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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung
Autoren: Arnold Kuesters
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offizielle ›Begegnung‹. Ich habe endlich die Beweise, die ich gebraucht habe.« Frank musterte sein Gegenüber. Jennes machte immer noch einen überheblichen Eindruck. Das würde sich gleich ändern.
    »Na, da bin ich aber gespannt. Was ist es denn diesmal?« Hendrik Jennes sah selbstzufrieden zu Carolina Guttat, die hinter Frank und Ecki an die Wand gelehnt stand.
    »Sagt Ihnen die Zeitung Timpul etwas? Eine moldawische Tageszeitung. Sie berichtete am 21. April über eine tote behinderte Frau, der man alle Finger abgeschnitten hat.«
    »Was habe ich damit zu tun?« Erneut blickte Jennes die Staatsanwältin an.
    Carolina Guttat tat so, als bemerke sie Jennes’ Aufforderung zu einer Antwort nicht. Sie wollte nicht eingreifen, nicht zu einem so frühen Zeitpunkt.
    »Wir werden nachweisen, dass Sie Kontakt zu der Frau hatten, dass Sie die abgetrennten Finger im Spargelfeld vergraben und einen davon an mich geschickt haben.«
    Jennes’ Spott klang unverhohlen. »Warum sollte ich so etwas tun? Oh, wie dünn. Wie lächerlich dünn, Herr Borsch. Genauso dünn wie die Sache mit den Schweißbändern.« Er äffte Franks Tonfall nach. »Sie haben die Schweißbänder verteilt. Sie sind ein Mörder, Jennes.« Hendrik Jennes sah Frank amüsiert an, dann wechselte der Gesichtsausdruck urplötzlich in ein fratzenhaftes Grinsen. »Sie sind eine Niete.«
    Seine Stimme klang zu ruhig, befand Carolina Guttat.
    Frank ließ sich nicht beirren. »Sie haben sich verraten, als Sie die Puppe in den Müllcontainer gelegt haben, der in der Wohnanlage steht, wo auch Ihre Tante wohnt.«
    »Lächerlich. Lassen Sie meine Tante aus dem Spiel. Sie ist eine alte Frau.«
    »Die sich große Sorgen um Sie macht.« Ecki hatte den Satz mit einer Schärfe versehen, die Carolina Guttat zusammenzucken ließ. Jennes ließ sich nicht beeindrucken.
    »Das ist noch nicht alles. Wir werden Ihnen den Mord an Elvira nachweisen. Und den Mord an dem unbekannten Mann aus der Grube. Und Sie werden Silvia wiedersehen, die Sie beinahe in die Luft gejagt hätten.«
    Jennes verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und wir werden schließlich auch beweisen, dass Sie mit dem Verschwinden eines unserer Kollegen zu tun haben.«
    »Lächerlich.« Jennes schlug die Beine übereinander. »Wer soll das sein, bitte schön? Am Ende bin ich auch noch für die Anschläge am 11. September verantwortlich. Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Eine Puppe in einem Müllcontainer, Mord, Anschläge, ein Toter in einer Grube. Was kommt als Nächstes?«
    »Sie spielen Mundharmonika.«
    Hendrik Jennes lachte laut auf. »Wer tut das nicht, Borsch? Sind Sie nicht auch so ein lausiger Mundharmonikaspieler? Das hat nichts zu bedeuten. Absolut nichts.«
    »Ihre Tante hat uns erzählt, dass Sie im Garten dabei waren, wenn Ihr Vater mit Freunden und Nachbarn musiziert hat.«
    Jennes machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Den größten Trumpf hatte Frank sich aber bis zum Schluss aufgehoben.
    »Dietmar Gilleßen, wo ist Heinz-Jürgen Schrievers?«
    Der Archivar fror erbärmlich. Seine Füße waren wie Eis. Er war so steif wie die Stuhlbeine. Er war ein Teil dieses Stuhls geworden. Sein Verstand und seine Seele hatten aufgehört zu arbeiten, seine Körperfunktionen liefen wie auf Notstrom.
    Heinz-Jürgen hatte sich längst von Gertrud verabschiedet. Er hatte seinen Freunden Lebewohl gesagt, seinen Erinnerungen, seinen Gedanken, seinem Ich. Der glückliche Ehemann und der zufriedene Archivar der Mönchengladbacher Polizei hatte aufgehört zu existieren.
    Bittner hielt Frank zwei Ausdrucke hin. »Was siehst du da?«
    Frank hielt die Blätter nebeneinander, hob sie hoch, um sie genauer betrachten zu können.
    »Fingerabdrücke. Zwei identische, würde ich sagen.«
    Bittner nickte. »Wir haben einen in Heinis Auto gefunden und einen auf der Innenseite des Klebebandes, das der Tote aus der Jauchegrube vor dem Mund hatte.«
    »Auf der Innenseite des Klebebandes, mit dem die Harp fixiert war?« Auch Ecki begutachtete die Blätter.
    »Absolutes Glück. Ein kleines Stück Band war nicht richtig verklebt, nicht viel größer als ein Fingerabdruck. Aber es reicht uns zur Identifizierung. Mad Doc hat ausnahmsweise mal einen absolut fixen und exzellenten Job gemacht.«
    »Du siehst aus wie der Nikolaus, der noch ein Geschenk im Sack hast.« Ecki gab Bittner die Ausdrucke zurück.
    »Die Abdrücke gehören Jennes oder Gilleßen, wie ihr wollt.«
    »Kein Zweifel?«
    »Kein Zweifel.«
    »Bingo?«
    »Royal
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