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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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mit ihm. Okay, Johnny, tröstete er sich fatalistisch, du hast einfach keinen Schlag bei Frauen. Das war so ziemlich die einzige Eigenschaft, die er mit seinem Wohnungsnachbarn Horst Schwiete gemeinsam hatte. Auch an ihm sahen die Frauen regelmäßig vorbei. Aber auf diese Gemeinsamkeit hätte Johnny Winter liebend gern verzichtet.
    Zehn Minuten später waren die Lichter des Regionalflughafens zu sehen. Winter hatte recht behalten: Hier war wirklich nichts mehr los.
    »Zum Flughafen-Hotel, bitte«, sagte die junge Frau.
    Winter hielt direkt vor dem Hotel, nannte seiner Kundin die Summe und schaltete den Motor aus. Die Frau kramte umständlich und lange in ihrer teuer aussehenden Handtasche herum, bis sie endlich ein großes Portemonnaie gefunden hatte und ihm einen Schein in die Hand drückte.
    »Stimmt so«, sagte sie und wollte aussteigen, als Winter rief: »Da ist eben was aus ihrem Portemonnaie gefallen!«
    Sie griff unter sich, beförderte einen kleinen Zettel hervor und schaute ihn kurz an, ehe sie ihn achtlos zusammenknüllte und in die geöffnete Handtasche fallen ließ.
    »War nicht wichtig«, sagte sie und stieg aus. »Nur ein Kassenbon.«
    Winter verließ ebenfalls das Auto, öffnete die Heckklappe und zog ihren Koffer heraus. Als er sich anschickte, das Gepäck ins Hotel zu rollen, nahm sie ihm den Griff aus der Hand.
    »Ist nicht nötig. Das schaffe ich schon allein.«

4
    Die Regenpause war nur kurz gewesen. Nasse kalte Tropfen klatschten Schwiete ins Gesicht, als er die Haustür hinter sich ins Schloss zog. Es war ein so gemütlicher Tag gewesen in der warmen Wohnung und anschließend in Hilde Auffenbergs Küche.
    Dann hatten die Fensterscheiben so merkwürdig geschepppert, und er hatte gleich so eine Ahnung gehabt, dass dieses furchteinflößende Geräusch Einfluss auf die Gestaltung seines weiteren Abends nehmen würde.
    Die angenehme Stimmung war augenblicklich vorbei gewesen, die amüsanten Gespräche waren verstummt und nicht mehr in Gang gekommen. Höveken sah immer wieder aus dem Fenster und entschloss sich nach einigen unsicheren Minuten dazu, doch lieber mal nach seinen Särgen zu schauen. Dann hatte es in Schwietes Jackentasche vibriert: das Signal, das dem Hauptkommissar eine lange Nacht ankündigte.
    Im Lohfeld hatte es eine Detonation gegeben, die so heftig gewesen war, dass ein ganzes Wohnhaus in Trümmern lag. Da mit Toten zu rechnen war, wurde die Mordkommission prophylaktisch mit in das Geschehen einbezogen. Und so wartete Schwiete jetzt im schmalen Eingang des Auffenbergschen Hauses auf den Streifenwagen, der ihn zum Ort der Explosion bringen sollte. Allmählich lief ihm Regenwasser in den Nacken, und er klappte den Jackenkragen hoch, um dem Eindringen der Nässe etwas entgegenzusetzen. Schwiete kramte schon nach seinem Handy, um dem Kollegen im Streifenwagen mitzuteilen, dass er im Haus auf ihn warten würde. Doch noch bevor er das kleine Telefon aus der Jackentasche gezogen hatte, glitten blaue Lichtreflexe durch die Pfützen. Schwiete lief zu dem Polizeiwagen, riss die Tür auf und war in der nächsten Sekunde im Inneren des Autos verschwunden. Er kannte den Fahrer von vielen Polizeieinsätzen und ließ sich während der Fahrt alles erzählen, was sein Kollege in Erfahrung gebracht hatte.
    Am Unfallort standen mehrere Feuerwehrfahrzeuge und zwei Rettungswagen. Auch die Polizei war mit einigen Autos und einem Bulli vertreten. Es waren bereits einige Flutlichter in Position gebracht worden, die der ganzen Szenerie etwas Gespenstisches verliehen, die Trümmer des Hauses aber nur notdürftig beleuchteten. Zwischen den Mauerresten suchten mehr als ein Dutzend Männer nach Überlebenden.
    Schwiete blickte angewidert durch die nasse Frontscheibe. Am liebsten wäre er im Warmen und Trockenen sitzen geblieben. Doch ihm blieb keine Wahl, auch er musste hinaus in den Regen, wo seine Kollegen und die Rettungsmannschaften eifrig ihrem Job nachgingen. Er lieh sich von einem der Feuerwehrmänner eine wasserdichte Jacke. So gegen den immer heftiger niederprasselnden Regen gewappnet, begab er sich in die Trümmer. Doch noch bevor er die ersten Mauerreste erklommen hatte, wurde seine Aufmerksamkeit auf einen Mann und eine Frau gelenkt, die wild gestikulierend auf einen Polizisten im Inneren des Bullis einredeten. Die beiden mussten schon recht alt sein, denn ihre Bewegungen wirkten steif und ungelenk. Der Mann war allem Anschein nach verletzt, denn er trug einen Kopfverband und hatte zusätzlich
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