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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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Handy anscheinend abgestellt. Irgendwann gab er es auf und wählte Winters Nummer.

72
    Winter überlegte fieberhaft. Wohin nun? Der Parkplatz war tabu – von dort kam ihr Verfolger. Das Bürgerhaus, ursprünglich von ihm als Fluchtpunkt vorgesehen, war geschlossen. Da der Bereich rechts vom Gebäude zu gefährlich war, blieb ihnen nur die andere Seite zur Flucht. Sein Versuch, mit einer Bewegung des rechten Armes Künnemeier deutlich zu machen, wohin der ihm folgen solle, scheiterte erbärmlich. Winter biss die Zähne zusammen, aber es war zu spät. Sein Schmerzensschrei gellte durch die Dunkelheit und verriet seine Position. Nun aber nichts wie weg!
    Winter und Künnemeier liefen links um das Bürgerhaus herum. Winter behindert durch seinen gebrochenen Arm, Künnemeier durch sein Alter – und hinter ihnen ein geübter Kämpfer. Die Chancen waren ungleich verteilt.
    Sie fanden sich auf einem Parkplatz wieder, der hinter dem Bürgerhaus lag. Ohne weiter zu überlegen, rannte Winter diagonal über den Platz und kam auf einen schmalen, leicht ansteigenden Fußweg, der auf einen Wall führte. Doch davor drehte er sich um. Einmal, um Atem zu schöpfen, zum anderen, um auf Künnemeier zu warten, der zurückgefallen war. Solche Sprints waren, bei aller Zähigkeit, nichts für den alten Herrn. Als der ehemalige Schützenoberst bei ihm angekommen war und ebenfalls nach einer Verschnaufpause verlangte, sah Winter eine Gestalt auf den hinteren Parkplatz treten. Er fasste Künnemeier an dessen Jacke, diesmal mit seinem gesunden linken Arm, und zog den alten Herrn mit sich die kleine Steigung hoch.
    Oben angekommen, waren links und rechts baumhohe Büsche. Winter manövrierte seinen Gefährten hinter die rechte Buschreihe. Hier war es wesentlich dunkler, das matte Licht der Straßenbeleuchtung reichte nicht bis hierher.
    Mittlerweile hatten sich offenbar die Wolken etwas verzogen, denn der Mond gönnte ihnen wenigstens ein diffuses Dämmerlicht.
    »Er kommt genau auf uns zu«, wisperte Künnemeier stockend, da er noch immer nicht wieder richtig zu Atem gekommen war. Auch Winter sah den Mann, der im schwachen Licht einer Straßenlaterne, mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten unbeirrt auf sie zukam.
    Winter verfluchte sich, weil er nicht die Taschenlampe aus dem Taxi mitgenommen hatte. Doch beim Aussteigen war er noch davon ausgegangen, gleich im hell erleuchteten Bürgerhaus zu stehen, wo ihm die vielen Besucher Sicherheit geboten hätten. Jetzt war seine Situation fast aussichtslos. Er hockte in einem Busch, der keine echte Deckung bot. Neben ihm rang ein alter Mann, der am Ende seiner Kräfte war, nach Luft. Ein brutaler Schlägertyp näherte sich ihnen Meter um Meter. Und er hatte nicht die Spur einer Idee, wie sie aus dieser bedrohlichen Lage entkommen konnten.
    »Angriff ist die beste Verteidigung«, flüsterte plötzlich Künnemeier neben ihm und hob seinen Knüppel hoch, den er nach wie vor bei sich trug.
    »Das ist völliger Wahnsinn«, zischte Winter leise zurück, »gegen diesen Schrank haben wir keine Chance. Lass uns erst mal sehen, was er macht!«
    In diesem Moment zuckte der Lichtkegel einer schwachen Taschenlampe suchend durch die Umgebung. Nun konnte auch Winter sich kurz orientieren. Das schnell vagabundierende Licht fiel immer wieder auf Grabsteine. Sie befanden sich offenbar auf einem Friedhof. Aber es blieb ihm keine Zeit, weiter über eine Strategie nachzudenken, denn ihr Verfolger kam immer näher. Jeden Moment konnten sie entdeckt werden.
    Winter spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog. Wie sich die Muskulatur verhärtete, wie der Atem immer flacher wurde, wie sein Herzschlag pochte. Nun stand der Mann beinahe direkt vor ihnen. Zum Glück leuchte er die erste Reihe der Grabsteine ab und beachtete das Gebüsch nicht. Würde er vorbeigehen, ohne sie zu bemerken? Die Chancen stiegen, denn der Schlägertyp war nun schon mehrere Meter weitergegangen, ohne auch nur einmal in die Buschreihe zu leuchten. Das Licht wurde immer schwächer.
    Winter wollte eben befreit aufatmen, als plötzlich das Handy in seiner Tasche schrillte. Starr vor Entsetzen sah er, wie das Licht sich schnell bewegte und nun direkt ihren Standort beleuchtete. Unfähig, sich zu rühren, sah Winter das Licht auf sich zukommen, hörte schwere, schnelle Schritte, die sich näherten. Wie paralysiert starrte er auf den Schein der Taschenlampe und bemerkte gar nicht, dass Künnemeier plötzlich nicht mehr neben ihm stand.
    In diesem Moment
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