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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung
Autoren: Arnold Kuesters
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war es ein Unfall.«
    »Zwei Schüsse? Nee.« Michael Eckers drehte sich um. Aber auch auf dem Rücksitz lagen seine CD s nicht.
    Frank zog die Stirn kraus. »Stimmt auch wieder.«
    »Mist.«
    »Gräm dich nicht, Ecki. Ich hab genug Musik dabei. Aber nicht so’n klebriges Zeugs«, meinte Frank gönnerhaft.
    »Eben.« Ecki Eckers verzog missmutig den Mund.
    »Wie wäre es mit Bluesrock von Oli Brown?« Frank hatte schon den Finger auf der Starttaste des CD -Players, den sie sich in ihren Dienst-Mondeo hatten einbauen lassen.
    Illegal eingebaut, wie Horst Laumen aus der Verwaltung bei jeder Gelegenheit, aber stets vergeblich betonte. Bislang waren alle seine Versuche gescheitert, den CD -Player einzukassieren. Aber Frank und Ecki wussten, einer wie Horst Laumen gab niemals auf, und waren deshalb immer auf der Hut vor dessen bürokratischen Schachzügen. Bisher mit Erfolg.
    »Oli P. wäre mir lieber«, knurrte Ecki.
    Statt einer Antwort drehte Frank den Lautsprecher auf: Psycho , das erste Stück der neuen CD . Wie passend, dachte er.
    »Muss das so laut sein?« Ecki verdrehte die Augen.
    »Es gibt ein Leben jenseits der Jacob Sisters.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Frank drehte die Musik ein bisschen leiser.
    »Hast du das etwa nicht gelesen, Ecki? Hannelore ist tot. Mit 63. Vermutlich Herzversagen.«
    »Hannelore?«
    »Die Jüngste.«
    Eckers bekreuzigte sich. »Möge sie in Frieden ruhen.«
    »Ist gut, Ecki.« Frank stoppte die CD . »Dann will ich ausnahmsweise mal nicht so sein.« Schließlich hatten sie das Abkommen, dass im täglichen Wechsel mal Volksmusik, mal Blues in den Player kam.
    »Danke für dein Verständnis«, sagte Ecki sarkastisch. »Aber im Ernst, welcher Psycho schießt zweimal auf eine mongoloide Frau?«
    »Jemand, der Behinderte hasst?« Frank Borsch wechselte die Fahrspur und ließ sich von einem Mercedes überholen, der mit hoher Geschwindigkeit von hinten herangerauscht kam.
    »Arschgeige.« Borsch schüttelte missbilligend den Kopf und ging vom Gas, weil weiter vorne Bremslichter rhythmisch aufleuchteten.
    Im Präsidium wartete bereits Torsten Linder von der Kriminaltechnik auf sie.
    »Eine Menge Zeug. Wirklich Verwertbares ist aber nicht dabei.« Der Kollege hob bedauernd die Schultern und deutete auf den blauen Plastiksack, der vor ihm auf dem Tisch stand.
    »Dann zeig uns mal deine Wundertüte.« Soweit Ecki sich erinnern konnte, hatte auf dem Waldboden neben der Toten lediglich ein bisschen Plastikmüll gelegen.
    Torsten Linder griff in den Sack und förderte neben den eingetüteten Kleiderresten der Toten mehrere kleinere durchsichtige Beutel zutage.
    Frank Borsch hielt einen davon hoch. »Was ist das denn?«
    Ohne genau hinzusehen, langte Torsten Linder erneut in den Sack. »Ein Stück Plastikschnur. Die könnte zu einer Motorsense gehören, von einem dieser ›Rasentrimmer‹, mit denen man das Unkraut an Wegrändern oder steilen Böschungen niedrig hält. Ein Massenprodukt. Landschaftsgärtner, Grünflächenämter, Privatleute, Straßenmeistereien und so weiter benutzen solche Geräte. Äußerst praktisch. Ich habe auch so ein Ding in meiner Garage stehen.«
    »Hm. Und wie kommt das Stück an den Fundort?« Borsch betrachtete die eingepackte Schnur von allen Seiten.
    »Sagte ich doch. So eine Sense benutzt du an den Stellen, an die du mit dem normalen Mäher nicht herankommst. Manchmal reißt so eine Schnur. Das wird so ein Stück sein, schätze ich. Genaueres kann ich jetzt aber noch nicht sagen. Ihr könntet ja mal checken, ob und wann am Fundort zuletzt Pflegearbeiten waren. Möglicherweise hat auch jemand seine Gartenabfälle im Dohrer Busch entsorgt und die Schnur gleich mit.«
    »Kann man mit so einer Schnur einen Menschen fesseln?«
    »Möglich. Stark genug ist das Material, besonders das in den Profigeräten.«
    Ecki sah Frank an. »Dann müsste Leenders Reste des Kunststoffs an der Leiche finden.«
    Frank nickte.
    »Das käme dann einer Hinrichtung gleich.«
    Torsten Linder schob den leeren Sack beiseite. »Das war’s. Eine leere, platt gedrückte Wasserflasche aus Plastik, 0,5 Liter, ohne Schraubverschluss. Ein paar Zigarettenstummel, ein Tampon, eine aufgerissene Verpackung für Papiertaschentücher. Wohlstandsmüll oder Beweismaterial. Die Analysen werden es zeigen.«
    »Und das hier?« Frank Borsch hatte die Mundharmonika entdeckt.
    »Die steckte in einer Tasche der Jogginghose. Ob sie der Toten gehört, weiß ich natürlich noch nicht.«
    »Eine mongoloide Frau,
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