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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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mächtigen Feind.“
    „Und habt ihr gesiegt, ihr Götter? Habt ihr ein weiteres Reich vom Angesicht der Welt getilgt?“
    „Ja, doch der Preis für diesen Sieg war der Tod Tarynaars.“
    „Den er, wie ich schon sagte, verdient hatte.“
    „Woher kommt dieser Zorn, all diese Verachtung?“
    „Was geht es dich an, Unsterblicher.“
    „Vielleicht kannst du mir zumindest Auskunft geben, wo ich ein Dorf oder sogar eine Stadt finde.“
    „Was im Krieg nicht zerstört wurde, hat sich die Natur längst geholt. Von unseren Dörfern und Städten sind nur noch Ruinen übrig. Ni e mand lebt mehr dort.“
    „Also lebt ihr in den Wäldern?“
    „Ich lebe allein in diesem Land“, antwortete Wothar, doch der Au s druck in seinem Gesicht entlarvte die Lüge.
    „Deine Neugierde ist groß, Unsterblicher, und ich werde dich kaum davon abbringen können freiwillig umzukehren. A l so ziehe in südwestliche Richtung, dann gelangst du zum ein s tigen Palast. Es ist das letzte Gebäude unseres Reiches, das noch steht. Vielleicht wird dort deine Neugierde befriedigt, und vielleicht wird das, was du dort entdeckst, dich dazu bringen, Ke n tar endlich zu verlassen und nie mehr zurückzukehren. Und jetzt lasse einen alten Kentaren endlich zufri e den.“
    Wothar kehrte Larkyen den Rücken zu und ging seines W e ges.
    Larkyen ließ ihn ziehen. Noch lange sah er ihm nach, bis der Kentare zwischen den Bäumen und Sträuchern verschwand.
    Viele hundert Tage war Larkyen gereist, stets sinnierend, ob er in Kentar willkommen sein würde, doch wieder einmal bekam er die Abneigung der Sterblichen zu spüren. Manche Unster b liche vertraten die Ansicht, dass Larkyens Platz niemals unter den Menschen sein konnte, denn die Menschen galten als Be u te und waren zur Sterblichkeit bestimmt. Schwäche und Ve r wundbarkeit galten als etwas Verachtenswertes. Dabei war die größte Schwäche aller Unsterbl i chen der unerschütterliche Glaube an die eigene Perfektion, so dass sie sich neuen Wegen verschlossen.
    Larkyen wollte sich mit derartigen Gedanken nicht zufri e den geben. Er hegte die Hoffnung auf eine vereinte Welt von Göttern und Me n schen und einer gemeinsamen Zukunft, in der alle voneinander lernen konnten. Hier in Kentar, jenem Stück Land, dem er sich so verbunden fühlte, verbarg sich der Grun d stein für den Anbeginn eines neuen Zeitalters.
    Entgegen den Mythen und Sagen der Menschen, wusste Larkyen um die Herkunft der Unsterblichen und ihrer aller G e hei m nis: In einer Zeit, in der die Sonne so schwarz wurde wie Pech und eine Finsternis einläutete, wie sie die tiefste Nacht nicht hätte hervorbringen können, waren sie von einer Sterbl i chen zur Welt gebracht worden. Sie konnten aufwachsen wie gewöhnliche Menschen, doch sie mussten erst sterben und vom Tode zurückkehren, um sich zur Gottheit erheben zu können. Wiedergeburt nannten sie es, und es hieß, dass damit erst ihr wahres Leben beginne. Fortan erkannten sie nur die schwarze Sonne als ihre große Mutter an, ihren Quell des ewigen Lebens. Und während die meisten von ihnen versuchten, jegliche Eri n nerung an die Zeit vor der Wiedergeburt aus sich zu tilgen, so hatte Larkyen stets versucht, sich gerade diese Erinnerungen zu bewahren. Wen n gleich er die meiste Zeit seines Lebens in den Steppen des Ostens zugebracht hatte und der Westen noch fremd für ihn war, lagen seine Wurzeln in Kentar, und dies nicht anzuerkennen, hieße sich selbst zu belügen.
    Sie verspürten Erleichterung, als die Landschaft endlich wieder frei von Gebeinen war, und sie in eine Wildnis kamen, in der keine Sp u ren menschlicher Kriege mehr zu finden waren.
    „Was hast du von dem Sterblichen erwartet?“ fragte Patr y ous fordernd. „Sie sehen in unsere wilden Augen, erkennen u n sere ewige Jugend und die ungebändigte Kraft die uns inn e wohnt, doch die Furcht, die sie vor uns empfinden, die Abne i gung, das alles basiert auf Jahrtausende alten Ereignissen. Für manche Menschen verkö r pern wir nichts als den Tod, sind wir die Verschlinger von Leben, sind wir Götter.“ 
    „Dennoch war der Name Tarynaars im Westen nicht immer so ve r hasst wie heute.“
    „Ich konnte die lärmende Stimme des Kentaren aus der En t fernung hören, seine Flüche, die meinem einstigen Geliebten ga l ten. Tarynaar hatte damals viel Zeit und Mühen in das Volk der Kentaren investiert, er verhalf ihnen zu ihrer Hochkultur, die sie so leichtfertig durch unüberlegte Kriegstreiberei ve r spielten.“
    „Fast glaube
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