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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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Bankett, auf der den Schienen gegenüberliegenden Seite.«
    »Wie oft fährt zu dieser Zeit ein Zug durch?«
    »Der letzte fährt um kurz nach eins. Der nächste erst wieder um fünf.«
    »Was ist mit Metallpartikeln?«, fragte ich Larabee. »Oder Öl? Haben Sie irgendwelche Ablagerungen auf ihrer Haut oder ihren Haaren gefunden? Auf der Kleidung?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist unwahrscheinlich, dass Partikel so weit durch die Luft spritzen, aber ich kontrolliere das noch einmal. Woran denken Sie?«
    »Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Zugablagerungen könnte den Zeitrahmen weiter eingrenzen.«
    Larabee breitete zwei sehnige Hände aus, die Innenflächen nach außen. »Einen Versuch ist es wert.«
    Ich wandte mich wieder an Slidell. »Wie wurde sie gefunden?«
    »Kurz nach sieben kam ein Anruf rein. Lehrerin auf dem Weg zur Arbeit. Hat was gesehen, das sie für eine Kleiderpuppe hielt, und fuhr an den Rand, weil sie dachte, sie könnte das Ding für eine Schulaufführung benutzen. Hat dann ihre Cornflakes ausgespuckt und 911 gewählt.«
    Ich nahm die Tatortfotos zur Hand und arbeitete mich durch eine Reihe von Aufnahmen, die aus einer gewissen Distanz der Leichenfundstelle immer näher kamen.
    Die ersten zeigten ein Straßenstück, das dem in meiner Vorstellung ziemlich ähnlich war. Rechts warfen die erhöhten Gleise der Stadtbahn im tiefen Licht der Morgendämmerung lange Schatten über Böschung, Bankett und Straßenbelag.
    Links, vielleicht achtzig Meter von dem gelben Absperrband entfernt, das die Leiche umgab, stand ein kleines Gebäude mit Stuckverzierung und einem Kiesparkplatz davor.
    »Was ist das?«
    »Ein Laden für Partybedarf. Steht seit Monaten leer.«
    »Und das?« Ich deutete auf ein einstöckiges, fensterloses Gebäude.
    »Irgendein Laden, der Lagerraum für privat vermietet.«
    Die nächsten Fotos näherten sich der Leiche und der unmittelbaren Umgebung. Von Westen her mündete die Rountree Road ein. Die Old Pineville verlief von Süden nach Norden. Auf Letzterer lag einer der Vinylstiefel. Mein Blick wanderte über den Asphalt.
    Parallel zum rechten Bankett verlief ein Streifen aus Gras und Fuchsschwanz, der dort, wo das Gelände sich zu einem Graben neben der Stützmauer der Stadtbahn absenkte, in Gestrüpp überging.
    Gegenüber auf der Rountree bemerkte ich einen unregelmäßigen Erdfleck und eine Ansammlung verspritzter loser Steine auf dem Kiesbankett, etwas, das aussah wie ein zerdrückter Pappbecher und eine Bierdose. Weiße Spitzen lugten aus dem Gestrüpp hervor. Abfall?
    »Glauben Sie, dass da irgendwas Nützliches sein könnte? Fingerabdrücke auf Becher oder Dose? Irgendwas im Abfall?«
    Slidell leckte sich den Daumen, blätterte um und schrieb in sein Notizbuch.
    Auf den nächsten Aufnahmen war das Mädchen mit einer roten Wolldecke bedeckt, eine Ecke ihres Rocks und ein Bein lugten links daraus hervor. Das Bein stand in einem unnatürlichen Winkel von der Hüfte ab. Daneben, doch nicht am Fuß, lag der andere Stiefel.
    Die Erhebung unter der Decke sah erbarmungswürdig klein aus. Als ich den Umriss absuchte, sah ich, dass das andere Bein gerade war, der Fuß jedoch unnatürlich in Richtung des Kopfes geknickt. Ein Arm schien ausgestreckt zu sein. Die Position des anderen war nicht zu erkennen.
    Ein Band aus Wut und Traurigkeit schnürte mir die Brust zusammen. Ich atmete tief durch.
    »Wer hat sie zugedeckt?« Ich wusste, dass es nicht die Spurensicherung gewesen war. Speziell ausgebildete Techniker würden nie riskieren, Fasern zu übertragen oder Spuren zu kontaminieren.
    Slidell blätterte in seinem Notizbuch zurück.
    »Lydia Dreos.«
    »Die Lehrerin?«
    »Ja. Das hatte ich vergessen. Sie hatte die Decke im Kofferraum.«
    Auf den nächsten Fotos lag das Mädchen unbedeckt da, die Decke zusammengefaltet in einer Beweismitteltüte neben ihr. Die Haut wirkte gespenstisch weiß vor dem Hintergrund des öldunklen Kieses, des Asphalts und der gesprenkelten Vegetation.
    Mir fiel etwas ein.
    »Sie hatte keine Jacke.«
    Ich spürte, dass Slidell den Kopf schüttelte.
    »Gestern Nacht hatte es nur neun Grad«, ergänzte ich das Offensichtliche.
    Niemand antwortete.
    Ich arbeitete mich weiter durch die Nahaufnahmen des zerschundenen Gesichts, der zerquetschten Hände und der traurigen, kleinen Stiefel.
    »Die Höhe der Verletzungen am hinteren Oberschenkelmuskel wird uns eine Schätzung der Stoßstangenhöhe ermöglichen. Damit sollten wir den Fahrzeugtyp eingrenzen
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