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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt
Autoren: Brenda Novak
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offenbar jede Frau haben, die er wollte. Er hatte mehr Sex-Appeal, als einem Mann allein zustand. Und er stand in dem Ruf, eine uneinnehmbare Festung zu sein.
    Für manche Frauen schien das eine unwiderstehliche Herausforderung zu sein. Aber Allie hatte Besseres zu tun, als sich von derartigen Reizen verführen zu lassen. Mochten andere Frauen auf düstere, launische Männer stehen – sie jedenfalls hatte genug von dieser Sorte. Sie hatte sich bereits einmal mit einem von ihnen eingelassen.
    Trotzdem musterte sie bewundernd das dichte schwarze Haar, das Clay in die Stirn fiel, seine Nase, die vielleicht ein bisschen zu groß war, und sein markantes Kinn. Seine Züge waren durch und durch männlich. Nur seine Augen nicht. Umgeben von den längsten Wimpern, die sie je gesehen hatte, schienen sie eine Welt voller Geheimnisse zu verbergen. Und, vielleicht, eine Welt voller Schmerz.
    “In meinem Auto sitzt eine Frau, die behauptet, Sie hätten sie vergewaltigt”, sagte Allie.
    Sein Blick wanderte hinüber zum Einsatzwagen, doch er erwiderte nichts.
    “Haben Sie nichts dazu zu sagen?”
    Sein abweisender Gesichtsausdruck machte ihr klar, warum die meisten Menschen nichts mit ihm zu tun haben wollten. Er konnte einen nicht nur durch seine schiere Körpergröße und seine breiten Schultern, sondern auch mit einem einzigen Blick einschüchtern. “Sieht sie so aus, als hätte ich sie vergewaltigt?”
    “Schwer zu beurteilen bei diesen Lichtverhältnissen.”
    “Dann lassen Sie mich Ihnen helfen: Sie lügt.”
    “Sie sagen also, Sie haben sie nicht angefasst?”
    Sie wusste, dass er es nicht absichtlich tat, aber seine Muskeln wölbten sich merklich, als er seine Arme verschränkte und sich gegen den Türpfosten lehnte.
    “Ist das eine Fangfrage, Officer?”
    “Wie bitte?”
    Nachlässig zuckte er mit den Schultern. “Natürlich habe ich sie angefasst. An all den Stellen, an denen sie es sich gewünscht hat – wir haben schließlich nicht Schach gespielt. Aber ich habe sie nicht verletzt.”
    Derartige Geständnisse von Verdächtigen nahm Allie normalerweise als Informationsquelle wahr. Sie war gut darin, Fakten zusammenzutragen, die Umstände eines Verbrechens zu rekonstruieren, Puzzlesteine zu ergänzen. Aber in ihrer Heimatstadt, wo sie fast jeden Einwohner kannte, wurde die Ermittlungsarbeit fast zwangsläufig zu einer emotionalen, persönlichen Sache. Clays Bemerkung löste eine Bilderflut in ihr aus, die sie liebend gern gestoppt hätte.
    Sie benetzte die Lippen und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Weil es um Clay Montgomery ging, den so viele Leute in Stillwater hinter Gittern sehen wollten, war die Situation noch heikler, als sie unter normalen Umständen gewesen wäre. Allie wollte die Sache nicht vermasseln – um seinetwillen. Obwohl sie bezweifelte, dass er ihren guten Willen anerkennen würde.
    “Stimmt es, dass Sie sich mit Beth Ann über das Baby gestritten haben?”
    “Welches Baby?”
    Sternjasmin kletterte an den seitlichen Spalieren der Veranda hoch. Trotz des Regens konnte Allie den süßen Duft der Blüten riechen.
    “Hat sie Ihnen nicht erzählt, dass sie schwanger ist?”
    Clay prallte zurück, als hätte Allie ihm einen rechten Haken verpasst. Auch seine Selbstbeherrschung hatte offenbar ihre Grenzen, denn er war außerstande, seinen Schrecken zu verbergen. “
Was?”
    “Sie behauptet, Sie hätten von ihr verlangt abzutreiben.”
    “Das ist absoluter Blödsinn!”, brüllte er, und wenn Allie ihm nicht in den Weg getreten wäre, wäre er vermutlich direkt zum Streifenwagen gerannt. “Bringen Sie sie noch mal hierher. Sie kann nicht schwanger sein.”
    Allie zog die Augenbrauen hoch. “Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie nicht Schach gespielt haben …”
    “Wir haben … aber wir haben niemals …” Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. “Mein Gott, was wir gemacht oder nicht gemacht haben, geht Sie überhaupt nichts an. Ich regele das selbst.”
    “Tut mir leid, aber es geht mich sehr wohl etwas an”, fuhr sie dazwischen. Sie durfte sich jetzt nicht abspeisen lassen. “Miss Cole hat gesagt …”
    “Das denkt sie sich aus!”
    “Vielleicht. Aber so oder so muss ich ihrer Geschichte nachgehen.”
    Seine Nasenflügel bebten, aber dann ging er in sich und schien seine Wut unter Kontrolle zu bekommen: “Okay. Wie sehr soll ich in die Details gehen?”, fragte er. “Sie nimmt die Pille, und ich schwöre auf Kondome. Außerdem haben wir’s nicht immer
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