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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen
Autoren: Vampira VA
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vermischte sich mit dem Gestank des Betrunkenen, und er beschloß, zu ihr hinüberzugehen und sie anzusprechen, bevor ihm übel wurde.
    Zuerst bemerkte sie den jungen Mann gar nicht, der sich lässig auf sie zubewegte. Ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln genügte. Er sah recht gut aus, hatte schwarze, hüftlange Haare, trug einen schwarzen Ledermantel, der bis zu den Knöcheln reichte, Motorradstiefel, schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd. Wahrscheinlich gehörte er zu den farblosen Grufties, die ihr Leben so schrecklich fanden und deshalb als finstere Schatten auftraten, um sich in Szene zu setzen.
    Ein für ihren Geschmack viel zu trostloser Verein. Rebecca liebte das Leben, die Farbenpracht der Welt, den Sonnenschein und die Freude an sich. Sie war ein Mädchen voller Tatendrang und Energie - wenn da nicht dieses kleine Problem gewesen wäre, das ihr arg zu schaffen machte.
    »Hallo«, hörte sie seine tiefe Stimme neben sich. Sie drehte dem Jungen den Kopf zu und erwiderte seinen Gruß. Jetzt, da sie ihn richtig ansah, stellte sie fest, daß er tatsächlich in gewisser Weise ihrem Geschmack entsprach. Sein Blick war nicht traurig, und der Typ machte auch sonst einen mehr zufriedenen Eindruck. Vielleicht gehörte er nicht zu den Grufties, sondern war einfach nur ein wenig anders. Ein Geheimnis umgab ihn, ein finsteres, aber romantisches Geheimnis, dem sie gerne auf die Spur kommen würde. Sie beschloß, sich ihm vorzustellen.
    »Hi, ich war noch nie hier in der Stadt. Kannst du mir ein gutes Hotel empfehlen? Nicht so teuer, wenn es sich machen ließe.«
    Der Fremde lächelte. Es war ein mysteriöses, vielversprechendes Lächeln, das ihr Herz zum Schmelzen brachte.
    »In dieser Stadt gibt es zu viele billige Absteigen, die für eine Prinzessin zu schade sind«, sagte er und schaute ihr direkt in die Augen.
    Na toll, dachte Rebecca, das ist ja wohl eine der billigsten Anmachen überhaupt. Schon hatte er ein wenig von seinem Reiz eingebüßt. Sie glaubte tief in seinem Blick lodernde Flammen zu erkennen, dann ein Sternenmeer, als wäre er ein Wesen aus einer anderen Welt, das sich auf der Erde verirrt hatte. Ein Fremdling auf der Suche nach etwas, das ihm gleichen könnte und nicht so war wie die übrigen Menschen.
    Da hast du mit mir voll ins Schwarze getroffen, überlegte sie still. Ich bin genau das, wonach du suchst, ganz anders als die übrigen Menschen. Ein Hauch bitterer Ironie mischte sich unter ihre Gedanken. Wenn er doch wüßte, wie anders sie war.
    »Glaubst du nicht, daß es für ein solches Angebot noch ein wenig zu früh ist?« antwortete Rebecca und senkte den Blick. Sie entschied sich für die Rolle der schüchternen, unnahbaren Schönheit, um eventuelle Peinlichkeiten gleich im Keim zu ersticken. »Ich kenne ja nicht mal deinen Namen.«
    »Was bedeuten Namen? Die Nacht hat viele Schatten, und keiner davon hat einen Namen. Aber gut: Ich heiße Abraham. Und mir liegt es fern, dich in irgendeine dunkle Ecke zu zerren.«
    »Gut zu wissen«, meinte Rebecca und legte die Maskerade der Zurückhaltung genauso schnell wieder ab, wie sie sie hervorgeholt hatte. Sie hatte ein instinktives Verlangen danach, seinen Körper zu spüren, ihn zu küssen, zu umarmen. Etwas an diesem Jungen mit dem altmodischen Namen erregte Rebecca, brachte ihr Blut zum Kochen.
    Obwohl sie erst siebzehn war, befand sich Rebecca schon seit zwei Jahren auf der Wanderschaft von einer Stadt zur nächsten, immer auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihr Problem endlich bewältigen könnte. Trotz ihrer Jugend hatte sie schon viele Männer gehabt, aber keiner von denen war der Richtige gewesen. Keiner von ihnen hatte ihren Hunger gestillt.
    Abraham war anders. Seine seltsame Art, wie er sie anschaute: durchdringend, jedoch ohne ihr das Gefühl zu vermitteln, er wäre nur an Sex interessiert. Dieser Blick ging tief in ihr Innerstes, in ihre Seele, benebelte ihre Sinne. Rebecca wußte, daß sie ihm verfallen würde.
    »Du bist wunderschön«, sagte er. Bei allen anderen Männern hätte sie nun sofort den Rückzug angetreten oder sie für immer zum Schweigen gebracht, doch Abrahams tatsächliche Worte kamen nicht aus seinem Mund. Sie kamen aus seinem Geist und drangen in den ihren ein. Und dort hörte es sich nicht wie eine abgedroschene Phrase an, mehr wie ein Befehl, oder nein, eher wie eine Bitte, ein Flehen: Küß mich!
    Rebecca konnte nicht anders. Sie ließ ihre Tasche zu Boden fallen, legte ihm beide Arme um den Hals und berührte
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