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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung
Autoren: Arnold Kuesters
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nachgab.
    Sie folgten dem schmalen Weg, der an einer mehr als fünfzehn Meter hohen Tanne vorbei zu den Anbauten führte, die einen heruntergekommenen Eindruck machten.
    »Hier wohnt schon lange keiner mehr. Wollen Sie das Haus kaufen? Lohnt sich nicht. Mehr als sechzigtausend würde ich nicht geben. Aber vermutlich ist auch das noch zu viel.«
    Ecki und Frank drehten sich erstaunt um. Am Zaun des übernächsten Gartens stand ein weißhaariger Mann in einem grauen Arbeitskittel, der sie durch seine Brille neugierig musterte.
    Frank zeigte seinen Ausweis. »Das Haus steht leer?«
    »Wie man’s nimmt.« Der Mann rieb sein glatt rasiertes Kinn. »Der Vormieter ist vor zwei Jahren ausgezogen. Dann hat der Kasten leer gestanden und sollte verkauft werden. Aber dann ist immer mal wieder ein Lieferwagen vorgefahren, und ein Mann hat Möbel ein- und ausgeladen. Ich glaube, er hat das Haus als Lager für Antiquitäten gemietet. Möchte mal wissen, was sich die Besitzer dabei gedacht haben. Na ja, besser, als wenn es nur leer steht. Da verkommt das Haus nur noch mehr. Eine Schande ist das.« Der gesprächige Nachbar schüttelte unwillig den Kopf.
    »Und wo ist der Mieter jetzt?« Ecki wollte den Mann nicht direkt auf Jennes ansprechen.
    »Den habe ich schon mehrere Tage nicht gesehen.«
    »Sie sind oft im Garten?« Ecki deutete freundlich auf den akkurat getrimmten Rasen und die gepflegten Beete.
    Der Weißhaarige deutete zu einem kleinen Bau am Ende seines Gartens, der Frank und Ecki erst jetzt auffiel. »Ich muss meine Tauben versorgen.«
    »Vielen Dank für Ihre Auskünfte.« Frank wollte gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Haben Sie in den vergangenen Tagen etwas Auffälliges bemerkt? Dass mit dem Mieter ein zweiter Mann in das Haus gegangen ist? Ein kräftiger Mann, um die hundert Kilo schwer? Vielleicht in Sportkleidung?«
    Der Taubenliebhaber runzelte die Stirn. »Nicht, dass ich wüsste.« Er deutete auf sein Haus und setzte sich gleichzeitig in Bewegung. »Ich kann aber mal meine Frau Charlotte fragen.«
    »Tun Sie das.« Frank sah ihm nachdenklich hinterher. »Hoffentlich verlieren wir hier nicht nur Zeit, und Heini steckt ganz woanders.«
    »Haben wir eine Wahl?« Ecki musterte das Anwesen.
    Der dunkle Innenhof war leer, ebenso die Anbauten. In einem gemauerten Grill lagen aufgeschichtet mehrere Holzscheite, als würden sie nur auf ihren Einsatz warten.
    Die Hoftür war für sie kein Hindernis. Ecki brauchte sich nur wenig anzustrengen, und schon sprang das einfache Schloss auf. Die Tür schob etwas über die alten Bodenfliesen, als Ecki sie vorsichtig aufdrückte.
    Im Hausflur roch es muffig. Die Tapeten fühlten sich kalt und feucht an. Die ochsenblutrot gestrichenen Dielen knarzten leise, als Frank und Ecki die unteren Räume inspizierten. Auch dort roch es muffig. Staub wirbelte auf und kitzelte sie in ihren Nasen. Frank war versucht, die Fenster aufzureißen, um frische Luft hereinzulassen.
    Außer einigen Stühlen, zwei abgenutzten Kommoden, eine davon ohne Füße, die in der Mitte der ehemaligen Küche standen, Bilderrahmen und einer kleinen Wanne aus Zink waren die Räume leer.
    Ecki sicherte Frank auf der Treppe in den ersten Stock. Routiniert kontrollierten sie auch diese Etage, aber sie war ebenso leer. Von einer Wand hatte sich eine Tapetenbahn gelöst. Tote Fliegen und Marienkäfer lagen auf den Fensterbrettern, in den Zimmerecken hingen dunkle Spinnwebfahnen.
    Auf dem Speicher fanden sie nichts als dicke Lagen Staub. Und mehrere gespannte Drähte, die einst als Wäscheleinen gedient hatten. In einer Ecke des Dachbodens stand ein vergessener Wäschekorb aus ausgeblichenem Weidengeflecht.
    Frank steckte seine Waffe in das Schulterholster zurück. »Und nun? Tommy hat es sicher gut gemeint, aber er hat uns nicht geholfen.«
    »Noch ist nichts verloren. Komm.« Ecki hatte seine Waffe in der Hand behalten. »Der Keller! Warum komme ich erst jetzt darauf?«
    An der grau gestrichenen Kellertür blieb Ecki kurz stehen. »Jennes wird nicht davonkommen.«
    Frank sagte nichts, stattdessen drehte er den schwarzen Schalter um. Mit einem Klacken gab er den Strom frei.
    »Wenigstens etwas.« Frank war schon auf der ersten Stufe.
    »Lass mich vorgehen.« Ecki hob seine Waffe.
    »Hier ist nichts, was uns gefährlich werden könnte.« Frank winkte ab und stieg die Holztreppe hinunter.
    Sie mussten den Kopf einziehen, um nicht gegen die niedrigen Türstürze zu stoßen.
    Mehrere Glühbirnen, die unter
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