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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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war das erste Mal, dass sie einem Feuerriesen begegn e ten. Er war nichts als ein Berg aus roter und vereinzelt sogar hellweißer Glut, der seine Form ständig zu verändern drohte. Lange Arme wuchsen aus ihm hervor und endeten in gewalt i gen Pranken. Und wann immer diese Pranken Gestein berüh r ten, schmolz es dahin wie Kerzenwachs. Der Feuerriese stieß einen dröhnenden Laut aus, wenngleich er kein sichtbares Maul hatte. Jener Laut klang anders als alles was die Unsterbl i chen je gehört hatten. Die Hitze stieg weiter an, so gut wie alle Luft zum Atmen wurde völlig verzehrt, das Gemisch aus gi f tigsten Gasen verstärkte sich und verätzte die Atemwege der Unsterblichen.
    Es hatte viel Wahnsinn unter den Völkern der Menschen gegeben, ebenso die Neigung zur Selbstzerstörung und den rücksichtslosen Willen zur Macht, doch die Erbauung des Fe u ertempels hatte sich jenseits davon vollzogen. Der Tempel war nun kein Mythos mehr, er existierte in den Eingeweiden der Erde, er existierte, um die Feue r riesen erwecken zu können und ihnen ein Tor zur Oberwelt zu bi e ten. Was die Menschen in all ihrer Verzweiflung während der Eiszeit vergeblich angestrebt hatten, war durch die Strygarer vollbracht worden. Wie sie d a zu fähig gewesen waren, vermochte Larkyen nicht zu sagen. Aber den Anlass dafür konnte er sich rasch erklären. Trotz all des Hochmuts, den sie gelegentlich an den Tag legten, fürcht e ten sie noch immer einen Feind: Die Unsterblichen des Re i ches Kyaslan. Den Kyaslanern gegenüber würden die Strygarer auf dem Schlachtfeld unterliegen, nur die Feuerriesen boten ein ebenbürtiges, wenn nicht sogar überlegenes Machtaufgebot. Aber hatten die Strygarer wirklich geglaubt, sie könnten derart machtvolle Geschö p fe für ihre Zwecke kontrollieren? Offenbar waren sie tatsächlich davon überzeugt gewesen. Doch ein so l cher Gedankengang, mitsamt der notwendigen Planung und Koordination, erschien Larkyen zu ausgeklügelt für diese Be s tien. Und wieder einmal stellte er sich die Frage: Ist Strygar wirklich tot?
     
    Patryous glaubte, ihren Augen noch immer kaum trauen zu können
    „Ich hätte es nie für möglich gehalten. Wie konnten wir nur all die Zeitalter hindurch annehmen, der Tempel sei tatsächlich nur ein Mythos? Die Kyaslaner hätten es wissen müssen, der Imperator hätte es wissen müssen. Er muss so schnell wie mö g lich davon erfahren. Die Urfeuer, die hier unten brennen, ste l len eine beachtliche Gefahr für uns dar; sie sind heiß genug, um uns zu verzehren. Wenn jemand über diese Mächte verfügt und sie gezielt gegen uns einsetzt, können die Auswirkungen selbst für das Reich Kyaslan verheerend sein.“ 
     
    Vor dem Flammentor baute sich ein Strygarer auf. Die Kreatur besaß noch keine Flügel, und ihr plötzliches Erscheinen gab Rätsel auf. Larkyen konnte es sich nicht anders erklären, als dass der Strygarer aus dem Feuer gekommen war.
    Noch ehe die Werwölfe ihrer Kampflüsternheit freien Lauf lassen konnten, gebot ihnen Larkyen Einhalt. Er wollte sich den Strygarer persönlich vornehmen.
    Die Kreatur war noch als männlich zu erkennen und trug zerfetzte und angesengte Gewänder aus edelsten Stoffen und Fellen; der dunkelrote Umhang war mit goldenen Nähten ve r ziert. Die Haut war blass und von leichteren wie auch schweren Verbrennungen gezeic h net, die gewöhnliche Sterbliche vor Schmerzen in den Wahnsinn getrieben hätten. Das breitwang i ge Gesicht mit den gemeißelten Zügen zeugte erneut vom Grauen, der von den Strygarern ausging. Auf dem Haupt saß eine mit Büffelhorn verzierte Krone, auf deren breiter Stirnse i te war auf filigrane Weise ein Adler mit gespreizten Schwi n gen eingemeißelt. Der Adler, das Wappentier der Ken-Tunesen.
    Sie standen keinem anderen als Mendagar gegenüber, dem K ö nig des Landes. Die Hitze und die giftigen Dämpfe schienen ihm schwer zuzusetzen; gewöhnliche Menschen hätten an di e sem Ort längst den Tod gefunden.
    „Ich habe euch bereits erwartet“, sagte der Strygarer. „Mir wurde unlängst mitgeteilt, dass sich zwei Unsterbliche erdrei s tet haben, mein Königreich zu betreten und die Hauptstadt a n zugreifen. Das Heer, das ihr anführt ist das stärkste, von dem ich je gehört habe. Für euch kämpfen die Toten. Ich erkenne in ihnen die Kentaren, die ich längst besiegt glaubte. Mich int e ressiert nicht, wie ihr zu solcherlei Taten befähigt seid, doch verlange ich von euch, mir zu sagen, wer ihr be i de seid.“
    „Du hast
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