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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition)
Autoren: Chris Carter
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Töchter.«
    Olivia schlug ihn zum dritten Mal ins Gesicht. »Und ich hatte eine Mutter.«
    Scott sah etwas in ihren Augen, das er noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Etwas, das ihm mehr Angst machte als alles andere in seinem bisherigen Leben. Seine Lippe war angeschwollen. Er schluckte einen Mundvoll blutigen Speichel hinunter und kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben. Dann sprach er.
    »Wir kannten uns aus den Bars und Clubs in West Hollywood«, begann er. »Damals, als wir noch regelmäßig auf die Piste gegangen sind. Wir haben uns oft durch Zufall getroffen, und nach einer Weile sind wir dann zusammen losgezogen. Andy hat den Vorschlag gemacht. Er hat gesagt, er würde irgendwo eine Nutte aufgabeln und sie an einen abgeschiedenen Ort bringen. Wir sollten uns da versteckt halten und auf sie warten …« Er wandte den Blick ab.
    »Red weiter«, befahl Olivia.
    »Andy war beim LAPD, frisch von der Polizeischule. West Hollywood war sein Revier. Er wusste, welche Frauen keinen Zuhälter hatten und Freiwild waren.«
    Hunter schloss die Augen und atmete aus. Bei Frauen, die nicht unter dem Schutz eines Zuhälters standen, hatte die Gruppe, für den Fall, dass es mal hässlich wurde, keine Konsequenzen fürchten müssen.
    »An einem Abend hat Andy uns diese dürre Schl…« Scott unterbrach sich rechtzeitig. »Dieses dürre Ding angeschleppt. Eigentlich war sie ganz hübsch. Andy hat gesagt, sie heißt Roxy. Sie …« Bei der Erinnerung daran schüttelte er den Kopf. »Sie hat richtig Schiss gekriegt, als sie uns gesehen hat.« Er blickte zu Boden.
    »Und das hat euch gefallen, stimmt’s?«, sagte Olivia. »Auf so was seid ihr abgefahren, oder? Wenn ihr ihnen ansehen konntet, wie viel Angst sie hatten.«
    Scott erwiderte nichts.
    Hunter ließ Olivia nicht aus den Augen. Sie stand noch immer hinter Scotts Stuhl. Sie hatte Hunters Pistole vom Boden aufgehoben, und er sah, wie sie sie entsicherte. Ihnen allen lief die Zeit davon.
    »An dem Abend ist irgendwie alles schiefgelaufen … richtig schief«, fuhr Scott fort. »Wir hatten alle … unseren Spaß. Außer Derek, Derek Nicholson. Der hatte keine Lust. Vielleicht weil er heiraten wollte, oder es lag daran, dass diese Roxy uns die ganze Zeit angefleht hat, wir sollen ihr bitte nicht weh tun …«
    Hunter wusste, dass Roxys Beschwörungen den sadistischen Trieb in den Männern nur noch mehr angefacht hatten. Je mehr sie sich fürchtete, desto größer wurde ihre Erregung.
    »… Sie hat uns immer wieder gesagt, dass sie eine kranke Tochter hat.« Scott verstummte. Schweigen senkte sich über den Raum, und einen Moment lang war jeder seinen eigenen Gedanken überlassen.
    Olivia war diejenige, die es brach. »Erzähl ihm, was schiefgelaufen ist.«
    »Wir waren alle high und betrunken. Nathan ist ziemlich grob mit ihr gewesen. Wir haben gar nicht gemerkt, wann es passiert ist, aber auf einmal atmete sie nicht mehr.«
    »Hast du sie auch geschlagen?«
    »Derek und ich haben nichts gemacht. Nur Andy und Nathan.«
    Olivias Blick wanderte zu Scotts Hand, als dächte sie darüber nach, ihm einen weiteren Finger zu brechen.
    »Sie haben sie ein bisschen rangenommen, ja, aber nicht zu heftig. Das war halt einfach ihr Ding. Derek und ich haben bloß zugesehen, das schwöre ich. Wir standen nicht auf so was. Das hat uns nicht angemacht.«
    Genau das waren Derek Nicholsons Worte gewesen, als er Olivia alles gebeichtet hatte.
    »Vielleicht hat sie sich den Kopf angeschlagen oder so«, fuhr Scott fort. »Von ein paar Ohrfeigen kann sie jedenfalls nicht gestorben sein.«
    Olivia warf einen kurzen Blick zu Hunter, bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Scott richtete. »Red weiter.«
    Scott spuckte einen Mundvoll Blut aus. »Als wir gemerkt haben, dass sie tot war, sind wir in Panik geraten. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Keiner von uns konnte noch klar denken – zu viel Alkohol und Acid. Ich habe vorgeschlagen, sie einfach liegen zu lassen und abzuhauen, aber Andy hat gesagt, dass das nicht geht. Die Cops würden alle möglichen Spuren im Zimmer und an der Leiche finden, und wir würden alle in den Knast wandern. Wir könnten versuchen, sauberzumachen, aber eine Garantie gäbe es nicht. Und dann hatte Andy eine Idee.«
    Hunter spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er wusste genau, was für eine Idee das gewesen war.
    »Andy ist losgefahren und hat Plastikfolie, ein Fleischerbeil, eine dicke, lange Kette, Vorhängeschlösser und eine Werkzeugkiste aus
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