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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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Explosion durch den unsachgemäßen Umgang mit einer Propangasflasche ausgelöst worden. So viel schien jedenfalls nach den ersten Untersuchungen klar zu sein. Leider war zumindest ein Mensch dabei ums Leben gekommen. Perreira versuchte die Bilder der Nacht abzuschütteln – als die Leute von der Spurensicherung immer wieder auf neue Teile eines menschlichen Körpers gestoßen waren. Viel war nicht mehr zu erkennen gewesen, aber die Fachleute waren davon überzeugt, dass es sich bei um eine Frau handelte. Näheres würde sich erst nach diversen Laboruntersuchungen sagen lassen. Bis dahin durfte niemand das Areal betreten. Das nämlich könnte wertvolle Spuren zerstören.
    Außer ihm befanden sich zwei Männer von der Feuerwehr an der Branstelle. Sie saßen in einem kleinen Feuerwehrauto etliche Meter hinter ihm und langweilten sich dort genauso wie er. Brandwache. Sie hatten darauf zu achten, dass nicht plötzlich wieder an irgendeiner Stelle ein Feuer aufloderte. Perreira verdrehte die Augen. Als ob bei diesem Dauernieselregen eine Flamme eine Chance hätte. Aber wer wusste das schon, schließlich war er Polizist und kein Feuerwehrmann.
    Verdrossen schob er sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. Scheißjob! Als ob in dieser Nacht hier noch was passieren würde. Offenbar dachten die Feuerwehrleute genauso, denn sie hatten die Innenbeleuchtung ihres Fahrzeugs abgeschaltet und dösten vermutlich sanft vor sich hin.
    Perreira hatte nicht geahnt, dass es im Stadtgebiet von Paderborn nachts so dunkel werden konnte. Klar, es war Ende November, das ist nun mal die finsterste Jahreszeit, aber hier sah man ja nicht mal die Hand vor Augen. In diesem kurzen Seitenarm der eigentlichen Straße gab es keine Beleuchtung, ebenso wenig wie nebenan auf dem Friedhof. Langsam und gleichmäßig stiegen aus der gelöschten, aber noch heißen Glut feine weiße Rauchfahnen empor, die sich kräuselten und zu einer einzigen milchigen Suppe verdichteten.
    Die Sinne des Polizisten passten sich langsam der Dunkelheit an. Immer wieder ertappte er sich dabei, dass ihm die Augen zufielen. Perreira drehte die Lautstärke des Autoradios etwas höher, vielleicht half das gegen die Müdigkeit. Gerade als er wieder wegzudämmern drohte, riss er erschrocken die Augen auf. Hatte er es sich eingebildet, oder hatte sein innerer Bewegungsmelder eben etwas wahrgenommen? Wahrscheinlich nur eine streunende Katze. Alles wieder zurück auf Stand-by. Miguel Perreira sackte wieder weg in den wohligen Schwebezustand, der dem eigentlichen Schlaf vorausgeht.
    Als er das nächste Mal durch ein ungewöhnliches Geräusch aufgeschreckt wurde, hatte er nicht den leisesten Schimmer, wie lange er weggetreten war. Aber er wusste sofort, dass an der Brandstelle etwas war, was dort nicht sein sollte. Er zwang sich, die Augen aufzureißen und angestrengt ins Dunkle zu starren. Gleichzeitig ließ er die Seitenscheibe etwas herunter, um etwas hören zu können. Ein Schwall kühler, feuchter Luft drang ins Auto und ließ ihn frösteln. Endlich sah er ein Licht. Der schwache Lichtkegel einer kleinen Taschenlampe tänzelte über die Fassade des verbrannten Hauses. Dann blieb das Licht kurz an einer Stelle stehen, um dann wieder zuckend ins Innere des Hauses vorzudringen.
    Das geht jetzt aber gar nicht!, dachte Perreira und gab sich einen Ruck. Er griff sich ebenfalls seine Taschenlampe, zog den Autoschlüssel ab und öffnete die Fahrertür. Sofort schlug ihm der feine Nieselregen ins Gesicht. Er fluchte leise und machte sich auf den Weg zum Haus.
    Das vagabundierende Licht war mittlerweile verschwunden. War der Besucher wieder gegangen? Oder befand er sich in den Ruinen? Vorsichtig schlich sich Perreira heran, wobei er immer wieder gezwungen war, herumliegenden Gegenständen auszuweichen. Kurz vor dem zerstörten Haus schaltete er die Taschenlampe ab. Sollte er die Kollegen anrufen und auf Verstärkung warten? Ach was, dachte er. Wahrscheinlich ein Penner, der einen Übernachtungsplatz sucht. Mit dem würde er schon klarkommen. Von dem entsetzlichen Rauchgestank wurde ihm schlecht. Am liebsten wäre er wieder zurück zum trockenen Auto gegangen und hätte sich in den Sitz gekuschelt. Stattdessen machte er einen entschlossenen weiteren Schritt auf die Trümmer zu und blieb dort stehen, wo vor der Explosion einmal eine Haustür gewesen war. Er horchte angestrengt hinein. Es war nicht zu überhören, dass jemand in den Ruinen herumging. Perreira zog seine Dienstwaffe, drehte die
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