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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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bereits in so großer Zahl gegen die Strygarer kämpft. Wem dient dieses außergewöhnliche Heer?“
    „Es dient mir“, antwortete Larkyen.
    „Die Toten unterstehen also deinem Befehl. Sie tragen die Rüstungen der Kentaren, der Wölfe des Westens. Seltsam, ich dachte dieses Heer würde dem Abkömmling Tarynaars, einem erbärmlichen Ster b lichen dienen, Wulfgar war sein Name, der König von Kentar.“
    „Wulfgar ist tot, der neue König von Kentar bin ich.“
    „Ein Sohn der schwarzen Sonne, der sich König über ein Reich der Sterblichen nennt?“ Der Kyaslaner sprach beinahe in Hohn. „Dann bist du also auch in Besitz des Wolfszepters, e i nes Artefaktes, das einst in Kyaslan erschaffen wurde und se i nen Weg in die Welt der verruchten Sterblichen fand, wie so vieles aus unserem Reich.“
    „Es hätte nie für die Hände der Sterblichen bestimmt sein sollen, doch jetzt hat das Wolfszepter den Weg in meine Hände gefunden, in die Hände eines Unsterblichen, wo es sicher ist. Dennoch hege ich keinen Groll gegen die Menschen, nicht alle von ihnen sind schlecht, und das solltet ihr berücksichtigen, wenn ihr an meiner Seite gegen die Strygarer kämpfen wollt.“
    „Man erwähnte mir gegenüber schon, du seist ein Freund der Me n schen . Vermutlich bedauerst du nicht einmal, dass die von uns Gö t tern gezeugten Nachkommen allesamt sterblich sind. Doch in Kyaslan pflegen wir keinen näheren Umgang mit u n serer Beute.“ 
    Grimm widmete seine Aufmerksamkeit nun Athol zu, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Und dennoch b e findet sich ein Sterblicher in deiner Nähe. Ist er ein Freund von dir?“
    In Larkyens Vergangenheit hatte es Momente gegeben, in denen er einen Sterblichen wie Athol den Kyaslanern zum Fraß vorgeworfen hätte, doch in den letzten Tagen hatte er bereits viel zu viele Leben enden sehen. „Er ist ein Überlebender und steht unter meinem Schutz.“
    „Mir ist es gleich, ob er unter deinem Schutz steht. Er hat niederzuknien.“ Und zu Athol gewandt knurrte er: „Hörst du Sterblicher? Auf die Knie mit dir!“
    Athol sah Grimm direkt an; er wagte es, dem bohrenden Blick des Kyaslaners standzuhalten. Langsam wich er einige Schritte zurück zwischen die Reihen der Gespenster, bei denen er sich mittlerweile in Sicherheit wog.
    „Niemand wird vor dir niederknien“, sagte Larkyen zu Grimm. „Wir sind nicht in Kyaslan.“
    „Menschenfreund“, blaffte der Kyaslaner verachtend. „Vie l leicht sollte ich mich von dem Sterblichen nähren und dich d a bei zusehen lassen, damit du dich daran erinnerst, wer und was du bist. Vielleicht sollten wir alle von ihm zehren. Oh, ich kann hören wie seine Knie schlottern. Von Angst erfüllte Beute kann ein wahrer Hochgenuss sein.“
    „Es ist genug. Es widerstrebt mir zwar, die Waffe gegen e i nen Sohn der schwarzen Sonne zu erheben, aber wenn es sein muss, werde ich es tun.“
    Der Kyaslaner schnaubte verächtlich und sagte: „Eines der größten Verbrechen in Kyaslan ist es, einen Unsterblichen zu vernichten. Du magst dieses Gesetz nicht kennen, Larkyen, weil du wie die Tiere der Wildnis nur für dich selbst lebst. Ich aber kenne das Gesetz und ha n dele danach indem ich mich auf keinen Kampf mit dir einlasse. Der furchtsame Sterbliche darf also am Leben bleiben, vorerst.“
    „Eure Gesetze wurden ebenso wie die Gesetze der Zivilis a tion dazu geschaffen um die Massen im Zaum zu halten und können einen freien Unsterblichen wie mich nicht in Ketten l e gen“, sagte Larkyen. „Doch wir haben genug geredet. Lasst uns en d lich aufbrechen, es gibt viel zu tun. Auf uns wartet der Krieg.“
     
    Die Finsternis über dem Tal von Asturyan wollte auch in den näc h sten Tagen nicht weichen, sondern breitete sich noch über andere Teile des Landes aus. Weitere Städte und Dörfer lernten eine Nacht ohne Morgen kennen, in der geflügelte Albträume den Himmel und die Erde beherrschten. Zusammen mit dem Totenheer brachen die Unsterblichen als unaufhaltsame Woge göttlichen Zorns über jene Orte hinein. Doch ganz gleich, we l che Taten sie dort auch vollbrac h ten und wann immer sie auch siegreich aus der Schlacht hervorgingen, kein Sonnenstrahl e r reichte mehr den Boden. Dafür wurde es rasch kälter, und der erbarmungsloseste Winter, den die Ken-Tunesen je erlebt ha t ten, hielt das Land in festem Griff. Beinahe u n ablässig fiel Schnee, die Straßen und Pässe wurden unpassierbar, und viele Flüchtlingskolonnen erfroren. Es schien fast, als sei die
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