hier in Deutschland, Mr. Jones. Da bedeutet es: Ja, Chef. Wird sofort erledigt.«
    »Arbeiten Sie gerne hier?«
    »Nein. Ich arbeite hier, weil ich muss.«
    Er blickte von seinem Gesprächsprotokoll auf und kniff die Augen zusammen. Dann lächelte er und sagte: »Guter Gag. Und lernen Sie zu Lächeln beim Telefonieren. Lächeln.
Smile, please
.« Der Subtext allerdings war unmissverständlich: Noch so eine Frechheit, und dann werden wir uns nach dem Weihnachtshorror gerne von Ihnen verabschieden.
    »Danke, Mr. Jones. Schönen Abend noch.«
    »Moment! Sie hatten vorhin keine Genehmigung, sich für eine Pause auszuloggen.«
    »Ein menschliches Bedürfnis, das werden Sie doch verstehen, und Herr Möhl war nirgends aufzutreiben. Soll ich mir etwa in die Hose machen?«
    Er erhob sich von seinem Stuhl. »Wenn Sie Ihren Job behalten wollen, dann werden Sie in der Lage sein, Ihren Teamleiter zu finden, wenn Sie ihn brauchen.«
    »Ich brauchte nicht
ihn
, ich brauchte eine Toilette«, sagte ich, ohne nachzudenken. Auf Mr. Jones Stirn zog ein Tornado auf, und ich sagte schnell: »Bis man Herrn Möhl gefunden hat, kann man einen Inselstaat bevölkern. Dann ist es für alles zu spät.
You know?
«
    Jones räusperte sich. »
You better listen!
«
    »Ja, ja ... Hab’s kapiert.«
    Kaum wieder zurück und eingeloggt, wünschte ich mir, Jones hätte mich auf der Stelle rausgeworfen, denn mein Anrufer gehörte in die Kategorie: Malen nach Zahlen.
    »Das Ding da, mit dem man ... na, Sie wissen schon, das vor einer Stunde in der Sendung mit dem Küchenzeug.«
    »Küchensendung? Herrje, die war gestern.« Haushaltsputz fürs Christkind – da hatten wir alles, was die Reinigungschemie hergab. »War es für den Garten?«
    »Nein, nein, es war fürs Haus. Dieses rosa Zeug ...«
    »Blitzblank, fürs Bad?«
    »Das ist doch nicht rosa.«
    »Rost-Ex-Super Excelsior? Das ist rosa.«
    »Nein, nix mit Rost, verflucht und zugenäht! Das andere Rosa.«
    »War es flüssig? Ist es ein Gegenstand? Ist es aus Stoff?«
    »Was wird das hier?! Ein Quiz?! Wissen Sie noch nicht mal, was Sie da verkaufen in Ihrem Scheißsender?«
    »Wir haben über fünftausend Produkte im Programm, die finden Sie alle auf unserer Website. Sie können ja noch mal anrufen, wenn Sie es gefunden haben.«
    »Nein! Dann hänge ich ja wieder in der Warteschleife. Jetzt weiß ich – moment ... Flecko ... dingsbums ... für Polstermöbel.«
    »Ach, so. Fleckweck, der rosa Turbo-Polsterschaum für Wohnzimmer und Auto ... Leider ausverkauft. Möchten Sie etwas anderes bestellen? Es gibt noch Clean-Way-Polsterschaum. Der ist sogar auch für Teppiche.«
    Jones sollte stolz auf mich sein.
    »Nein, meine Frau will dieses rosane Zeug ... So ein Scheiß!«
    Aufgelegt. Meine Leitung blieb ruhig. Ich massierte mir den Nacken und streckte kurz die Beine unter dem Tisch aus. Die Anzeigetafel zeigte keinen einzigen Anrufer mehr in der Warteschleife. Hassan ließ seinen Kopf auf die Tischplatte knallen.
    »Was machst du? Betest du gen Mekka?«
    »Mokka wäre mir lieber. Wie war das Monitoring?«
    »Ach, okay. Jones ist da. Wusstest du das?«
    »Nö. Und du hast mit Jones selbst gesprochen? Mit der Stimme aus dem Allerheiligsten?«
    »Ja, und die Stimme sprach zu mir. Reiß dich zusammen,
girl
, sonst hast du nach Weihnachten keinen Job mehr. Ach, du liebe Zeit. Guck mal, Hassan.« Ich zeigte auf den Bildschirm, auf dem der Präsentator für meine Hasssendung Nummer eins erschien. Broiler-Martin.
    Seine Sendung glich einer sodomitischen Pornoshow, in der er mehrere blasse gerupfte Hähnchen zunächst mit Öl einrieb und jede Menge Gewürze in verschiedenen Farben, gepulvert, gerebelt und gehackt, auf ihnen verteilte. »... und nicht vergessen, auch unter den Armen pudern ... hahaha.« Dann nahm er die wabbeligen Hühnerleichen und pflanzte sie hochkant auf seinen patentierten Bratständer. »Tut auch der Henne gut, hahahaha ... und jetzt noch den Bürzel abschneiden ...(säbel, säbel) ... uhhhh, meine Herren, Sie gucken jetzt besser weg.« Die Peepshow beendete er mit einem »Ahhh, ein Schelm, wer Böses dabei denkt, hahahah.«
    Während die toten Probanden
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