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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann
Autoren: Ake Edwardson
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Händen heraus!« »Ich komme nicht raus«, antwortete Winter.
    Ein Schuss knallte!
    Ademar zuckte zusammen!
    Er schrie.
    Ademar fiel langsam in Zeitlupentempo zu Boden. Winter sah das Blut an seinem Hosenbein.
    Ademar schrie wieder. Jetzt lag er auf der Erde. Er hatte so lange still dagestanden, als wäre er mit der Natur verschmolzen, dass Winter ihn fast vergessen hatte.
    »Kommen Sie raus!«, schrie Lejon. »Kommen Sie raus, Winter!«
    »Was zum Teufel machen Sie, Lejon!«, rief Winter. »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus, Winter! Sonst gebe ich noch einen Schuss auf Jacob ab!«
    Ademar war verstummt. Womöglich verfolgte er, was vor sich ging. Oder er hatte vom Schock und Blutverlust das Bewusstsein verloren. Eins seiner Hosenbeine war rot, vielleicht auch schwarz. Winter konnte nicht erkennen, ob es das linke oder rechte war. Ein Schatten fiel diagonal auf Ademar. Es sah aus, als trüge er ein schwarzes Band am Körper.
    »Er ist unschuldig!«, rief Winter. »Jacob hat nichts damit zu tun!«
    »Das ist nicht wahr!« Lejons Stimme klang anders, als bereute er, was er gerade getan hatte. »Aber ich will ihn nicht umbringen. Er muss mir bei dem Buch helfen. Oder ich werde ihm helfen. Dafür müssen Sie uns Richardsson überlassen, Winter! Sonst gibt es kein Buch!«
    »Nicht schießen!«, rief Winter. »Geben Sie mir Richardsson!« »Schießen Sie nicht! Schießen Sie ni ...«
    Der Schuss zerschlug Winters Wort. Er traf Ademar irgendwo an der Schulter, am Oberarm. Sein Körper zuckte. Winter sah Blut hervorschießen. Ademar gab keinen Ton mehr von sich. Mein Gott, er stirbt. Der Wahnsinnige erschießt ihn. Er hat die Grenze schon überschritten. Er weiß, dass ich es weiß. Er weiß, dass wir von Edwards wissen. Er will dieses verdammte Buch allein zu Ende schreiben. Er opfert Ademar. Er opfert alles. Warum? Für das, was im Sommer 1975 passiert ist? Das bedeutet ihm jetzt alles. Darum ist er hergekommen. Sowohl für ihn als auch für mich ist diese Insel unser Bestimmungsort, seit damals. Er hat alles für den heutigen Tag geplant. Er hatte etwas mit Richardsson vor. Vielleicht auch mit Edwards, wenn Lars nicht dazwischengekommen wäre. Und er wollte Ademar als Zeugen dabeihaben. Als ... Chronisten. Ja, mit mir hat er nicht gerechnet. Aber the show must go on. Er hat eine Show geplant. Eine Totenmesse im leuchtenden Sonnenschein. Wenn ich im Weg bin, dann ist auch Ademar im Weg. Weg mit allem, was im Weg ist.
    Wieder krachte ein Schuss!
    Nah an Ademars Kopf spritzte Erde auf. Der Schriftsteller lag still. Winter glaubte nicht, dass er schon tot war. Sterben dauerte ein wenig länger, wenn man keinen Kopfschuss bekam. Möglicherweise hatte Lejon ihn verfehlt. Vielleicht hatte er absichtlich danebengeschossen, zum ersten und letzten Mal.
    Ich muss improvisieren, Sekunde für Sekunde. Ich wollte hierher.
    »Hören Sie auf zu schießen!«, schrie Winter. »Okay, ich komme raus!«
    Lejon antwortete nicht.
    »Ich komme raus!«, schrie Winter. »Ich komme mit erhobenen Händen heraus!«
    Richardsson war im Begriff, sich aufzurichten.
    »Tun Sie das nicht!«, sagte er. »Der erschießt Sie!« Jetzt stand er. »Er wird uns beide erschießen!«
    »Wir müssen das Risiko eingehen«, sagte Winter. »Wenn ich nicht handle, erschießt er Ademar.« Er machte einen Schritt auf die Tür zu. »Vielleicht hat er es schon getan.«
    »Dann brauchen Sie ja nicht mehr rauszugehen.«
    »Das ist nicht meine Art«, sagte Winter. »Ich könnte noch eine Weile hierbleiben, dann ist Ademar garantiert tot. Aber so funktioniert das bei mir nicht.«
    »Was hilft es, wenn er uns auch umbringt? Dann funktioniert überhaupt nichts mehr.«
    »Wir müssen versuchen, das zu vermeiden«, sagte Winter. Er hörte seine eigene Stimme. Sie klang fest, relativ fest. Aber er hatte große Angst vor dem, was passieren würde. Durch diese Tür hinauszugehen könnte einem Selbstmord gleichkommen.
    Er steckte die Pistole in den Hosenbund am Rücken und lockerte den Gürtel um ein Loch.
    Dann öffnete er die Tür. »Ich komme raus, Lejon!«
    Ademar lag fünfzehn Meter entfernt reglos da. Langsam trat Winter hinaus. Er spürte Wind im Haar.
    Er hob die Hände und schaute zum Himmel, der noch blauer war und ihm übermächtiger vorkam als jemals zuvor. Winter fühlte sich wie ein Gefangener in einer unendlich großen Zelle. Wie sollte er ihr entkommen?
    »Bleiben Sie stehen, Winter!«
    Lejons Stimme klang jetzt näher, aber zu sehen war der Bastard noch immer
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