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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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Orangeton hatte, den man wahrscheinlich Melone nannte.
    Ich verkniff es mir, die Augen zu verdrehen, während ich mich zur Seite beugte, um mir den Inhalt des Beutels anzusehen.
    Und spürte, wie meine Augenbrauen vor Überraschung in die Höhe gingen.

 
    3
    Die Sonne glitzerte auf dem Plastik zwischen Slidells Daumen und Zeigefinger.
    Ich wartete auf eine Erklärung.
    »Das Opfer hatte eine Handtasche. Kreischend pink, nur so groß wie ein Burger, Nuttenriemchen.«
    »Ich trage auch eine Schultertasche.« Slidells Sarkasmus machte mich wie üblich reizbar. Wie auch seine vorschnelle Schlussfolgerung, das Unfallfluchtopfer sei eine Prostituierte.
    »Leuchtend pink? Geformt wie eine gottverdammte Comickatze?«
    »Sind Sie sicher, dass es ihre war?«
    »Das Ding lag im Gestrüpp, drei Meter von der Leiche entfernt. Hatte noch nicht lange dort gelegen. Wir untersuchen sie noch nach Fingerabdrücken. Aber ja, ich bin sicher, dass es ihre war.«
    »Das war in der Handtasche?« Ich deutete auf das Objekt in der Tüte.
    »Zusammen mit einem komm-fick-mich-roten Lippenstift.«
    »Bargeld?«
    »Ein Zehner und zwei Einer. Lose. Einfach nur reingestopft.«
    »Sonst noch was?«
    »Nada … bis auf.« Er wedelte mit dem Tütchen. Der Erstaunliche Slidell, Zauberer von Mecklenburg.
    Ich nahm die Tüte und schaute mir das Plastikrechteck darin genau an, denn ich war sicher, dass ich die winzigen schwarzen Buchstaben auf der Oberseite falsch gelesen hatte.
    Hatte ich nicht.
    »Was soll ich damit?«
    »Dachte, es interessiert Sie vielleicht.«
    Die gelb-braune US Airways Club Card hatte eine Gültigkeit bis Februar des folgenden Jahres. Das Konto lief auf den Namen John-Henry Story.
    »Sie hatte John-Henry Storys Fluglinien-Clubkarte?«
    Slidell nickte.
    »Wie kam sie dazu?«
    »Intelligente Frage, Doc. Und hier ist noch eine. Story ist vor sechs Monaten verbrannt. Wo war das Plastik in der Zwischenzeit?«
    Das ergab keinen Sinn.
    »Die Sache ist die, Story stirbt, aber seine Karte lebt weiter. Nur in einer Art Dämmerschlaf«, sagte Slidell. »Ich habe es kontrolliert. Zum letzten Mal wurde die Karte sechs Wochen vor dem Feuer benutzt.«
    »Wohin flog er?«
    »Daran arbeite ich noch.«
    »War irgendjemand bei ihm?«
    »Ein Gast.«
    »Das Mädchen?«
    »Diese Information wird nicht gespeichert.«
    Slidell zog noch eine Ziploc-Tüte aus seiner Tasche. »Und das war auch noch in ihrer Handtasche.«
    Ich betrachtete den Papierfetzen durch das Plastik. Darauf stand gekritzelt: Las clases de Inglés. Saint Vincent de Paul Catholic Church.
    Ich schaute Slidell an. Er schaute mich an und zuckte die Achseln.
    Ich wollte meine Habseligkeiten zusammenraffen, bevor ich aus dem Taurus stieg, aber natürlich hatte ich keine Habseligkeiten. Keine Schuhe, keine Handtasche, weder Haus-noch Autoschlüssel, kein Handy, kein Bargeld, keine Karten.
    Zu einer anderen Zeit hätte ich Katy anrufen und sie um die Ersatzschlüssel bitten können, die sie für mein Haus aufbewahrt.
    O Gott. Katy.
    »Hören Sie, danke, dass Sie mich hergefahren haben. Ich –«
    »Sie sind mir was schuldig? Machen Sie sich darüber jetzt keine Gedanken.«
    Jetzt? Klasse.
    Ich zog die Hosenbeine hoch, schwang mich aus dem Taurus und eilte zur Eingangstür. Über den glatten Asphalt zu laufen war so ziemlich die größte Freude, die ich den ganzen Tag erlebt hatte. Ich blieb einen Augenblick stehen und genoss den kühlenden Stein.
    In meinem Büro warteten Laborkluft und vernünftige Schuhe. Bald würde ich einigermaßen präsentabel sein.
    Wie schon Slidell würde mein Erscheinungsbild die Leute drinnen weniger schockieren als amüsieren. Ich war schon schlimmer aussehend und riechend aufgetaucht.
    Bis auf Mrs. Flowers. Sie würde ihr Missfallen durch eine minimale Augenverengung und ein hastiges Neuordnen ihres bereits penibel ordentlichen Schreibtisches kundtun.
    Ich nickte Mrs. Flowers durch das Rezeptionsfenster zu. Nachdem sie mich eingelassen hatte, winkte sie mich mit einer Fingerbewegung zu sich.
    Obwohl Mrs. Flowers einen Vornamen hatte – Eunice –, war sie nach meinem Wissen noch nie anders als mit Mrs. Flowers angesprochen worden. Der Namen passt so gut zu ihr, dass ich mich manchmal frage, ob sie einen Verehrer namens Smith oder Gaspard geheiratet hat. Sie ist eine Pfingstrose von einer Frau, mit einer vollen Figur und einer Haut, die sie offensichtlich seit Kindertagen verwöhnt. Der einzige Makel dieser perfekten Haut? Mrs. Flowers’ Farben in Gegenwart des
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