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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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Nelson stürzt vor und bekommt gerade noch den Umhang zu fassen. Er zieht daran, der Umhang reißt, doch dafür erwischt er Cathbad jetzt am Arm. Cathbad steckt bis zum Hals im Schlamm, und Nelson muss seine ganze Kraft aufbieten, um ihn herauszuziehen. Schließlich gibt das Moor sein Opfer mit einem schauerlichen Schmatzen frei. Keuchend und mit hängendem Kopf kniet Cathbad auf dem Pfad. Er ist über und über von Schlamm bedeckt, sein Umhang hängt in Fetzen.
    Nelson zerrt ihn auf die Füße. «Na los, Cathbad, immerhin sind Sie noch nicht tot.» Es ist das erste Mal, dass erihn bei seinem angenommenen Namen nennt, doch keinem von beiden fällt es auf.
    Cathbad packt Nelson am Arm, seine Augen glitzern weiß und wild im schwarzverschmierten Gesicht. «Ich stehe in Ihrer Schuld», stößt er hervor, während er noch nach Atem ringt. «Die Geister der Ahnen sind stark, sie umgeben uns überall.»
    «Tja, wir werden uns wohl noch nicht zu ihnen gesellen», erwidert Nelson munter. «Wo ist unsere Taschenlampe?»
     
    Ruth und Lucy wechseln einen schreckerfüllten Blick. Die Schritte kommen immer näher. Ruths Gedanken rasen. Sie sitzen in der Falle, sie können den Unterstand unmöglich verlassen, ohne dass Erik sie erwischt. Instinktiv stellt sie sich vor Lucy. Ob Erik auf sie beide losgehen wird? Wie soll sie sich, wie Lucy verteidigen? Fieberhaft sieht sie sich nach einer Waffe um, doch da ist nichts. Wenn sie wenigstens einen Stein oder ein Stück Holz hätte. Wo ist eigentlich der Stein, den Lucy vorhin in der Hand hielt?
    Die Schritte kommen immer näher, und im selben Moment schaut der Mond hinter einer Wolke hervor. Ein Mann kommt heran, er trägt eine gelbe Regenjacke. Hatte Erik nicht einen schwarzen Mantel an? Jetzt ist der Mann an den Stufen zum Unterstand, und Ruth sieht im Mondlicht sein Gesicht.
    Es ist nicht Erik. Es ist David.
    «David!», ruft Ruth. «Gott sei Dank!» Wieder einmal kommt David ihr zu Hilfe. David, der jeden Zentimeter des Moores kennt. David, der einzige Mensch, wie ihr jetzt klarwird, der diesen Ort wirklich liebt. Ihr wird ganz schwindelig vor Erleichterung.
    Doch Lucy hinter ihr fängt aus voller Kehle zu schreien an.
     
    Nelson hört den Schrei und packt Cathbad am Arm.
    «Wo kam das her?»
    Cathbad deutet nach rechts. «Von da irgendwo», sagt er zögernd.
    «Los, kommen Sie.» Stolpernd rennt Nelson los, hinaus auf den wasserdurchtränkten Boden.
    «Nein!», schreit Cathbad. «Sie kommen ja vom Pfad ab!»
    Doch Nelson rennt einfach weiter.
     
    Lucy fängt an zu schreien, und im selben Moment begreift Ruth.
    «Sie!» Fassungslos starrt sie David an. «Das waren Sie.»
    David erwidert gelassen ihren Blick. Er sieht noch immer genauso aus wie der zuvorkommende, spröde, etwas exzentrische David, den sie zu kennen glaubte. Großer Gott, im einen oder anderen schwachen Moment fand sie ihn sogar sexy.
    «Ja», sagt er. «Ich war das.»
    «Sie haben Scarlet umgebracht? Sie haben Lucy all die Jahre hier gefangen gehalten?»
    Davids Miene verdüstert sich. «Ich wollte Scarlet nicht töten. Ich habe sie hergebracht, damit sie Lucy Gesellschaft leistet. Lucy wird langsam erwachsen, ich wollte wieder ein kleines Mädchen. Aber sie hat sich so gewehrt. Ich wollte sie zum Schweigen bringen, und dabei   … ist sie gestorben. Das wollte ich nicht. Ich habe sie an dem heiligen Ort begraben. Erik hat mir gesagt, dass es so richtig wäre.»
    «Erik? Dann hat er von all dem gewusst?»
    David schüttelt den Kopf. «Er wusste nichts davon, aber damals, vor all den Jahren, hat er mir von Grabstätten und Opfern erzählt. Er hat mir gesagt, dass man in der Vorzeit oft Kinder im Moor begraben hat, um den Göttern einOpfer zu bringen. Deshalb habe ich Scarlet dort begraben, wo früher der Holzring war. Aber Sie mussten sie ja ausgraben.» Sein Gesicht wird wieder finster.
    «Sie haben meine Katze getötet», bricht es aus Ruth heraus. Sie weiß, dass sie Sparky besser nicht erwähnen, David nicht noch weiter gegen sich aufbringen sollte, doch sie kann einfach nicht anders.
    «Stimmt. Ich kann Katzen nicht leiden. Sie töten Vögel.»
    Er macht einen Schritt auf sie zu, und Ruth zieht Lucy zu sich heran, die am ganzen Körper zittert.
    «Bleiben Sie weg von ihr.»
    «Aber ich kann euch doch jetzt nicht einfach gehen lassen», sagt David mit sanfter, ruhiger Stimme. «Sie würde in Freiheit niemals überleben, sie war viel zu lang in Gefangenschaft. Ich werde euch beide töten müssen.»
    Erst da
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