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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition)
Autoren: Chris Carter
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Metall besorgt. Sie war groß, aber nicht groß genug, um eine ganze Leiche drin unterzubringen.« Scott verstummte erneut und sah zu Boden.
    »Nicht aufhören«, sagte Olivia sofort. »Sag ihm, was du gemacht hast.«
    »Ich habe gar nichts gemacht«, protestierte er.
    Olivia schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Die Wunde an seiner Unterlippe platzte noch weiter auf und begann heftig zu bluten.
    Ein Zittern ging durch Scotts Körper, und er musste mehrmals hintereinander tief Luft holen, um sich wieder zu beruhigen.
    »Sag es ihm.«
    »Nathan hat damals in Teilzeit in einer Fleischerei ausgeholfen, er konnte ziemlich gut mit einem Beil umgehen«, sagte Scott.
    Olivia zeigte keinerlei Regung. Sie kannte die Geschichte bereits.
    »Derek und ich konnten nicht zuschauen. Wir sind rausgegangen, während Andy und Nathan alles klargemacht haben. Derek war total fertig. Er hat sich Sorgen gemacht wegen der Tochter dieser Schl… Frau – was jetzt aus ihr werden würde und so weiter. Er hat mehr an sie gedacht als an uns. Weil er als Kind seine Mutter verloren hatte oder so ähnlich. Er wollte zur Polizei gehen, aber er wusste, dass wir dann alle für lange, lange Zeit hinter Gitter wandern würden. Er hatte sein Jurastudium so gut wie abgeschlossen, war verlobt und wollte nächsten Monat heiraten. Er wollte sein Leben nicht wegwerfen. Und außerdem, wenn er zu den Cops gegangen wäre, hätte Andrew ihn umgebracht. Er hätte uns alle umgebracht, das hat er selbst gesagt.« Scott hielt einen Moment lang inne. »Als Andy und Nathan fertig waren, war nichts mehr zu sehen. Da stand nur noch die Kiste mit der Kette und den Vorhängeschlössern. Mein Vater hatte ein Boot, und ich hatte die Schlüssel dazu. Ich musste rausfahren, so weit weg von der Küste wie möglich, und die Kiste ins Meer werfen. Andy ist mitgekommen, die anderen sind nach Hause gefahren. Die Kiste war schwer. Wir wussten, sie taucht nie wieder auf.«
    Das letzte Opfer , dachte Hunter. Der, der die Leiche beseitigt hat.
    »Derek sollte die Handtasche und die Papiere der Frau verschwinden lassen.« Scotts Blick kehrte zu Olivia zurück. »So hat er Sie wohl ausfindig gemacht. Er hat die Tasche nie weggeworfen. Er hat all ihre Sachen behalten.«
    Olivia zeigte keine Reaktion.
    »Nach der Nacht haben wir uns dann immer seltener gesehen. Wir haben uns irgendwie aus den Augen verloren. Jeder hat sein Leben weitergelebt. Und wir haben dichtgehalten.«
    »Nicht alle von euch«, sagte Olivia. Dann schlug sie Scott den Griff von Hunters Pistole auf den Hinterkopf, und er verlor erneut das Bewusstsein.

115
    Hunter veränderte seine Position am Boden, und Olivia zielte mit der Pistole auf seinen Kopf. »Lassen Sie das, Detective. Glauben Sie mir, ich kann schießen. Und auf diese Distanz treffe ich auch. Wenn es irgendetwas gibt, was mein Va…«, sie räusperte sich aufgebracht, »was Derek mir beigebracht hat, dann, wie man eine Waffe abfeuert.«
    »Mein Nacken tut weh. Ich habe ihn nur gedehnt.«
    »Lassen Sie’s.«
    »Schon gut, ich lasse es.«
    Olivia machte einige Schritte nach links. »Sie haben mir immer noch nicht verraten, wie Sie mir auf die Schliche gekommen sind. Ich weiß jetzt, dass Sie rausgefunden haben, was ich Ihnen mit meinen Schattenbildern sagen wollte. Aber woher wussten Sie, dass ich es war?«
    »Nachdem ich Judes Geschichte gehört hatte, hat es in meinem Kopf angefangen zu arbeiten, und mir kam der Verdacht, dass ich das zweite Schattenbild falsch interpretiert hatte. Es war keine Schlägerei, sondern eine Gruppenvergewaltigung. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass Roxy Ihre Mutter war, aber ich habe vermutet, dass es damals außer Jude und Roxy noch andere Frauen gab. Die auch Kinder hatten, genau wie Roxy. Und dass eines dieser Kinder die Wahrheit erfahren hatte. Aus dem ersten Schattenbild, das Sie uns hinterlassen hatten, konnte man eindeutig ableiten, dass besagtes Kind durch Derek Nicholson von der Sache erfahren haben musste. Eine Beichte auf dem Sterbebett.«
    Olivia lachte zornig auf. »Er konnte damit leben, aber nicht damit sterben. Wie grotesk ist denn so was?«
    Hunter wusste, dass es viele Menschen gab, die ihr Leben lang eine schwere Schuld mit sich herumtrugen; doch diese Schuld auch mit ins Grab zu nehmen, dazu waren nur die allerwenigsten bereit.
    »Wenn Derek Nicholson dieses Kind zu sich nach Hause bestellt hat, um ihm die Wahrheit zu gestehen«, fuhr Hunter fort, »dann musste das zwangsläufig bedeuten,
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