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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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bestätigen.
    „Ich bin niemals gestorben, Larkyen. Ich war die Luft, ich war das Wasser, ich war die Erde, und jetzt bin ich das Feuer.“
    Noch ehe Larkyen die Augen aus dem Schädel gebrannt wurden, rammte er sein Schwert tief in den glühenden Leib des Feuerriesen. „Kaerelys, steh mir bei“, keuchte er. Es kam e i nem Gebet gleich, ein Flehen an die Macht des schwarzen Stahls, an die Runenkraft, an die Urkraft, die dem Schwert i n newohnte . Daraufhin ertönte Strygars Schrei, vermengt mit dem dröhnenden Laut des Riesen, kündend von den Schme r zen, die auch Larkyen heimsuchten . Immer wieder rammte er sein Schwert in den Leib des Riesen. Larkyens Kräfte schwa n den mit seinen Muskeln. Er stürzte zu Boden.
    „Du hast es geschafft“, hörte er Patryous keuchen. Er fühlte ihre Arme, die sich um die fleischlosen Knochen seines ausg e höhlten Brustkorbes schlossen. Sein Leib ließ neue Augäpfel wachsen, die die le e ren rußigen Höhlen ausfüllten; endlich konnte er wieder sehen.
    Der Feuerriese lag vor ihm als regungslose glühende Masse, die sich in den Boden schmolz und schließlich aushärtete, um sich für immer mit dem Gestein zu vereinigen.
    Mit einem Dröhnen wie von hunderten Fanfaren erhoben sich weitere Riesen aus dem Flammenmeer. Sie drohten, als zähe Masse durch das Tor in den Tempel einzudringen, ein Gewirr aus lodernden Gliedmaßen und schnappenden Mäulern.
    Patryous rannte vor Larkyen her, auf das Tor zu. Im letzten Moment gelang es ihnen, es gemeinsam zu schließen und mit einem baumla n gen Steinquader zu verriegeln.
    Die plötzlich einkehrende Stille erschien ihnen wie aus der Szene e i nes Traums. Larkyen glaubte wirklich zu träumen; es dauerte eine Weile, bis seine Sinne sich an die neue Wirklic h keit von Dunkelheit und Schweigen gewöhnt hatten. Er sah an sich herab und stellte mit Erleichterung fest, dass seine Selbs t heilungskraft endlich begann, i n nere Organe wie Herz und Lungen neu zu erschaffen. Das Herz wuchs aus einem winz i gen roten Strang bis auf Faustgröße heran und begann zaghaft, dann schneller zu schlagen, die Lungenflügel blähten sich b e reits in einem ersten Atemzug wie Ballons, und gleich den Wurzeln eines Baums breiteten Adern und Sehnen ihr Geflecht aus und wurden schließlich unter wachsender Haut verborgen.
     
    „Strygar lebt!“ Er rief es aus wie den verabscheuungswürdig s ten Fluch. „Er lebt in den Elementen fort; er war es, der die Feuerriesen erweckt hat. Er war im Leib des Riesen, so als hä t te er von ihm Besitz ergriffen, seine Stimme sprach zu mir i n mitten der Glut. Und viele haben seine Stimme bereits ve r nommen. Er ist es, den die Sterblichen in ihren Elementarritu a len beschwören, der zu ihnen spricht und die Strygarer ausse n det, um der Welt seinen Fluch aufzuzwingen. Er war es auch, der den bolwarischen Druiden in Angst und Schrecken verset z te. Und er war es, der letzten Endes diese Finste r nis über den Westen brachte.“
    In jenem Moment erlebte Larkyen mit, wie sich auch für P a tryous eine Welt veränderte, die sie als Unsterbliche zu kennen geglaubt hatte. Sie verzog keine Miene, aber er wusste, dass sie innerlich da r um rang, ihre Fassung zu bewahren.
    In einer Ecke des Tempels kauerte Mendagar. Rauch stieg von se i nem Leib auf, er hatte weitere Verbrennungen durch die Hitze des Feuerriesen erdulden müssen, lebte jedoch noch i m mer. „Larkyen, Erzfeind der Strygarer, du hast das Unmögliche vollbracht, du hast einen Feuerriesen vernichtet. Du bist mäc h tiger als ich erwartet hatte. Vielleicht habe ich mich doch mit dem falschen Gott verbündet.“
    Larkyen gab einen wütenden Knurrlaut von sich, der ebenso der Kehle eines Wolfes hätte entspringen können. Er ging schnellen Schrittes auf Mendagar zu, seine Faust schnellte nach vorn und grub sich in dessen Bauch. Larkyens Finger ertasteten die Wirbelsäule und schlossen sich um sie, dann riss er mit a l ler Kraft. Die Knochen krachten wie die Äste eines Baumes, und Mendagar sank in einer Lache aus Blut und Eingeweiden zusammen. Die Krone des Landes Ken-Tunys fiel von seinem Haupt und schlug neben ihm auf den B o den.
    „Und so scheidet ein weiterer verräterischer König der Me n schen dahin“, sagte Patryous schließlich. Ihr Blick schweifte zurück zu dem geschlossenen Tor, das in die Welt des uralten Feuers führte. „Der Tempel muss für immer vernichtet werden. Die Gefahr, dass die Riesen durch seine Pforte an die Oberwelt gelangen, ist noch immer
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