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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Autoren: Christine Westendorf
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die Speisekarte vertieft an einem Ecktisch und hatte sie noch nicht bemerkt.
    »Hallo, Jan«, begrüßte Anna ihn, worauf Jan den Kopf hob und ihr auf eine Art und Weise zulächelte, die ihren Puls sofort beschleunigte. Nein, es gab keinen Zweifel, Jans Blick traf Anna nach wie vor mitten ins Herz.
    Sie hängte ihren Wintermantel an die Garderobe, begrüßte zuerst den Wirt und gab dann Jan die Hand.
    »Klasse siehst du aus, Anna, die zwei oder drei Kilo mehr stehen dir wirklich gut. Offensichtlich ist es dir in der Zwischenzeit nicht schlecht ergangen. Meine Güte, wie ich mich freue, dich zu sehen«, nahm er Anna in den Arm, ließ sie jedoch sofort wieder los, als er spürte, dass sie sich versteifte. Sie setzten sich einander gegenüber und bestellten Seeteufelspieße und Vinho Verde, mit dem sie einander kurz darauf zuprosteten. »Und was gibt es Neues, Anna, was macht die Verbrecherjagd?«
    »Na ja, ich stecke zurzeit in einem ziemlich vertrackten Fall, den wir aber mit ein wenig Glück schon morgen erfolgreich abschließen werden. Allerdings muss ich mich dafür weit aus dem Fenster lehnen und den Lockvogel spielen.«
    »Wie? Ich hoffe doch, dass ich mich da gerade verhört
habe. Heißt das, dass du dich schon wieder ernsthafter Gefahr aussetzen willst, um einen Täter festzunehmen? Gibt es in eurer Dienststelle denn keine andere Kollegin, die das für dich übernehmen kann? Eine, die keine Kinder hat?«
    »Ach was, die Sache klingt gefährlicher, als sie ist, Jan. Und falls es nötig werden sollte, sind meine Kollegen ja immer noch zur Stelle. Mach Dir keine Sorgen, ich werde schon in keine Situation kommen, in der ich mit dem Täter allein bin«, entgegnete Anna lässig und konnte es sich, während sie von ihrem Fisch probierte, nicht verkneifen, die Frage zu stellen, die ihr seit Tagen unter den Nägeln brannte. »Aber jetzt erzähl mal, wie geht es dir in London? Und was macht Paola?«
    »Du und nicht allein mit dem Täter sein? Na, ich weiß nicht. Denk doch nur einmal an den Fall im letzten Winter mit dieser vollkommen durchgeknallten Frau, und erinnere dich, in welch großer Gefahr du damals gewesen bist. Also sei bloß vorsichtig«, sagte Jan mit besorgtem Blick. »Jetzt aber zu deiner Frage. Willst du wirklich wissen, wie es mir geht, Anna?«, blitzten seine Augen sie an.
    »Sicher, sonst hätte ich ja nicht gefragt.«
    »Paola und ich sind sehr verschieden, vielleicht sogar zu sehr, um miteinander leben zu können.«
    »Soll das heißen, dass ihr euch überlegt, euch voneinander zu trennen?«
    »Ehrlich gesagt, leben wir schon seit einer ganzen Weile nur noch nebeneinanderher. Und wie läuft es mit dir und Tom?«
    »Na ja«, lächelte Anna traurig. »Ich hätte die Lage, soweit
es Tom und mich betrifft, nicht besser ausdrücken können, als du es gerade in Hinblick auf dich und Paola getan hast, Jan.«
    »Und was lässt uns dann trotzdem beide nach wie vor an einer längst gescheiterten Beziehung festhalten?«, schob Jan seinen Teller zur Seite. »Warum suchen wir stattdessen nicht nach neuen Perspektiven? Das Leben ist einfach zu kurz, um unglücklich zu sein.«
    »Guter Gedanke, aber für mich ist es eben nicht so einfach, von einem Tag auf den anderen aufzugeben, was mein halbes Leben lang von großer Bedeutung für mich gewesen ist. Außerdem trage ich die Verantwortung für Ben und Paul.«
    »Natürlich kann man unsere Lebenssituationen nicht miteinander vergleichen, schließlich bin ich mit Paola erst seit einem Jahr zusammen, und Kinder haben wir auch nicht. Trotzdem, Anna, selbst auf die Gefahr hin, dass du mich jetzt für einen kompletten Spinner hältst, möchte ich dir erzählen, was mir seit Tagen im Kopf herumspukt. Gleich nachdem du mir gemailt hast, fing ich an mir vorzustellen, wie du dich wohl in meinem Apartment in den Docklands fühlen würdest. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es genau das Richtige für dich sein könnte, Anna. Es gibt einen Platz in meiner Wohnung, der sogar wie geschaffen für deinen Schreibtisch wäre. Wir müssten nur ein bisschen umbauen, damit du eine traumhafte Aussicht auf den Fluss hättest. Und wenn du willst, könntest du auch problemlos in London arbeiten, schließlich werden überall gute Polizisten gebraucht. Ich habe mich schon einmal nach den genauen Bedingungen für einen Jobwechsel nach
London erkundigt, Anna, und wie es aussieht, würdest du dazu nur einen Englisch-Crashkurs benötigen. Das wäre aber auch schon das einzige
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