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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen
Autoren: Vampira VA
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Augenblick ab - und verschwand im Maul des Ungeheuers!
    Wie ein Stein raste Lilith den Schlund des Drachen hinab.
    Nichts im Innern des Monstrums war von organischer Substanz, nichts, was irgendwie an die Eingeweide eines wirklichen Lebewesens erinnert hätte.
    Und doch herrschte keine Leere hier drin. Dinge, deren Präsenz allein genügte, den Geist zu zermürben, waren überall, stinkend und in sich lebend.
    Lilith wußte, daß sie nicht länger als Sekunden hier verweilen durfte, ohne selbst daran zugrunde zu gehen. Sie transformierte in menschliche Gestalt, entließ die Bestie aus den Kerkern ihrer Seele und gewährte ihrer Zerstörungswut freien Lauf!
    *
    Wyandos Welt zerbrach. Lilith konnte ihren Niedergang mitansehen.
    Die Schlacht war geschlagen. Der Drache hatte sich zurückgezogen, brüllend in Agonie, die sie ihm beschert hatte - sie oder jene Vampirin, die in ihr war und deren Gewalt sie selbst schaudern ließ. Denn nie zuvor hatte sie sich mit solcher Grausamkeit gezeigt.
    Lilith erwachte in der Höhle. Wo der Pfahl gestanden hatte, war nichts mehr. Nur das Loch, in dem er gesteckt hatte, gähnte im felsigen Boden.
    Ein Blick berührte Lilith. Warm, zärtlich, wohltuend. Sie erwiderte ihn.
    Hidden Moons Lippen lächelten, doch seine Augen lagen im Schatten von Trauer und Schmerz, der auf eigenartige Weise ihr eigener wurde. Zu seinen Füßen ruhte der Kadaver seines Adlers.
    Wortlos nahm er Liliths Hand, zog sie hoch. Seite an Seite verließen sie die Höhle.
    Adler und Fledermaus schwangen sich auf in das blutrote Licht des beginnenden Morgens.
    *
    Der Tod hatte das Dorf der Arapaho verlassen. Doch das Leben war nicht vollends zurückgekehrt. Schmerz und Trauer, tiefe Verwirrung und Zweifel herrschten vor.
    Makootemane, ihrer aller Vater, war nicht mehr. Die Adler des Stammes waren tot - bis auf jene vier, die in den Weiten des Landes unterwegs gewesen waren. Und nun wurde auch klar, was es mit den vier Arapaho auf sich hatte, die vom Bösen verschont geblieben waren. Über sie, die geistigen Brüder jener überlebenden Adler, hatte der Purpurdrache keine Gewalt gehabt.
    Aber »verschont« bedeutete nicht, daß der Drache Gnade hätte walten lassen. Die vier Brüder waren tot. Was das Böse nicht vereinnahmen konnte, das vernichtete es.
    Nichts war mehr wie so, wie es Jahrhunderte lang gewesen war.
    Und vielleicht empfanden die Arapaho dieses Los als schlimmer als den endgültigen Tod.
    Dieser Eindruck drängte sich ihr auf, als Lilith an Wyandos Seite im Kreis seiner Brüder und Schwestern saß.
    »Also habt ihr den Drachen besiegt, gegen den der große Makoo-temane vergebens kämpfte?« fragte Tawak. Er gab sich keine Mühe, seine Zweifel zu verhehlen.
    Wyando schüttelte den Kopf. »Nicht besiegt. Nur geschlagen. Ich selbst mag fortan gegen ihn gefeit sein, ihr seid es nicht. Meidet ihn also, und meidet jene, die sein Feuer in sich tragen.«
    Metseeh, die Vampirin mit dem vielleicht kindlichsten Gesicht von allen, sah ihren Bruder an. »Du beharrst also auf deiner Meinung, daß wir das Dorf aufgeben und unsere Heimat verlassen sollten?«
    Wyando hob eine Handvoll Staub vom Boden und ließ ihn durch seine Finger rieseln.
    »Dieser Boden ist nicht mehr der, auf dem wir seit der Kelchtaufe lebten. Warum sollten wir hierbleiben? Außerdem müssen wir neue Adler finden, wenn wir das Böse in uns dauerhaft bekämpfen wollen.«
    Schweigend löste sich das Rund der Arapaho auf. Stumm, aber gebückt wie unter schwerer Last gingen die Vampire davon, einem neuen Leben entgegen.
    »Creeaa .«
    Wyando wandte fast erschrocken den Kopf, sah Lilith an.
    »Was hast du gesagt?« fragte er unsicher.
    Sie blickte den Arapaho an, doch sie sah den Schädel eines Adlers, den erlöschenden Glanz seiner Augen .
    Sie wiederholte den Laut, ohne es bewußt zu wollen, und ihre Stimme klang fremd in ihren eigenen Ohren. Wie der Schrei eines Adlers .
    Wyando lächelte, und diesmal erreichte es auch seine Augen.
    Er nahm ihre Hand.
    »Laß uns gehen«, sagte er. »Wohin auch immer ...«, erwiderte Lilith. . .. und laß uns alles teilen, fügte sie hinzu, nur in Gedanken. Doch Hidden Moon verstand es. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Lilith erfuhr nicht, was. Weil sie selbst ihm die Lippen mit den ihren verschloß.
    EPILOG
    Er lebte auf der anderen Seite der Welt.
    Und war zu Hause in vielen Welten.
    In Chiydoas Brust schlug das Herz eines gezähmten Wolfes. Einer Bestie, die Chiyoda gebändigt hatte - seit so vielen
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